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Schikanöse wöchentliche Gespräche

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Nach Rückkehr aus meinen Ferien zitiert mich Kotz am 25. August in sein Büro. Dabei eröffnet er mir, dass ich ab sofort nicht mehr im Projekt arbeite und er das Heft an einen externen Mitarbeiter übergeben habe. Er legt mir die zusätzliche Zielvereinbarung [14] zur Ansicht und Besprechung vor und bittet mich, diese zu unterschreiben. Das Dokument listet die Verfehlungen auf, die mir angelastet werden, und vereinbart Ziele, um die den Verfehlungen zugrunde liegenden Mängel zu beheben. Konkret wird mir vorgeworfen, ich sei mehrmals unabgemeldet dem Arbeitsplatz ferngeblieben, ohne nachträgliche Begründung und ohne Vorweisen eines Arztzeugnisses. Außerdem habe die Projektberichterstattung nicht immer reibungslos geklappt und ich hätte mich bei Arbeitskollegen und dem Kunden negativ über das BIT geäußert. Des Weiteren wird meine Fachkompetenz in der Programmiersprache C# bemängelt. Hingegen werden meine Kenntnisse im Datenbankbereich als gut eingestuft.

Ich frage mich: Ist das wirklich alles? Erstens handelt es sich doch um eher harmlose Verfehlungen, wenn man überhaupt von Verfehlungen reden will, und ich kann sie fast vollständig entkräften oder begründen. Zu den unabgemeldeten Abwesenheiten: Fakt ist, dass ich in den Monaten April bis Juni keinen Linienvorgesetzten hatte und folglich auch nicht wusste, bei wem ich mich hätte abmelden sollen. Außerdem handelte es sich nur um wenige und kurze Abwesenheiten, für die gar kein Arztzeugnis erforderlich ist. [15] Die ungewollte Übernahme der Führung hat zu gesundheitlichen Rückschlägen geführt und die Abwesenheiten hängen ursächlich damit zusammen. Dies erwähne ich allerdings nicht im Gespräch. Die Projektberichterstattung klappte deshalb nicht, weil ich mit der dafür zuständigen Sekretärin seit meiner Probezeit in einem Streit stehe. Damals hat sich niemand darüber beschwert. Wenn es so gravierend gewesen wäre, hätte sicher jemand etwas gesagt. Dann wiederum hätte ich beim damaligen Vorgesetzten Kackebart vorgesprochen und mich über das Benehmen der Sekretärin beschwert. [16] Und was die bemängelte Fachkompetenz angeht, so ist zu sagen, dass ich mich seit Monaten darüber beschwere, dass das Stellenprofil nicht mit der effektiven Tätigkeit übereinstimmt. Die Kritik bezieht sich auf Kompetenzen, die für die im Stellenprofil angegebenen Aufgaben gar nicht erforderlich und dort auch nicht aufgelistet sind. Obwohl bei der Stellenbewerbung nicht gefordert, hätte ich das Problem erkannt und würde mich um eine Behebung der Wissenslücken bemühen. Ich weise darauf hin, dass ich einen Antrag für finanzielle Unterstützung [17] bei einer entsprechenden Weiterbildung gestellt habe, der auch genehmigt wurde. Die Schulung beginnt aber erst im Herbst. Die anderen Kompetenzen werden auch nicht bestritten, mit anderen Worten, ich erfülle die Anforderungen gemäß dem bei der Bewerbung ausgeschriebenen Anforderungsprofil. Ich weigere mich, die Vereinbarung zu unterschreiben, und verlasse verärgert das Büro.

Da ich nicht mehr im Projekt Castem arbeite und keine neuen Aufgaben erhalte, beschäftige ich mich in den nächsten Tagen selber und versuche, die Ursache der Performanceprobleme zu eruieren. Dabei macht mir die zunehmende Isolation zu schaffen, kaum jemand spricht mit mir, auch nicht bei Bürofeiern.

