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Ein »eiserner Käfig«

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In seinem bekanntesten Werk Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus (1904/05) beschreibt Max Weber die Entwicklung der westlichen Gesellschaft von einer von Stammesbräuchen oder religiösen Pflichten bestimmten hin zu einer zunehmend säkularisierten Organisation, die ökonomischen Gewinn zu erzielen trachtet. Fortschritte in Technik und Wissenschaft hatten die Industrialisierung ermöglicht; sie gingen mit einem Kapitalismus einher, der rein rationale Entscheidungen auf Basis einer Effizienz- und Kosten-Nutzen-Analyse verlangte. Dieser Kapitalismus brachte zahlreiche materielle Vorzüge mit sich, aber auch viele gesellschaftliche Nachteile. Die Rationalisierung verdrängte traditionelle kulturelle und spirituelle Werte und bewirkte – indem die ungreifbare, mystische Seite des Lebens durch kalte Kalkulationen ersetzt wurde – das, was Weber die »Entzauberung der Welt« nannte.


Der Film Moderne Zeiten von 1936 zeigt Charlie Chaplin als Fließbandarbeiter und Objekt der entmenschlichenden Auswirkungen von Modernität und Rationalisierung.

»Es ist das Schicksal unserer Zeit, mit der ihr eigenen … vor allem: Entzauberung der Welt, dass gerade die letzten und sublimsten Werte zurückgetreten sind …«

Max Weber

Dabei erkannte Weber sehr wohl die positiven Veränderungen aufgrund wachsender Kenntnisse und Bildung sowie den Wohlstand als Resultat logischer Entscheidungen (anstelle von Diktaten kirchlicher Autoritäten). Doch gleichzeitig führte die Rationalisierung in sämtlichen Bereichen der Verwaltung zu einem Anwachsen der Bürokratie – ein Aspekt, der ihm in Preußen mit seiner militaristisch-effizienten Tradition besonders deutlich vor Augen trat.

Bürokratie, so lautete Webers Credo, war in einer modernen Industriegesellschaft ebenso unvermeidlich wie notwendig. Ihre Effektivität verhalf der Gesellschaft zu Wohlstand. Das hieß auch: Ihre Ausmaße und ihre Macht schienen unaufhaltsam zu wachsen. Wo ein Schwinden der Religion dazu geführt hatte, dass Menschen sich von irrationalen gesellschaftlichen Normen befreiten, legte die bürokratische Struktur ihnen nun neue Formen der Kontrolle auf und drohte, den sich aus den Zwängen religiöser Dogmatik eben erst befreiten Individualismus erneut zu ersticken. Viele fühlten sich deshalb in den strikten Fesseln der Bürokratie gefangen wie in einem »eisernen Käfig« der Rationalisierung. Außerdem tendieren Bürokratien zu hierarchischen und unpersönlichen Organisationsformen, die mit standardisierten Abläufen jeglichen Individualismus außer Kraft setzen.

Big Ideas. Das Soziologie-Buch

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