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1 Vorwort: ein Backrezept?

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Darf man das? Ein Buch, das sich einem überaus bedeutsamen und ernsthaften Thema widmet, mit einem Rezept beginnen? Ja, man darf: Zum einen rechtfertigt bereits die Anleitung zum Backen dieses Kuchens den Buchpreis; Sie werden dies feststellen, wenn Sie das Rezept „in die Praxis umsetzen“. Zum anderen – und dies ist das Entscheidende – erfüllt das Backrezept in diesem Buch eine sehr wichtige Funktion: Zusammen mit dem „Drama mit dem Gugelhupf“ steckt es den Rahmen ab. Ursprünglich war deshalb der Titel „Wissenschaftlich schreiben nach dem Gugelhupf-Prinzip“ vorgesehen.

Am Beispiel Kuchenbacken erläutert „Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht“, wie man eine wissenschaftliche Arbeit schreiben sollte und warum dabei gewisse Anforderungen und Vorschriften zu erfüllen sind. Von der herkömmlichen, bisweilen schwer verdaulichen Literatur unterscheidet sich dieses Buch in vielerlei Hinsicht. Sein Schwerpunkt liegt NICHT bei jenen Themen, die häufig derart in die Breite und Länge gewalzt werden, dass der eigentliche Kern – das Schreiben (!) einer wissenschaftlichen Arbeit – mitunter kaum mehr sichtbar ist.

• Wer im Folgenden Vorschriften zu Form und Formatierung (z.B. Seitenränder) sucht, wird enttäuscht sein.

• Erwarten Sie auch keine nähere Information zum Unterschied zwischen Autorenkatalog, Schlagwort-, Signaturgruppen-, Interims- oder bspw. Zeitschriftenkatalog.

• Erläuterungen zu den diversen Bibliotheksverzeichnissen und Diensten des Internets werden Sie ebenfalls nicht finden.

• Greifen Sie auf andere einschlägige Werke zurück, wenn Sie sich über optimale Arbeitsbedingungen sowie über detaillierte Konzepte zu Projekt- und Zeitplanung wissenschaftlicher Arbeiten informieren wollen.

Diese und viele weitere ähnlich gelagerte „Fragen und Probleme“ zur Form und zur generellen Herangehensweise an wissenschaftliche Studien dürften Sie aber auch ohne „Tipps“ und dicke Bücher weitgehend problemlos bewältigen. Ihnen allen traue ich nämlich eine gehörige Portion Grips zu – schließlich hat man Ihnen die (Fach-)Hochschulreife bescheinigt, oder!?

Lassen Sie mich an dieser Stelle einige Vorurteile aus dem Weg räumen.

1. Wissenschaftler sind keine – pardon – Korinthenkacker, die in Ihrer Arbeit Formfehler zählen! Die eigentliche Funktion der Form ist wesentlich tiefgründiger, als man gemeinhin glaubt, und reicht weit darüber hinaus, dem Durchschnittsstudenten seine Schwächen in Orthografie und Interpunktion vor Augen zu führen. Eine Arbeit ist grundsätzlich dann formal korrekt, wenn der Leser die gebotene Information leicht aufnehmen kann. Im Übrigen ist eine formal korrekte Arbeit eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für ein gutes wissenschaftliches Werk: Wer vorschriftgemäß und fehlerfrei zitiert, hat damit noch keinen Beweis für seine etwaige Qualität als Student oder angehender Wissenschaftler erbracht.

2. Wissenschaftliche Einrichtungen sind keine Außenstellen von Werbeagenturen und wissenschaftliches Schreiben ist nicht in erster Linie eine Frage der Kreativität. Gefragt ist vor allem analytisches Denken! Niemandem ist daran gelegen, dass Sie in Ihrer Arbeit ein „hippes“, brandaktuelles Forschungsthema bearbeiten, welches Sie mit Kreativitätstechniken aus der Taufe gehoben haben (Motto: „Ich habe kein Problem, also suche ich eines.“). Die Darstellung einschlägiger Methoden (z.B. Strukturbaum, Analogierad) ist deshalb überflüssig und wäre in diesem Buch fehl am Platz.

