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Übernahme der Führung - gesundheitliche Rückschläge

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Nach Abschluss der Probezeit beginne ich unverzüglich mit den dringendsten Maßnahmen. Ich weiß zwar, dass ich als Spezialist ohne Führungsfunktion eingestellt wurde, aber ich kann nicht mehr weiter zusehen, wie das Projekt führungslos dahinschlittert. Da der Projektleiter offensichtlich überfordert ist und auch die Führung in der Linie nicht klappt, nehme ich das Zepter in die Hand.

Die erste und wichtigste Entscheidung, die ich fälle, ist die Trennung von Castem und der generischen Softwarearchitektur (G-SOA). Eine für Castem lebensrettende Maßnahme, wie sich später herausstellen wird. Ich habe während mehrerer Monate erfolglos versucht, Bausteine der generischen Architektur zu integrieren; entweder waren sie nicht verfügbar, machten nicht, was sie sollten, oder sie funktionierten überhaupt nicht. Das ist ein unhaltbarer Zustand. Meine Entscheidung wird von den Verantwortlichen des BFS mit großer Erleichterung aufgenommen. Mir fiel in den Monaten zuvor nämlich auf, dass die Herren jedes Mal die Nase rümpften, wenn das Projekt G-SOA zur Sprache kam. Ich erfahre erst jetzt, warum das so ist: Das Projekt sei für das BFS eine Bürde und verursache eine große Unzufriedenheit bei den Betroffenen. Vieles funktioniere überhaupt nicht oder wenn, dann nur mit großem Aufwand. Bei aller Freude über meine Entscheidung muss ich darauf hinweisen, dass wir in den vergangenen Monaten zum Teil für den Papierkorb gearbeitet haben und die Komponenten, die wir von G-SOA nutzen wollten, nun selber entwickeln müssen. Das wird Folgen für die Zeitplanung und Kosten haben.

Die zweite wichtige Maßnahme ist die Fertigstellung der dringend benötigten Spezifikation. Weil sie lückenhaft ist, konnte ich vieles nicht realisieren oder ich musste auf Annahmen abstellen. Ich organisiere ein Treffen mit einem Statistiker beim BFS, einem Doktor der Mathematik, mit dem ich die Materie vertieft analysiere. Ich habe das erste Mal das Gefühl, dass ich mich mit einem fachlich kompetenten Ansprechpartner unterhalte.

Als letzte Maßnahme beantrage ich eine personelle Verstärkung. Ich suche vor allem jemanden, der mich bei der Entwicklung der Web-Applikation entlasten kann. Wie gesagt bin ich als Datenbankspezialist angestellt worden und kenne mich mit der Webprogrammierung nicht so gut aus. Eine Verstärkung wird für Januar angekündigt.

Anfang Januar 2008 besuchen der Projektleiter Powischer und ich das BFS. Bei diesem Besuch erhalten wir endlich eine brauchbare Spezifikation. »Auf eine solche Beschreibung habe ich seit Monaten gewartet«, bringe ich meinen Missmut zum Ausdruck. Powischer schiebt die Spezifikation mit der Bemerkung zu mir rüber: »Markus, ich wünsche dir viel Erfolg bei der Umsetzung!« – »Wir erwarten eine Realisierung bis Ende Januar«, legen die Herren des BFS nach. Ich denke, ich höre nicht richtig. Man hat mich vier Monate hingehalten, zwang mich, die Führung zu übernehmen, weil es sonst niemand tat, und jetzt soll ich auch noch alles in vier Wochen umsetzen? Eigentlich müsste ich mich jetzt wehren, tue es aber nicht. Stattdessen mache ich mich mit dem neuen Mitarbeiter sofort an die Umsetzung. Außer den produktiven Testdaten haben wir nun alles, um die Software zu realisieren.

Wir kommen zügig voran, können aber den Fertigstellungstermin auf Ende Januar erwartungsgemäß nicht halten. Wir beantragen deshalb eine Verschiebung bis Ende März, was vom Kunden (BFS) akzeptiert wird.

Ich bin – ohne es zu wollen – in eine Führungsrolle gedrängt worden und habe mich gesundheitlich prompt überfordert. Bereits im Dezember erkranke ich an einer Gürtelrose. Ich lasse mich im Inselspital behandeln. Dank sofort eingeleiteter Medikation bekommen wir die Infektion in den Griff und sie heilt komplikationslos aus. Ich erzähle davon dem Hautarzt, welcher das Melanom entdeckt und mir dadurch das Leben gerettet hat. »Sie müssen aufpassen und unbedingt die Termine der Krebsnachsorge einhalten. Sind Sie erhöhtem Stress ausgesetzt?« Das bin ich allerdings, lasse die Frage aber unbeantwortet.

Kurze Zeit nach Abheilen der Infektion stellen sich hartnäckige Schmerzen im linken Oberarm ein. Ich musste ja Lymphknoten entfernen lassen und hatte danach im Oberarm über einen längeren Zeitraum Schmerzen, die dann abgeklungen sind. Möglicherweise bedingt durch eine von der Gürtelrose verursachten Schwächung, treten diese wieder auf und gehen auch über Wochen nicht weg. Im Gegenteil, es gesellen sich weitere Schmerzen an verschiedenen Körperstellen dazu, die meine Beweglichkeit manchmal so stark einschränken, dass ich mich morgens nur mit Mühe selber anziehen kann. Ich berichte den Ärzten davon und erhalte eine Überweisung an einen Physiotherapeuten.

DIE ENTSCHEIDUNG - BEGEGNUNG MIT EINEM KANNIBALEN

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