Am Freitag muss ich bei Kotz zu einem Zielerreichungsgespräch antraben. Diese sollen nun wöchentlich stattfinden und dienen vordergründig dem

Zweck, zu überprüfen, ob ich auf Kurs bin. In Wirklichkeit geht es nur darum, mir alle möglichen Verfehlungen der vergangenen Woche vorzuwerfen und diese in einer Aktennotiz festzuhalten. Nach dem Gespräch, das eher wie ein Verhör anmutet, gehe ich sofort nach Hause.

Dieses Spiel wiederholt sich nun in den nächsten Wochen und verursacht immer wieder krankheitsbedingte Ausfälle. [18][19] Dabei nutzt Kotz meine nun unvermeidlichen Fehler aus, die Folge des Psychoterrors sind. Er schreibt sinngemäß in diversen Mails an die Geschäftsleitung: »Markus fühlte sich wohl in seiner Integrität gestört und hat deshalb am Gespräch nicht teilgenommen [20] … Wir müssen alleine schon wegen seines Konsums von Schlafmitteln aufgrund von Schlafstörungen intervenieren [21]« In der Folge versucht er, mich an einen Vertrauensarzt des BIT zu überweisen, was mich erst recht in Rage bringt.

Die Situation eskaliert am 16. September bei einem weiteren demütigenden Zielerreichungsgespräch schließlich vollständig. [22] In diesem lasse ich mich sogar zu einer versteckten Selbstmorddrohung hinreißen. Nach dem Gespräch verlasse ich das Büro umgehend, wie ich das bereits bei den vorherigen gemacht habe.

Ich kontaktiere am gleichen Nachmittag einen Anwalt der Mobbing-Zentrale Schweiz [23] und bitte um Rat. »Schreiben Sie sofort einen eingeschriebenen Brief an die Geschäftsleitung und fordern Sie diese auf, ihre Fürsorgepflicht wahrzunehmen. Stellen Sie sicher, dass das Schreiben in ihrem Personaldossier hinterlegt wird«, ermutigt mich der Anwalt zur entschiedenen Gegenwehr.

Ich halte mich an diesen Rat. Umgehend schreibe ich als Vorabinformation eine Mail an die Geschäftsleitung inklusive Direktor, in der ich diese auffordere, alles zu unternehmen, um die Angriffe einzustellen. [24] Ich erwähne, dass die Aufforderung auch noch mit eingeschriebener Post zugestellt wird. Diese Nachricht löst eine Kaskade von Mails zwischen den am Konflikt Beteiligten aus. [25-29] Kotz streut gezielt Gerüchte über mich, indem er mir in einer Mail [25] an Abteilungsleiter, Geschäftsleitung und HR unterstellt, ich könnte physische Gewalt gegenüber dem Team oder Management ausüben. Wie er darauf kommt, weiß ich nicht. Ich habe nie so etwas auch nur angedeutet. Die Vizedirektorin des Lösungszentrums flüstert dem Direktor Lügengeschichten über mich ins Ohr. Dabei nutzt sie geschickt den Umstand aus, dass mich ein Team anstellte, das zu einer Abteilung gehörte, dessen Leiter sie erfolgreich entmachtete. Sie kann damit auf das Wohlwollen des Direktors zählen. Sie übersieht dabei aber, dass ich dem Team lediglich vier Monate angehörte, nachdem ich zum BIT stieß. Das scheint sie nicht weiter zu stören. Stattdessen nutzt sie den zu ihren Gunsten ausgegangenen Konflikt aus, um mich zu demontieren.

Wie vom Anwalt angeraten, verschicke ich am darauffolgenden Tag den Brief [30] eingeschrieben an die Geschäftsleitung.

Um die Situation zu beruhigen, fordert mich Hinkebein auf, daheim zu bleiben, da die Angelegenheit vor Rückkehr an den Arbeitsplatz von externen Stellen untersucht werden müsse. [28] Ich werde also freigestellt und kann den nun folgenden Kampf von zu Hause aus führen.

Zwei Tage nach meiner Freistellung wird mein Account gesperrt. [29]

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