3. Kein Wissenschaftler würde allen Ernstes von Ihnen verlangen, dass Sie sich mit Ihrer wissenschaftlichen Arbeit um den nationalen Preis für Buchdesign bewerben: Wer Nonsens in eine außergewöhnlich schöne Hülle verpackt, wird damit den Nonsens nicht kaschieren können.

„Harry Potter“, „Tintenherz“, „Der kleine Eisbär“, „Winnie Puuh“, „Winnetou“ oder „Benjamin Blümchen“ sind nicht vergleichbar mit „Erfolgsfaktoren der Geschäftsanbahnung im B2B“, „Einflussfaktoren auf die Wahl der Markteintrittsstrategie“ oder „Verfahren zur Bestimmung von Preis / Absatz-Funktionen“. Als wissenschaftlich Arbeitende(r) müssen Sie sich keine spannenden Geschichten ausdenken und auch keinen Roman verfassen. Nicht zuletzt aus diesem Grund benötigen Sie auch keine „Tipps und Tricks“ gegen „Schreibblockaden“ oder „Schreibkrisen“. Wer daran leidet, sollte besser professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, bevor er sich an eine wissenschaftliche Arbeit wagt. Allerdings: Was landläufig (oder zu Werbezwecken?) als „Schreibblockade“ oder „Schreibkrise“ bezeichnet wird, sind meist nur all die Probleme und Problemchen, die für das Schreiben eines wissenschaftlichen Werks durchaus typisch sind und – neudeutsch – häufiger auch in Gestalt von „Schreibproblemen“ auftreten. Wer es nämlich nicht gewohnt ist, regelmäßig wissenschaftlich zu arbeiten, findet plausiblerweise nicht immer gleich den richtigen Zugang zur Arbeit – bspw. aus Mangel an Erfahrung. Wer die folgenden Seiten aufmerksam liest, wird erkennen, dass v. a. derjenige an „Schreibproblemen“ leidet, der sein Handwerkszeug nicht beherrscht (z.B. weil er seine Forschungsfrage nicht hinreichend konkretisiert – und verstanden! – hat). Sie – die „Schreibprobleme“ – lassen sich im Wesentlichen dadurch lösen, dass man das erforderliche Rüstzeug erwirbt und Routine im Schreiben entwickelt. Wie Sie dabei vorgehen sollten, steht in diesem Buch.

In „Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht“ geht es vorzugsweise um Inhalt und Stil einschlägiger Werke (z.B. Bachelor-, Master- oder Diplomarbeiten, Dissertationen) sowie um die Gründe für all die Anforderungen an Form, Inhalt und Stil. Das Buch folgt dabei folgender Philosophie: Wer seine Leser davon überzeugen will, in einer gewissen Weise zu handeln (hier = wissenschaftlich schreiben), muss ihr Bewusstsein dafür schärfen, warum bestimmte Vorschriften zu erfüllen sind bzw. warum eine bestimmte Vorgehensweise naheliegt. Im Mittelpunkt stehen deshalb folgende Fragen:

• Warum benötigen wissenschaftliche Arbeiten eine Forschungsfrage? Und worin unterscheiden sich z.B. deskriptiver und explikativer Forschungsansatz?

• Wie sollte eine Gliederung aufgebaut sein? Und warum?

• Weshalb ist ein „Theorieteil“ erforderlich? Braucht man ihn auch dann, wenn man keine theoretische, sondern „nur“ eine praxisorientierte Arbeit schreibt? Unterscheiden sich diese beiden Typen wissenschaftlicher Arbeiten überhaupt?

• Was ist mit „Stand der Forschung“ (= „State of the Art“) gemeint?

• Wozu benötigt man Definitionen? Hypothesen? Wie formuliert man sie?

