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2.3 „Scientific Googlehoopf“: Anforderungen und Qualitätskriterien einer wissenschaftlichen Arbeit

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Es ist eine (fast schon) triviale Erkenntnis, dass jede wissenschaftliche Arbeit wissenschaftlichen Ansprüchen genügen muss; dies bedeutet letztlich (auch), dass sie bestimmte Qualitätskriterien zu erfüllen hat (vgl. hierzu u. a. Ebster/Stalzer 2013, S. 18 ff.). Was aber versteht man unter „wissenschaftlichem Arbeiten“ bzw. dessen Ergebnis (= wissenschaftliche Arbeit)? Folgt man der Auffassung des Niedersächsischen Finanzgerichts, so ist nicht nur wissenschaftlich tätig, wer „schöpferische oder forschende Arbeit leistet (reine Wissenschaft), sondern auch, wer das aus der Forschung hervorgegangene Wissen und Erkennen auf konkrete Vorgänge anwendet (angewandte Wissenschaft). Wissenschaftliches Arbeiten i. S. der angewandten Wissenschaft liegt aber nur dann vor, wenn grundsätzliche Fragen oder konkrete Vorgänge methodisch in ihren Ursachen erforscht, begründet und in einen Sinnzusammenhang gebracht werden, wie z.B. in einem wissenschaftlichen Gutachten über schwierige Fragen. […] Zu einer wissenschaftlichen Tätigkeit gehört ferner, dass sie von der Methode her nachprüfbar und nachvollziehbar ist.“

In Anlehnung an die von Jele (2003, S. 23 f.) benannten vier „Kriterien von Wissenschaftlichkeit“ haben Ebster/Stalzer (2013, S. 18 ff.) diverse Anforderungen formuliert; demnach kann eine Arbeit dann als wissenschaftlich bezeichnet werden, wenn sie

• ein eindeutiges Thema behandelt – mit einem präzise formulierten Titel und bspw. klar formulierten Forschungsfragen (bzw. Hypothesen);

• über den zu untersuchenden Gegenstand neue Aussagen trifft bzw. das Untersuchungsobjekt zumindest aus einem neuen Blickwinkel betrachtet;

• den Wissens- bzw. Erkenntnisstand in dem zu untersuchenden Forschungsgebiet erweitert und damit nützlich ist;

• die Anforderungen an intersubjektive Nachvollziehbarkeit erfüllt.

▷ Dies bedeutet zum einen, dass eine wissenschaftliche Arbeit alle Angaben (Zitierweise im Text; Literaturverzeichnis) enthalten muss, anhand derer jeder Interessierte die zugrunde liegenden Quellen aufspüren und nachvollziehen kann.

▷ Intersubjektive Nachvollziehbarkeit bedeutet zum anderen auch, dass jede(r) den zugrunde liegenden Forschungs- / Untersuchungsansatz (z.B. Untersuchungsmethode) erkennen, verstehen und ggf. prüfen kann.

• theoriegeleitet ist;

• nach allgemeingültigen Aussagen strebt – wobei diese Anforderung (z.B. bei Bachelorarbeiten oder Arbeiten in den Sozialwissenschaften) mitunter nur bedingt zu erfüllen sein dürfte.

Sie sehen: Wer lediglich aufzählt, beispielhaft argumentiert, Aussagen anderer kritiklos übernimmt, unsystematisch beschreibt o. Ä., erbringt keine wissenschaftliche Leistung i. e. S. Selbstverständlich spielt auch all dies eine (mehr oder minder) wichtige Rolle; um aber tatsächlich von wissenschaftlichem Arbeiten sprechen zu können, müssen zahlreiche Kriterien erfüllt sein, die sich drei Kategorien zuordnen lassen:

• Inhalt,

• Stil und

• Form.

Deren wichtigste Ausprägungen sind in Abb. 2 zusammengestellt.

