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3.2.5 Kritik (Bewertung) und Utopie

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Wissenschaft soll nicht nur Wissen schaffen und Gestaltungsempfehlungen geben, sondern vielmehr auch Kritik am Bestehenden üben und außerdem Utopien entwerfen. Als Forschungsansatz will man mit Kritik im Wesentlichen die Frage beantworten, wie ein bestimmter Zustand vor dem Hintergrund explizit genannter Kriterien (z.B. Umweltverträglichkeit) zu bewerten ist. Da sie immer erforderlich ist, repräsentiert Kritik keine eigenständige Art von Forschungsfrage; lediglich der Schwerpunkt ist anders gesetzt. Nehmen wir an, das Thema unserer Arbeit lautete „Abnehmende Rohstoffvorräte und wachsendes Umweltbewusstsein: Künftiger Stellenwert der Luxusgüterindustrie“, dann müssten wir u. a.

• den Begriff „Luxusgüter“ definieren,

• darlegen, welche Rohstoffe durch den Kauf bzw. Konsum von Luxusgütern verbraucht werden,

• den derzeitigen und künftigen Verbrauch der entsprechenden Rohstoffe einschätzen,

• prüfen, inwieweit die „normale“ Bevölkerung die Konsumenten von Luxusgütern für den weltweiten Ressourcenverbrauch verantwortlich macht.

Utopien zu entwerfen bedeutet, dass Spekulieren und Querdenken ebenso Bestandteile der Arbeit sein können wie wissenschaftliche Überlegungen zu Sinn und Ethik; denn wer lediglich auf das Bestehende zurückgreift, d.h. nur das Vorhandene beschreibt, erklärt usw., wandert ausschließlich auf ausgetretenen Pfaden und kann plausiblerweise keine neuen Wege zeigen. Mit anderen Worten: Die Wissenschaft hinkt dann (der Praxis) hinterher. Wer Utopien konzipiert, versucht die Frage zu beantworten, wie die Welt von morgen aussieht, z.B. in 10 bis 20 Jahren; das „morgen“ reicht dabei weit über das hinaus, was die Prognose (vgl. Kapitel 3.2.3) leisten will. Bei der Suche nach utopischen Aussagen helfen bspw. qualitative Verfahren.

• Bei der Delphi-Methode, einer Form der Expertenbefragung, wertet man die Antworten der einzeln befragten Experten aus, um jenen anschließend die aggregierten Ergebnisse zuzusenden (i. d. R. anonym). Wer diesen Prozess mehrfach wiederholt (ggf. mit präzisierter Fragestellung), erhält letztlich ein gemeinsames Urteil aller Experten zu dem interessierenden Sachverhalt (vgl. Nieschlag u. a. 2002, S. 160).

• Ausgehend von der gegenwärtigen Situation will man mit der Szenario-Technik (vgl. von Reibnitz 1987) den künftigen Zustand des zu prognostizierenden Gegenstands (z.B. Absatz von Pkw) ermitteln. Hierzu werden verschiedene konsistente Zukunftsbilder (= Szenarios) entwickelt und jeweils mögliche Konsequenzen (für das Untersuchungsobjekt) abgeleitet. Wer bspw. den Pkw-Absatz in zehn Jahren prognostizieren will, könnte in den Szenarios u. U. Rahmenbedingungen wie knapper werdende Ölvorkommen oder steigende Benzinpreise berücksichtigen.

Allerdings muss und soll es nicht bei den entwickelten Welten bleiben; je nach Schwierigkeitsgrad der Arbeit ist denkbar und wünschenswert, dass Sie für Ihre Utopia entsprechende Konsequenzen ableiten, z.B. für Konsumenten, Staat, Unternehmen und / oder deren Politik. Auch hier spielt eine ganz entscheidende Rolle, ob es Ihnen gelingt, Ihre Ideen und die damit einhergehenden Konsequenzen zu begründen, sei es logisch, sei es durch Rekurs auf vorhandene Theorien.

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