• Warum ist Literatur so bedeutsam? Welche ist zu bevorzugen (z.B. Fachzeitschriften / Journals)? Wie bewertet man die Qualität der verschiedenen Literaturquellen?

• Was sind Aussagen? Welche Funktion haben sie?

• Warum erfordern wissenschaftliche Arbeiten einen bestimmten Stil (z.B. Argumentation, Schreibstil)?

• Wie gelingt es, eine wissenschaftliche Arbeit lesefreundlich zu schreiben?

• Welche Gründe sprechen dafür, bestimmte Formvorschriften einzuhalten?

All diese bedruckten Seiten verfehlen ihre Wirkung nicht, wenn Sie am Ende des Buches verstanden haben, dass Vorschriften zu Form, Stil und Inhalt nicht eingeführt wurden, um Ihnen das Leben möglichst schwer zu machen – im Gegenteil: Die vielfältigen Regeln und Hinweise sollen Ihnen dabei helfen, Ihr Wissen möglichst klar und präzise mitzuteilen – nicht mehr und nicht weniger.

„Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht“ folgt einem handlungs- bzw. anwendungsorientierten Ansatz. Anhand einer Vielzahl konkreter Beispiele kann der Leser nachvollziehen, welche Möglichkeiten sich ihm bei der Gestaltung seiner wissenschaftlichen Arbeit bieten. Das Werk wendet sich an Studierende an allen Arten von Hochschulen und an Berufsakademien; auch Doktoranden finden viele Anregungen, z.B. zur Herangehensweise an umfangreichere Arbeiten und zum Schreibstil.

Die meisten der im Folgenden beschriebenen Beispiele stammen zwar aus den Wirtschaftswissenschaften; sie sind aber derart ausführlich dargelegt und allgemein verständlich, dass Vertreter aller Wissenschaften den Inhalt problemlos nachvollziehen und für sich nutzen können.

So, nun aber wird’s Zeit für das Rezept, mit welchem Sie garantiert einen exzellenten Gugelhupf backen werden. Sie werden sehen, es ist gar nicht so einfach, diesen schlichten Kuchen auf den Kaffeetisch zu zaubern. Man braucht Zeit, Geduld, die richtigen Zutaten und auch ein gutes Händchen für das „Zusammenmischen“.

In diesem Sinn: Viel Spaß und Erfolg beim Anfertigen Ihrer wissenschaftlichen Arbeit!

Sie „backen“ das schon!

Backrezept: der klassische Gugelhupf

Die Zutaten

1 Pfund Mehl

1 Teelöffel Salz

½ Pfund Butter

6 Eier

100 g Zucker

1/8 l Milch

60 g Rosinen

35 g Hefe

Etwas geriebene Zitronenschale

Die Zubereitung

Ein wichtiger Hinweis vorweg: Es ist überaus bedeutsam, dass Sie alle Zutaten lange und gut verrühren. Nur dann wird Ihr Gugelhupf auch garantiert gelingen.

In einem ersten Schritt müssen Sie die Butter schaumig rühren. Anschließend geben Sie abwechselnd Zucker, Salz, Mehl und Eier darunter – und zwar unter stetem Rühren, bis Sie alle Zutaten verwendet haben. Nun die mit lauwarmer Milch aufgelöste Hefe sowie die Zitronenschale daruntermischen. Danach wird der Teig so lange geschlagen, bis er Blasen wirft; anschließend die gewaschenen und gebrühten Rosinen dazugeben.

Die Gugelhupfform mit Butter bestreichen, mit Mehl bestäuben und mit geschälten Mandeln auslegen. Anschließend den Teig einfüllen und die Form an einen warmen Platz stellen. Der Teig muss nun 1 bis 1 ½ Stunden „gehen“; danach den Gugelhupf bei mäßiger Hitze (ca. 140 bis 160° C) ca. 45 Minuten backen.

Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht

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