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3.1 Die Suche nach dem generellen Thema: Welchen Kuchen wollen Sie backen? 3.1.1 Hilfe bei der Themensuche
ОглавлениеNehmen wir das Beispiel einer Bachelorarbeit. Zu Beginn steht man nicht selten vor dem Problem, ein Thema zu finden,
• das für die veranschlagte Dauer (i. d. R. drei bis sechs Monate) ausreichend motivieren kann,
• das die Chancen für den Berufseinstieg verbessert,
• das noch niemand bearbeitet hat,
• das aktuell genug ist, zu dem aber dennoch bereits hinreichend Literatur zur Verfügung steht.
Zugegeben: Die Aussage, dass SIE bestimmen, welchen Gugelhupf Sie servieren, ist etwas hochgegriffen. Jedoch werden Sie beim Lesen der folgenden Zeilen feststellen, dass Sie Thema und Ausrichtung Ihrer wissenschaftlichen Arbeit zu einem beträchtlichen Teil selbst bestimmen können. Seien Sie also mutig! Ihre persönlichen Vorschläge und Wünsche sind sehr oft gefragt. Allerdings stellt gerade diese Freiheit manche Studierende vor ein großes Hindernis.
Folgende Überlegungen helfen Ihnen bei der Suche nach einem adäquaten und interessanten Forschungsthema:
(1) Lehnen Sie sich zurück und denken Sie in aller Ruhe darüber nach, für welche Themen Sie sich ganz generell interessieren. Das Thema sollte nämlich Ihren persönlichen Neigungen bzw. Interessen entsprechen; denn nur wenn Ihr Involvement sichergestellt ist, werden Sie auch während der gesamten Bearbeitungszeit motiviert und engagiert an Ihrem wissenschaftlichen Projekt arbeiten – was sich letztlich auch im Ergebnis (= Qualität der Arbeit; Note) niederschlagen dürfte.
(2) Gibt es Themen, bei denen Sie erworbenes Detailwissen nutzen könnten?
(3) Erinnern Sie sich an Fragen, auf die Sie während Ihres Studiums gestoßen sind, die Ihnen die Literatur jedoch nie hinreichend beantwortet hat?
(4) Sammeln Sie Ideen: Nutzen Sie hierzu bspw. „Mind mapping“ und tragen Sie auf diese Weise die wichtigsten Gedanken zu einem bestimmten Themengebiet zusammen.
(5) Durchforsten Sie aufmerksam die letzten Jahrgänge verschiedener Fachzeitschriften. In deutschen Beiträgen finden sich Anregungen für die eigene wissenschaftliche Arbeit in Kapiteln, die bspw. mit „Desiderata“ oder „Weiterer Forschungsbedarf“ gekennzeichnet sind und sich am Ende der wissenschaftlichen Aufsätze befinden; in angloamerikanischen Journals werden noch zu beantwortende Fragen in den „Implications for Future Research“ (vgl. Abb. 4) diskutiert. Wenn Sie die dort erkannten Probleme herausarbeiten und abgrenzen, haben Sie die Stufe der Themenfindung bereits weitgehend bewältigt.
Abb. 4: Typische Gliederung angloamerikanischer Beiträge
1. Abstract 2. „Intro“ 3. Literature Review 4. Methodology and Sample 5. Results / Findings 6. Summary and Discussion 7. Implications for Future Research |
(6) Ihren Einstieg ins Berufsleben können Sie möglicherweise dadurch erleichtern, dass Sie ein Forschungsgebiet wählen, welches für Ihre spätere Tätigkeit relevant ist. Die hier angesprochenen „praxisbezogenen Themen“ können zwar, müssen aber nicht zwangsläufig von Unternehmen gestellt bzw. für Unternehmen erarbeitet werden. Im Übrigen gilt: Mit einer Bachelorarbeit, Diplomarbeit oder Dissertation sollen Sie Ihre Befähigung zum wissenschaftlichen Arbeiten belegen. Dies bedeutet, dass Sie auch bei einem praxisbezogenen Thema strukturiert arbeiten und den in der Literatur dokumentierten Erkenntnisstand (= „State of the Art“) aufbereiten müssen; denn das in der Literatur „vergrabene Wissen“ (Theorien, empirische Befunde) spielt selbstverständlich auch bei der Bearbeitung und Lösung sog. Praxisprobleme eine wesentliche Rolle. Außerdem kann Ihre Leistung nicht allein darin bestehen, dass Sie für ein einziges Unternehmen ein singuläres Problem lösen (z.B. „Das Potential der XY-AG auf dem spanischen Markt für Nassrasierer“). Zumindest sollte aus Ihrer Studie hervorgehen, inwieweit das von Ihnen gewonnene Wissen über den Einzelfall hinausreicht; denn wissenschaftliches Arbeiten bedeutet, nach Gesetzmäßigkeiten bzw. Generalisierungen zu suchen. Sie sehen: Die häufig genannte Unterscheidung zwischen „theoretischen“ und „praktischen“ Arbeiten ist wenig sinnvoll – ja sogar unsinnig. „Wissenschaftlichkeit“ und „Praxisrelevanz“ sind keine Gegensätze, sondern zwei Seiten derselben Medaille: Sie können keine gehaltvolle, für die Praxis bedeutsame Arbeit schreiben, ohne dabei auch wissenschaftlich vorzugehen. Der wesentliche Unterschied mag allenfalls im jeweils gesetzten Schwerpunkt liegen: Im Regelfall sind praxisbezogene Arbeiten sogar aufwendiger, aber keinesfalls weniger wissenschaftlich.
Bei Ihrer Entscheidung darf keine Rolle spielen, wie „hip“ oder aktuell das Thema ist. Rennen Sie keinen Modethemen hinterher! Die ein oder andere Publikation zum wissenschaftlichen Arbeiten regt dazu an, Themen mit Kreativitätstechniken zu finden. Davon ist – von Ausnahmen abgesehen – nichts zu halten. Sie stehen mit Ihrer Arbeit im Dienst der Wissenschaft – jedenfalls sollte es so sein – und schreiben nicht fürs Kuriositätenkabinett!
Bei der Themensuche bzw. Themeneingrenzung können Ihnen die in Abb. 5 dargestellten Optionen helfen.