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2.4 Jetzt ganz neu: „Gugelhupfrezept mit Backblockadenblocker!“ 2.4.1 Piemont-Kirschen, Königsnüsse, Megaperls – und Schreibkrisen

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Ich stelle mir gerade vor, wie Sie vollkommen entnervt in Ihrer Bachelorbackstube stehen, als plötzlich das Telefon klingelt. Am anderen Ende der Leitung meldet sich Ihre beste Freundin: „Na, was macht Dein Gugelhupf?“ „Oh je“, antworten Sie, „seit gut und gerne zehn Minuten geht nichts mehr; ich stehe hier wie angewurzelt und weiß gar nicht, ob ich nun links oder rechts herum rühren soll. Dürfen die Rosinen denn wirklich erst am Schluss dazugegeben werden? Oder kann ich sie nicht einfach zusammen mit Zucker, Mehl und Eiern unter den Teig mengen? Und überhaupt: Irgendwie habe ich das Gefühl, dass 482 Gramm Mehl für den Teig reichen sollten. Du … ich glaub’ ich hab’ ne Backhemmung. Hoffentlich ist es keine Back-blockade!“ „Oh Gott“, schreit da Ihre beste Freundin entsetzt in den Hörer, „es wird doch keine Backkrise sein!“ „Eine BACKKRISE?!“, stammeln Sie mit weinerlicher Stimme, bevor Sie kraftlos den Telefonhörer fallen lassen, „das wäre ja furchtbar!“

Eigentlich müsste man den Autoren, die die Schreibblockade, die Schreibkrise oder ähnlich aufwühlende Begriffe erfunden bzw. in das wissenschaftliche Arbeiten eingeführt haben, einen ebenso großen Respekt zollen wie den Wortschöpfern von

• Megaperls, • Hallertauer Aromahopfen,
• Aktiv-Sauerstoff, • Gefrierbrand,
• Piemont-Kirsche, • porentiefe Reinheit,
• Schlemmerfilet, • Felsquellwasser,
• Milchkammer, • Schmusewolle,
• Spülhände, • Superaufprallschutz,
• längste Praline der Welt, • Frühstücks-Cerealien,
• Byzantiner Königsnüsse, • Aktiv-Fruchtkonzentrat.

Es ist ihnen nämlich gelungen, eine Zielgruppe zu erschließen und derart zu sensibilisieren, dass es sich lohnt, singuläre Themen statt auf wenigen Seiten in dicken Büchern zu behandeln.

Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Selbstverständlich will ich mich keineswegs auf Kosten jener amüsieren, die während der wissenschaftlichen Arbeit an ihre Grenzen stoßen und bisweilen nicht weiter wissen. Als ich einst meine Diplomarbeit verfasste, habe ich diese Phase(n) selbst durchlebt – und durchlitten – und ich weiß deshalb nur allzu gut, wie es einem währenddessen ergeht.

• Mitunter fällt es schwer, den richtigen Einstieg zu finden.

• An manchen Tagen quälen wir uns Wort für Wort, Silbe für Silbe durch den Text – und irgendwie passt nichts zusammen.

• Manchmal sind wir unkonzentriert und schweifen mit unseren Gedanken ab.

• Bereits Geschriebenes überarbeiten wir mehrfach, hingegen finden wir keine oder zu wenig Zeit, Neues zu erarbeiten; unsere Arbeit bleibt bruchstückhaft, da wir vorhandene Fragmente/Textbausteine nicht miteinander in Beziehung bringen (können).

• Beim Verfassen unserer wissenschaftlichen Arbeit erleben und erleiden wir eine Berg- und Talfahrt der Gefühle:

▷ während des Schreibens sind wir (eher) optimistisch oder gar euphorisch,

▷ beim Redigieren (eher) niedergeschlagen, pessimistisch oder resigniert.

• Wir schämen bzw. scheuen uns, unsere Texte Freunden und Bekannten zu geben, die einen kritischen Blick darauf werfen könnten.

Negative Erlebnisse beim Schreiben führen mitunter zu sog. Vermeidungstaktiken, die der Heidelberger Wissenschaftsberater Dr. Stephan Peters als „Schleichen um den Schreibtisch“ bezeichnet. Wir lenken uns mit weniger wichtigen Tätigkeiten ab – oder versuchen dies zumindest – und verschieben den Beginn der eigentlichen Arbeit:

• Wollte man nicht schon lange mal wieder die Wohnung aufräumen, putzen? Die Wände streichen? Bücher oder Bilder sortieren? Mails checken? Alte Bekannte anrufen?

