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2. Kopfkino

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Meinen Opa habe ich nie kennengelernt, auch den Tod meiner Großmutter habe ich nur am Rande mitbekommen. Ich war völlig unvorbereitet, hatte keinerlei gespeicherte Erlebnisse, die mir halfen mit den vielen entstehenden Gedanken und inneren Bildern klar zu kommen.

Meine Mutter ist tot.

Unglaublich.

Petra, die Frau Svens erklärte mir, dass meine Mutter in ihrer Küche mit einem Herzinfarkt zusammengebrochen sei und dabei gestorben war. Man war alarmiert, weil sie nicht öffnete, als der verabredete Besuch kam.

Unfassbar zunächst. Tausend Gedanken, tausend Fragen. Wir hatten vor einigen Wochen eine Auseinandersetzung gehabt und uns seitdem nicht mehr gesprochen. Ich war vor einigen Tagen immer noch verärgert und bin nicht ans Telefon gegangen, als sie anrief. Wollte lieber noch warten, ehe wir die Schieflage klären. Wie kindisch, nicht ans Telefon zu gehen, wie nichtig unter den jetzt gegebenen Umständen. Jetzt ist es zu spät. Keine Chance der Klärung mehr. Der Frieden muss sich ohne weitere Kommunikation einstellen, ich muss ihr verzeihen, sie kann sich nicht mehr erklären.

Mein Vater muss informiert werden, ich muss meinen Bruder sprechen, der in Brasilien lebt, muss alle Leute anrufen und informieren, die Wohnung räumen, alles regeln, was dringlich ist. Ich muss meinen Urlaub verlängern, Zeit organisieren, um alles erledigen zu können. Ich muss da jetzt sofort hin.

Noch immer Zahnlos rief ich meinen Vater an und lispelte:

„Hallo Vattern. – Du weißt schon…? – Ja, sie sagen, es muss ganz schnell gegangen sein. – Sie hatte einen Termin und sollte abgeholt werden, hat aber nicht aufgemacht.“

„Meine Thea.“, soll er gesagt haben, als er es von Petra erfuhr. Eigentlich verständliche Anteilnahme, sollte man meinen. In diesem Fall war es jedoch besonders. Es ist nämlich so, dass er sich von meiner Mutter, meinem Bruder und mir trennte, noch bevor ich zur Schule gekommen bin. Das ist über vierzig Jahre her. Über all die Zeit gab es nur selten Kontakt. Er hatte eine neue Familie gegründet und drei weitere Kinder gezeugt, meine Halbgeschwister Nele, Sven und Lars. Immer mal wieder sah man sich, hörte telefonisch das Neueste, von Beziehung kann man jedoch nicht reden. Gefühlt war er zwischen meinem sechsten und fünfzehnten Geburtstag zwei Mal da gewesen. Danach sah ich ihn einmal in Reinfeld, und einmal in Bremen, als er mich besuchte, ich war vielleicht zehn Mal bei ihm zu Besuch.

„Meine Thea…“ Die erste Liebe ist eben doch tief.

Ich lud ihn zur Trauerfeier ein, von der ich noch nicht wusste, wann diese stattfinden würde und wie ich alles organisiere. Ich sagte ihm noch, dass er neben Nadia, Lennard und Harry die wichtigste Person für mich an diesem besonderen Anlass. Von den notwendigen Vorbereitungen der Beerdigung hatte ich nicht den blassesten Schimmer einer Ahnung.

Endlich kam spätnachmittags der erlösende Anruf meiner Zahnärztin, alles sei fertig und könne abgeholt werden. Wenige Minuten später saßen meine Liebste und ich im Auto.

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