Читать книгу DIE ENTSCHEIDUNG - BEGEGNUNG MIT EINEM KANNIBALEN - Markus Dubach - Страница 69
Monatelange Beurlaubung – Einschaltung eines Anwaltes
ОглавлениеUmgehend nach dem Gespräch vom 7. Januar setze ich mich mit einem Anwalt meiner Rechtsschutzversicherung in Verbindung. Er rät mir, meine Arbeitskraft ab dem Tag nach Beendigung des Urlaubes anzubieten und so den Arbeitgeber in Annahmeverzug zu setzen. Das mache ich umgehend per Mail [58] und am 26. Januar 2010, nach persönlicher Beratung durch den Anwalt, mit einem Schreiben an den Personalchef. [59] Darin bekräftige ich nochmals, dass ich die Arbeit wieder aufnehmen wolle, und weise die mir am 7. Januar überreichte Verwarnung zurück. Das BIT geht darauf nicht ein und so bleibe ich beurlaubt. Ich erhalte stattdessen eine Einladung zu einer Besprechung am 19. Februar, die – soweit ich mich erinnere – nicht mehr stattfindet. [60]
Danach bleibt es ruhig. Ich höre wochenlang nichts mehr vom BIT. Der Anwalt fordert das BIT zweimal vergeblich auf, das Personaldossier auszuhändigen. [61] [62] »Ich stochere im Nebel herum«, bringt er seine Hilflosigkeit zum Ausdruck. Woran mag das liegen? Haben die verantwortlichen Leute Angst vor einer juristischen Auseinandersetzung, weil diese Ungereimtheiten ans Tageslicht befördern könnte? Spricht die Aktenlage des Personaldossiers gegen den Arbeitgeber? Warum entlässt mich das BIT nicht einfach? Reichen die Entlassungsgründe etwa nicht aus?
Meine Mutmaßungen erweisen sich als richtig: In einer Mail an das HR stellt der zuständige Jurist des Rechtsdienstes fest, dass die Sachlage doch komplexer, will heißen weniger günstig für das BIT sei und er das Personaldossier noch bei sich behalten wolle. [63] Aber das ist nicht alles. Am 31. März reagiert der Personalchef auf die zweite Aufforderung zur Herausgabe des Personaldossiers. [64] Der Rechtsdienst sowie das HR seien an ihre Kapazitätsgrenzen gelangt. Was ist denn bloß passiert? Recherchen im Internet liefern eine mögliche Erklärung. Ich stoße auf interessante Berichte über einen bevorstehenden Stellenabbau: BIT streicht 45 Stellen [65] – Warum 45 Bundesinformatiker den Job verlieren [66], sind die Schlagzeilen der einschlägigen Presse Ende März. Viele Mitarbeiter sind verwirrt, weil bis vor Kurzem noch neue Stellen geschaffen worden sind. Mir geht aber sofort ein Licht auf. Ich verstehe jetzt, warum der Direktor im vergangenen Herbst einen halbtägigen Termin beim RAV (Regionales Arbeitsvermittlungszentrum) in seinen Kalender eingetragen hat, [67] warum Kotz gegen mich intrigiert und warum ich bei der Geschäftsleitung auf taube Ohren stoße: Man wusste offenbar schon zum Zeitpunkt des Mitarbeitergespräches und des Differenzbereinigungsverfahrens, dass Stellen gestrichen werden sollen. Das bestätigt auch das Finanzdepartement in einem Artikel der Berner Zeitung. [68] Man stünde deswegen mit dem BIT schon seit Monaten im Gespräch. Aber warum hat man zu diesem Zeitpunkt noch neue Stellen geschaffen? Ich vermute, dass man vorher noch schnell das Personal mit billigen und willigen Mitarbeitern aufstocken wollte, um dann in einem zweiten Schritt die teuren und unbequemen Mitarbeiter zu entlassen. Diese Vermutung wird dadurch bestärkt, dass es unter den Betroffenen viele ältere und somit teure Mitarbeiter gibt. [69] Das BIT habe sich finanziell verspekuliert, machen Gerüchte in den Gängen des Amtes die Runde. Und die Finanzen lassen sich offenbar nur mit Umschichtung und Abbau des Personals wieder ins Lot bringen.
Beweisen kann man das natürlich nicht. Und das weiß auch das BIT. Der Leiter des Rechtsdienstes argumentiert geschickt, dass das BIT als FLAG-Amt [70] über ein Globalbudget verfüge und somit selber bestimmen könne, wie es Kostenreduktionen umsetzen wolle. Dass das Amt jetzt Stellen abbauen müsse, sei nicht vorgesehen gewesen. Er schiebt die Schuld dem Finanzdepartement in die Schuhe. Er lässt hingegen offen, wie das BIT die Kosten gesenkt hätte, wenn es vom eidgenössischen Finanzdepartement keine Vorgaben erhalten hätte.