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3.2.2 Erklärung (Explikation)
ОглавлениеWer den explikativen Ansatz in den Mittelpunkt rückt, beantwortet im Wesentlichen die Frage „Warum ist dieses Ergebnis eingetreten?“ bzw. „Warum ist etwas der Fall?“ (vgl. zum Folgenden v. a. Nienhüser/Magnus 2003, S. 4 ff.). Betrachten wir beispielhaft die Forschungsfrage: „Welche Faktoren beeinflussen die Stabilität von Kooperationen?“ Wer sie beantworten will, kann nicht lediglich auf eine Theorie zurückgreifen, zumal es die Theorie der Kooperationen nicht gibt. Vielmehr bedarf es eines differenzierten Kanons von Theorien, die sich jeweils mit Teilen des Erkenntnisobjekts auseinandersetzen und so zur Gewinnung von Erkenntnissen beitragen (vgl. Abb. 11). Beispielsweise lässt sich aus dem Principal / Agent-Ansatz ableiten, dass der Erfolg nicht unwesentlich vom Handeln des Agenten (z.B. Lizenznehmer) abhängt; denn dieses beeinflusst das Wohlergehen des Principals (z.B. Lizenzgeber). Außerdem haben Agenten einen Informationsvorsprung, den sie zur Durchsetzung eigener Ziele nutzen können, was die Stabilität der Beziehung gleichfalls gefährdet. Die Theorie des organisationalen Lernens wiederum besagt u. a., dass auch das (Un-)Gleichgewicht der Partner den Erfolg einer Kooperation beeinflusst.
Mehr noch als bei der Deskription ist beim explikativen Ansatz Ihr eigener Beitrag offenkundig: Sie gehen problemorientiert und theoriegeleitet vor und verwenden unterschiedliche Aussagen und Arbeiten, um Ihr Forschungsproblem zu lösen.
Das Vorgehen beim explikativen Ansatz lässt sich – vereinfacht gesprochen – wie folgt skizzieren.
Vorgehensweise beim explikativen Ansatz
1. Beschreiben Sie zunächst, was sich ereignet hat (z.B. manche Kooperationen scheitern, andere bestehen seit vielen Jahren).
2. Suchen Sie nach einer Theorie, welche im Dann-Teil den Sachverhalt „Stabilität von Kooperationen“ thematisiert.
3. Entnehmen Sie dem Wenn-Teil jene Faktoren, die als Ursache(n) anzusehen sind.
Abb. 11: Einflussfaktoren der Stabilität von Kooperationen: Beitrag verschiedener Theorien
Theorie | Aussage |
Principal / Agent-Ansatz | In Kooperationen kommen „Agency“-Probleme auf zweifache Weise zum Tragen: Innerhalb der Kooperation sowie zwischen dem gemeinsamen Leitungsgremium und den Führungskräften in der Kooperation. Das Handeln des Agenten (z.B. Lizenznehmer) beeinflusst das Wohlergehen des Principals (z.B. Lizenzgeber). Agenten haben einen Informationsvorsprung, den sie zur Durchsetzung eigener Ziele nutzen können. |
Spieltheorie | Kooperationspartner verhalten sich u. a. dann nicht opportunistisch, wenn die Zusammenarbeit mit einer Kapitalbeteiligung unterlegt wird; denn dieses „Commitment“ signalisiert die Bereitschaft zu kooperativem Verhalten. Dadurch entsteht eine „Win-win-Situation“. |
Theorie des organisationalen Lernens | Die Kooperation dient in erster Linie dem Zugriff auf das Know-how des Partnerunternehmens. Der Erfolg einer Kooperation hängt vom Gleichgewicht der Partner ab. |
Transaktionskostenansatz | Unternehmen kooperieren, wenn die Zusammenarbeit sowohl hierarchischen Transaktionsformen als auch Transaktionen über den Markt überlegen ist. |
Quelle: Pausenberger/Nöcker (2000, S. 395); stark modifiziert.
Zu den Aufgaben des explikativen Ansatzes gehört nicht nur, ein theoretisches Gerüst zu erarbeiten (hier = Principal / Agent-Ansatz; Spieltheorie; Theorie des organisationalen Lernens; Transaktionskostenansatz); vielmehr sollen Sie mit diesen Theorien auch Hypothesen entwickeln – und selbstverständlich prüfen (vgl. Kornmeier 2007, S. 75 ff.). Letzteres ist dadurch möglich, dass Sie
• eine eigene Studie durchführen (= Primärstudie) und / oder
• verfügbare empirische Ergebnisse verwerten (= Sekundärstudie), die Sie auf Ihre Hypothese(n) beziehen.
Sekundärforschung ist zwar weitaus weniger zeitaufwendig und bietet zahlreiche andere Vorteile (vgl. Kornmeier 2007, S. 153 ff.), sie hat aber auch diverse Schwächen und Probleme:
• In den Studien, in welchen die von Ihnen verwendeten Theorien gleichfalls herangezogen wurden (z.B. Transaktionskostentheorie), werden sehr wahrscheinlich nicht genau jene Befunde stehen, die Sie benötigen.
• Die verfügbaren Ergebnisse werden nicht immer unmittelbar auf Ihre Forschungsfrage zu beziehen sein.
In all diesen Fällen müssen Sie sehr sorgfältig begründen und argumentieren, warum die betreffenden Daten Ihre Hypothese(n) stützen. Weiß Gott keine einfache Aufgabe!