Читать книгу DIE ENTSCHEIDUNG - BEGEGNUNG MIT EINEM KANNIBALEN - Markus Dubach - Страница 70
1.3.6. Kündigung
ОглавлениеIch bin jetzt schon das zweite Mal gemobbt worden, dieses Mal unter tatkräftiger Mithilfe der Geschäftsleitung. Beim ersten Mal hat sie sich noch von meinen Argumenten überzeugen lassen. Nun hat die Geschäftsleitung selber ein Problem und schlägt sich deshalb auf die Seite des Vorgesetzten. Mit anderen Worten: Es geht gar nicht um meine Befähigung, sondern um finanzielle Probleme des Amtes wegen Fehlentscheidungen. Und dafür soll ich nun geopfert werden. Außerdem kann sich das Amt eines aus seiner Sicht lästigen und kritischen Mitarbeiters entledigen.
Ich stehe vor der Frage, ob ich mich weiter wehren oder kündigen soll. Vermutlich hätte ich Erfolg, wenn es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung käme. Die Argumente für eine Entlassung sind einfach zu dürftig: zwei Tage unabgemeldet nicht zur Arbeit erschienen zu sein und ein Amoklauf, den ich angeblich angedroht habe, sind alles, was sie haben. Sollte ich mich wehren, müsste ich aber einen anderen Anwalt suchen, denn der aktuelle scheint sich auf die Seite des Arbeitgebers zu schlagen: »Sie haben eine Suizid- und Amokdrohung gemacht!«, schreit er mich einmal an.
Ich muss mir aber auch die Situation vorstellen, wenn ich vor Gericht eine Weiterbeschäftigung im Amt erstreiten würde. Wie würde diese dann aussehen? Würde ich überhaupt eine Aufgabe erhalten, die meiner Eignung und Neigung entspricht? Würde das Mobbing aufhören oder noch schlimmer werden?
Nach reiflicher Überlegung entschließe ich mich, eine neue Stelle zu suchen, und werde Ende April 2010 auch fündig. Ein Personalvermittler sucht im Auftrag einer Versicherung einen ETL-Spezialisten [71]. Da Qualifikations- und Stellenprofil sehr gut übereinstimmen, gelingt es mir rasch, den Personalvermittler zu überzeugen. »Ja, der Mann ist wirklich gut«, bemerkt er bei der Übergabe meines Dossiers an den für die Stellenbesetzung Verantwortlichen der Versicherung. So ist es nicht erstaunlich, dass ich kurz darauf eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch erhalte. Dieses verläuft in angenehmem Ton und ich bin zuversichtlich, dass meine Bewerbung weiterverfolgt wird.
Es dauert nicht lange und ich erhalte eine Einladung zum zweiten Vorstellungsgespräch. In der Überzeugung, die Stelle zu bekommen, mache ich einen entscheidenden Fehler: Ich kündige die alte Stelle [72] noch vor dem Gespräch. Beim zweiten Termin werden mir meine zukünftigen Arbeitskollegen vorgestellt und unter diesen befindet sich ein Bekannter, der mir schon seit Jahren feindselig gesinnt ist. Was soll ich nun machen? Die Bewerbung zurückziehen und das Risiko eingehen, dass ich arbeitslos werde? Ich erhalte von der Versicherung ein positives Signal, dass sie mich gerne anstellen würden, und so sage ich nach kurzem Zögern zu.