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DER EISERNE KÄFIG DES RATIONALISMUS MAX WEBER (1864–1920)

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IM KONTEXT

SCHWERPUNKT

Rationale Modernität

WICHTIGE DATEN

1845 In seinen Thesen über Feuerbach beschreibt Karl Marx erstmals den Gedanken des historischen Materialismus, nach dem die Ökonomie (und nicht Ideen) die Geschichte der Menschheit vorantreibt.

1903 Georg Simmel untersucht in seinem Werk Die Großstädte und das Geistesleben Auswirkungen des modernen Stadtlebens auf das Individuum.

1937 In The Structure of Social Action stellt Talcott Parsons seine Aktionstheorie vor, in der er die gegensätzlichen (subjektiven und objektiven) Ansätze von Weber und Durkheim zu integrieren sucht.

1956 In seinem Buch Die amerikanische Elite beschreibt C. Wright Mills die Entwicklung einer militärisch-industriell herrschenden Schicht als Resultat der Rationalisierung.

Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein wurde das Wachstum der Wirtschaft in den deutschen Staaten eher durch Handel als durch Produktion erzielt. Doch als sich auch hier, wie schon in England und Frankreich, der Schritt hin zu groß angelegten Fertigungsindustrien vollzog, waren die Veränderungen rasant und dramatisch – vor allem in Preußen, wo die Kombination aus natürlichen Rohstoffvorkommen und militaristischer Tradition in kürzester Zeit einer effizienten Industriegesellschaft zum Aufstieg verhalf.

Deutschland hatte die Auswirkungen der Moderne bis dahin kaum zu spüren bekommen. Das bedeutete auch, dass soziologische Betrachtungen bisher kaum angestellt worden waren. Karl Marx war zwar Deutscher, seine soziologischen und ökonomischen Ideen fußten jedoch auf Erfahrungen in Industriegesellschaften andernorts. Erst zum Ende des Jahrhunderts wandten sich Wissenschaftler der neu entstehenden Gesellschaft in Deutschland zu. Unter ihnen war Max Weber, der wohl einflussreichste Mitbegründer der Soziologie.

Während auch er, wie seine französischen Kollegen Auguste Comte und Émile Durkheim, sorgfältige soziologische Untersuchungen für unabdingbar hielt, konnten diese in seinen Augen dennoch nicht restlos objektiv sein – ihr Gegenstand war schließlich das soziale Handeln, d. h. die Art und Weise, in der Menschen in der Gesellschaft interagierten. Dieses Handeln war notwendigerweise subjektiv und musste folglich vor dem Hintergrund der subjektiven Werte, die die Menschen mit ihren Aktionen verbanden, interpretiert werden. Dieses Verstehen bildete einen echten Gegenpol zu einer objektiven Untersuchung der Gesellschaft: Während Durkheim die Gesamtstruktur der Gesellschaft und die »organische« Natur ihrer einzelnen Teile studierte, wandte sich Weber der Untersuchung der individuellen Erfahrung zu.

Weber war stark von Marx beeinflusst, vor allem von dem Gedanken, dass der moderne Kapitalismus den Menschen entfremdete. Allerdings kritisierte er Marx’ Materialismus, seine Betonung der Ökonomie und die Unausweichlichkeit der proletarischen Revolution. Weber griff daher Ideen von Marx und Durkheim auf und entwickelte eine eigene soziologische Analyse, die die Auswirkungen dessen untersuchte, was er als durchdringendstes Merkmal der Moderne erkannte: die Rationalisierung.

»[… eines Tages könnte] die Welt mit nichts als jenen Rädchen, also mit lauter Menschen angefüllt sein …, die an einem kleinen Pöstchen kleben und nach einem etwas größeren Pöstchen streben.«

Max Weber


Big Ideas. Das Soziologie-Buch

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