• Und eigentlich bräuchte man auch noch ein bisschen mehr Literatur? Kann ja zumindest nicht schaden.

• Der Computer wird nicht für die wissenschaftliche Arbeit eingesetzt, sondern für andere Zwecke „missbraucht“, z.B. für Computerspiele.

• Auch die ein oder andere Kaffee- oder Zigarettenpause wird über die Maßen ausgedehnt.

Begleitet werden diese Verhaltensweisen häufig von Gedanken, wie:

• „Ich bin einfach (noch) nicht in der richtigen Stimmung, um wissenschaftlich zu arbeiten.“

• „Heute habe ich ausnahmsweise mal keine Lust.“

• „Ich hab’ ja noch soooo viel Zeit.“

• „Morgen fange ich auf jeden Fall mit dem Schreiben an.“

• „Ich warte noch ein bisschen; unter (Zeit-)Druck bin ich ohnehin am besten.“

• „Im Moment kann ich mich einfach nicht auf das wissenschaftliche Arbeiten konzentrieren; denn dazu muss mein Kopf frei sein.“

• „Warum hat der Professor gerade mir das anspruchsvollste/das umfangreichste Thema gegeben?“

• „All die vielen anderen Aufgaben müssen während der Bachelorarbeit ja auch irgendwie erledigt werden.“

Vermeidungstaktiken – schön und gut; aber: Kann man deshalb schon von einer „SchreibBLOCKADE“ sprechen? Oder gar von einer „SchreibKRISE“? Ist es denn nicht normal, dass man – aus einem natürlichen Bedürfnis nach Selbstschutz heraus – dazu neigt, zunächst um sein Thema „herumzueiern“? Und mal ehrlich: Wer lässt schon gerne – bildhaft gesprochen – die Hosen runter und ist bereit, sich und seine Leistung (hier = wissenschaftliche Arbeit) von Dritten bewerten zu lassen, vom Korrektor oder auch von Freunden und Bekannten, die mit kritischen Anmerkungen und guten Ratschlägen häufig nicht geizen. Die Sorge zu versagen ist allgegenwärtig und normal – jedenfalls bis zu einem gewissen Grad.

Ich meine hier NICHT jene Studierenden, die (bedauerlicherweise!) bereits beim Gedanken an ihre wissenschaftliche Arbeit oder beim Anblick ihres PCs erkranken bzw. körperlich leiden (z.B. Übelkeit, ständige innere/äußere Unruhe, Schweißausbrüche, Schlaflosigkeit usw.) oder tagelang/wochenlang nicht in der Lage sind, das Textverarbeitungsprogramm ihres PCs zu starten. Schreibblockaden sind dann i. d. R. pathologisch, d.h. krankhaftes Merkmal der Persönlichkeit oder Symptom einer tiefer liegenden (Persönlichkeits-)Störung. Zumeist spielen psychisch bedingte Ursachen eine große Rolle, z.B.

• verdrängte persönliche Probleme,

• Depressionen,

• starke Minderwertigkeitsgefühle,

• die übersteigerte Angst vor Misserfolg (oder Erfolg!) oder Ablehnung.

Falls Ihnen die hier beschriebenen Symptome „ziemlich bekannt“ vorkommen und Sie sich bzw. Ihre Verhaltensweise(n) wiedererkennen, dann empfehle ich Ihnen, möglichst bald die psychotherapeutische Beratungsstelle Ihrer Hochschule oder einen Psychologen aufzusuchen. Ganz offensichtlich brauchen Sie professionelle Hilfe, die an Ihrem spezifischen Verhalten ansetzt (durch Verhaltenstherapie) oder bspw. an einem etwaigen (emotional begründeten) Problem (durch Psychotherapie/-analyse).

Treffen die soeben skizzierten Symptome indessen nicht auf Sie zu, dann haben Sie – sehr wahrscheinlich – weder eine Schreibblockade, noch leiden Sie an einer Schreibkrise! Sie durchlaufen lediglich all die (typischen) Phasen, die sehr viele Autoren wissenschaftlicher Werke durchschreiten, vor allem dann, wenn sie sich zum ersten Mal damit beschäftigen. So gesehen sind Sie weder psychisch blockiert noch in einer krisenhaften Situation: Sie haben allenfalls ein Problem mit dem Schreiben (neudeutsch „Schreibproblem“), das

• zeitlich befristet ist und das

• Sie mit vielen Leidensgenossen teilen.

Was also ist bei „Schreibproblemen“ zu tun?

Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht

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