Abb. 2: Wesentliche Qualitätskriterien einer wissenschaftlichen Arbeit

Inhalt (Bedeutung = ca. 70 %) • Qualität und Relevanz des Themas, z.B. Beitrag für die Wissenschaft, methodischer Ansatz, theoretisches Fundament • Eigentliches Ziel der wissenschaftlichen Arbeit (= zentrale Forschungsfrage), z.B. Beschreibung, Erklärung, Prognose, Gestaltung • Qualität / Quantität der recherchierten Literatur • Nutzung sonstiger Erkenntnisquellen, z.B. Sekundärdaten; Primärstudie (Befragung, Experiment, …) • Stringenter (z.B. entscheidungslogischer) Aufbau der Arbeit Einleitung, z.B. Analyse der Themenrelevanz; Abgrenzung / Ziel der Arbeit Grundlagenteil, z.B. Umgang mit Definitionen; Diskussion des „State of the Art“ (= Stand des verfügbaren Wissens); kritische Würdigung der theoretischen und empirischen Befunde Hauptteil, z.B. Bildung von Hypothesen, Umgang mit Aussagen (Themenbezug, Quellenbeleg von Aussagen, Schlüssigkeit der Argumentation, Qualität der Beispiele zur Konkretisierung von Aussagen, Vermeiden von Tautologien, …); Objektivität (z.B. im Umgang mit Zitaten); Ableitung von Konsequenzen für Wissenschaft und Praxis; Analyse empirischer Daten Schluss (z.B. kritische Würdigung des eigenen Forschungsansatzes)
Stil (= ca. 20 %) • Korrekte Verwendung von Wörtern Verben, z.B. Ausdruck, Tempus, Modus, Aktiv- statt Passivformulierungen Substantive, z.B. keine Nominalkonstruktionen, keine Pleonasmen (alter Greis, tote Leiche usw.) Adjektive, z.B. Anzahl / Auswahl der Adjektive; Adjektiv vs. Adverb Präpositionen • Wissenschaftliche („gewählte“) Diktion, z.B. Verwendung von Fachtermini; Umgang mit Fremdwörtern / Amerikanismen • Sprachlogik • Ästhetik der verwendeten Sprache • Prägnanz, Anschaulichkeit, Verständlichkeit • „Lebendigkeit“ der Präsentation, z.B. durch Wortwahl, Variabilität der Sprache Sprachbilder, Redewendungen Gestaltung der Sätze, Satzbau
Form (= ca. 10 %) • Konsistenz der Gliederung (Struktur der Kapitel / Unterkapitel) • Zitierweise (Prüfbarkeit der Aussagen) • Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung • Angabe der Quellen im Literaturverzeichnis (v. a. fehlerfreie Angabe der Quellen, Vollständigkeit, Einheitlichkeit / Konsistenz, übersichtliche Darstellung) • Qualität der Präsentation (z.B. Abbildungen, Tabellen, mathematische Formeln, Symbole) • Schriftsatz (z.B. Zeilenabstand) • Transparenz / Übersichtlichkeit (z.B. Absätze, Hervorhebungen durch Fettdruck, Kursivschrift, Aufzählungen) • Gesamteindruck („schlampig“ vs. ordentlich)

Abb. 2 gibt zu erkennen, dass die Qualität maßgeblich vom Inhalt abhängt. Wichtig ist dabei vor allem, ob und wie Sie die wissenschaftlichen Anforderungen erfüllen (z.B. Güte der Aufarbeitung der vorliegenden Literatur / Diskussion des „State of the Art“). Wie bei allen schriftlichen Leistungen ist der Inhalt aber auch mit

• Form (z.B. Orthografie, Zeichensetzung u. v. a. m.) und

• Stil

(untrennbar) verwoben. Wer anderen eine Botschaft (hier = neue Erkenntnisse; Aussagen) zugänglich machen will, sollte seine Gedanken möglichst interessant darstellen und es seinen Lesern erleichtern, den Inhalt nachzuvollziehen, zu verstehen und zu prüfen. Folglich ist vor allem auch der Stil ein sehr wichtiges Gütekriterium Ihrer wissenschaftlichen Leistung; denn Elemente wie Logik, Ästhetik und Prägnanz der verwendeten Sprache sowie deren Anschaulichkeit und Variabilität helfen dabei, den Inhalt Ihrer Aussagen zu vermitteln.

Freilich sollte auch eine wissenschaftliche Arbeit ansprechend und verständlich gestaltet sein. Deshalb hat die Form gleichfalls eine wichtige Funktion. Allerdings ist ein perfektioniertes Layout (bzw. Erscheinungsbild) weniger bedeutsam als gemeinhin angenommen.

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