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7. – 17. April 2011: Konkrete Suizidvorbereitungen

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Und so beschäftige ich mich in den folgenden Tagen intensiv mit verschiedenen Methoden der Selbsttötung. Da ich in einem Hochhaus wohne, habe ich mir auch schon überlegt, mich vom Hochhausdach zu stürzen. Ein Blick in die Tiefe bringt mich aber schnell von diesem Plan ab. In nüchternem Zustand schaffe ich es nicht, mich da hinunterzustürzen.

Ich suche nach Alternativen im Internet. Anfänglich finde ich nichts, was mich überzeugt. Nach längerem Suchen stoße ich schließlich auf eine Ärztegruppe in Holland, [74] welche eine Suizidanleitung in Buchform [75] herausgibt. Das Buch richtet sich an Menschen, die aufgrund einer schweren körperlichen oder geistigen Krankheit einen anhaltenden Todeswunsch hegen. Ich fühle mich von den Ausführungen angesprochen, weil die von den Ärzten der Stiftung propagierte Suizidmethode als sicher und human beschrieben wird. Eigentlich gehöre ich nicht zur Zielgruppe, denn ich bin weder physisch noch geistig krank, außer man betrachtet Hoffnungslosigkeit als eine geistige Krankheit. Die Hürden für die Ausführung der Methode sind allerdings recht hoch und erfordern eine lange Planungszeit. Das Buch wird erst vier Wochen nach Bestellung ausgeliefert und man benötigt verschiedene Medikamente, die in vielen Ländern rezeptpflichtig sind. Die Ärzte geben aber Hinweise, in welchen Ländern man ohne Rezept in den Besitz der Medikamente gelangen kann. Ich entschließe mich trotz der diversen Hürden, das Buch zu bestellen.

Die nächsten Tage beschäftige ich mich mit der Planung und den Kosten der Beerdigung. Ich suche verschiedene Friedhöfe in der Stadt Bern auf, um zu entscheiden, auf welchem ich beerdigt werden möchte. Am 13. April finden Telefongespräche mit der Friedhofsverwaltung, einem Bestattungsinstitut sowie dem Krematorium statt [76]. Ein Testament müsste ich auch noch machen. Allerdings habe ich keine Ahnung, an wen ich meinen Nachlass vererben möchte. Ich verschiebe diese Aufgabe auf einen späteren Zeitpunkt.

Es ist mir ernst. Ich habe mir nicht nur Gedanken über die Suizidmethode, sondern auch erste Schritte in Planung und Umsetzung unternommen. Für mich ist die Option Selbstmord nun mehr als ein blosser Gedanke. Wenn ich beabsichtige, mein Leben zu beenden, dann muss alles sicher, schnell und schmerzlos gehen. Auf Diskussionen über Sinn oder Unsinn eines Suizides lasse ich mich gar nicht mehr ein. Ich denke deshalb auch nicht daran, einen Psychologen aufzusuchen. Trotz oder vielleicht wegen der konkreten Planung gelingt es mir, einen relativ geregelten Tagesablauf beizubehalten. Ich gehe nach wie vor regelmäßig zum Krafttraining, erzähle im Klub aber niemandem etwas über meine Absichten.

Irgendwann zwischen dem 6. und 15. April erhalte ich von meinem Ex-Vorgesetzten eine Mail, in der er mich auffordert, den Laptop sowie das Handy zurückzuschicken. Da ich nicht auf die Aufforderung reagiere, schaltet sich der Vermittler ein und fordert mich ebenfalls mit Mails auf, die ausgehändigten Gegenstände zurückzuschicken. Ich erwähne das, weil diese Angelegenheit die Begegnung mit dem Kannibalen und die Polizeioperation immer wieder behindern wird. Auf der einen Seite geht es um Leben und Tod, während auf der anderen Seite einige Leute keine größere Sorge haben, als ein angeblich verloren gegangenes Handy wiederzufinden. Mit ihren Störmanövern nehmen sie in Kauf, dass ein Serienmörder möglicherweise nicht gefasst wird und sie mit ihrem Verhalten weitere Morde ermöglichen. Der Vergleich zeigt, wie egoistisch, oberflächlich und narzisstisch viele Menschen sind und wie unverbindlich die Kommunikation und die Beziehungen durch die neuen Technologien und die veränderte Arbeitswelt geworden sind.

Diese Mails sind der Anfang einer mehrwöchigen Auseinandersetzung, die in einem immer gehässigeren Ton ausgetragen wird. Gegen Ende und kurz vor Ergreifung des Kannibalen muss ich sogar das Telefon abschalten, um mich auf die Polizeioperation konzentrieren zu können. Zum Glück bin ich für die Polizei noch über ein Handy erreichbar, dessen Nummer der Personalvermittler nicht kennt.

Am Vormittag des 18. April 2011 versucht der Geschäftsinhaber der Personalfirma, mich zu erreichen [77]. Ich habe mich zu diesem Zeitpunkt bereits komplett abgewendet und ignoriere alle Kontaktversuche des ehemaligen Arbeitgebers bzw. Stellenvermittlers.

Kurz danach gerate ich in den größten Sturm meines Lebens.

DIE ENTSCHEIDUNG - BEGEGNUNG MIT EINEM KANNIBALEN

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