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3.2.3 Prognose
ОглавлениеMit Prognosen will man (verständlicherweise) zukünftige Ereignisse erkennen:
• Wie wird etwas künftig sein / aussehen?
• Welche Veränderungen werden eintreten?
• Was wird (mit B) geschehen, wenn A eintritt?
Wenn Sie die Prognose als Forschungsansatz nutzen wollen, sollten Sie grundsätzlich wie folgt vorgehen:
Vorgehensweise bei der Prognose
1. Beschreiben Sie zunächst die Ausgangssituation.
2. Suchen Sie nach einer oder mehreren passenden Theorien, in deren Dann-Teil Ihre Forschungsfrage beantwortet wird.
3. Prognostizieren Sie den Dann-Teil, indem Sie im Wenn-Teil Ihrer Theorie(n) die derzeitigen und / oder vermuteten künftigen Bedingungen einspeisen.
Dieser Ansatz ist selbstverständlich idealtypisch und in seiner reinen Form nicht immer konsequent durchzuhalten. Nehmen wir das Beispiel einer jüngst angefertigten Diplomarbeit, in der eine meiner Studentinnen die äußerst anspruchsvolle Forschungsfrage „Möglichkeiten zur Prognose der Nachfrage nach Wolfram“ mit Bravour beantwortet hat. Auch in diesem Fall war ein theoretisches Konzept unabdingbar:
• Welche Prognoseverfahren gibt es generell? Und welche davon eignen sich für das vorliegende Problem?
• Welche Faktoren beeinflussen den Verbrauch von Wolfram (dieses Metall wird z.B. im Automobilbau eingesetzt)?
Da es keine „Theorie der Nachfrage nach Wolfram“ gibt, entwickelte die Diplomandin ein Modell – und zwar auf Basis einer eingehenden Literaturrecherche, die in diesem Fall nicht nur aus Studien wissenschaftlicher Institutionen bestand, sondern u. a. auch aus Analysen kommerzieller Einrichtungen (z.B. Studien der Deutsche Bank Research). Auf diesem Weg entstand ein System an Wirkungsfaktoren, sodass man sich der „richtigen Lösung“ (= Nachfrage nach Wolfram) von zwei Seiten nähern konnte:
• direkt über unmittelbare Einflussgrößen, z.B. die voraussichtliche Produktionsmenge von Pkws in den kommenden Jahren (→ Wenn die Zahl der Pkws steigt, wächst der Bedarf an Wolfram, das zur Herstellung der Fahrzeuge benötigt wird.),
• indirekt über Vorlaufindikatoren. Beispielsweise stellte die Verfasserin der Diplomarbeit korrelationsanalytisch fest, dass zwischen dem Wachstum der Weltwirtschaft und dem Verbrauch von Wolfram eine signifikante positive Beziehung besteht, wenn man ein Timelag berücksichtigt (→ Wenn die Weltwirtschaft um x % wächst, nimmt der Bedarf an Wolfram um y % zu.).
Es versteht sich von selbst, dass alle Annahmen, etwa über die künftige Herstellung von Produkten auf Wolframbasis ausführlich diskutiert und begründet wurden. Sie sehen: Auch Prognosen müssen auf einem stabilen theoretischen Fundament stehen.