Читать книгу Briefe lügen nicht - Wie wir wirklich waren - Martina E. Siems-Dahle - Страница 11

Der Traum

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Köln, 20. April 2012: Ich liege auf dem Rücken, die Daunendecke bis zum Kinn hochgezogen, meine Füße schauen unten hervor. Soeben hatte ich im Traum eine Auseinandersetzung mit meinem Vater.

Ich sitze in Oldenburg, Heynesweg, am Esszimmertisch. Es ist grell um mich herum.

„Wie lange musst du noch schreiben, Tini?“, fragt er mich.

„Keine Ahnung, es gibt so viel zu erzählen.“

„Aber du musst jetzt fertig werden.“

Vati sitzt mir gegenüber. Er ist noch nicht so alt, wie zu dem Zeitpunkt, als er starb, vierundachtzigjährig. Er hat noch Geheimratsecken, und einen klaren Blick. Am Ende seines Lebens war dieser wässrig verschwommen, suchend. Meistens schlief er. Die Haare waren gänzlich verschwunden und rosablasse Kopfhaut schimmerte im Licht der Nachttischlampe.

Im Traum weise ich mit dem Zeigefinger auf mein Archiv im Arbeitszimmer in Köln, sitze dabei aber in Oldenburg.

„Weißt du, wie viele Briefe darin liegen?“, frage ich ihn mit erregter Stimme. „Ihr habt sie mir alle hinterlassen! Doch sicherlich mit Absicht? Ich muss doch alles erzählen, dies ist meine Aufgabe, die ihr mir hinterlassen habt.“

„Hör auf damit“, echauffiert sich mein Vater. „Du willst mich doch nur bloßstellen!“

„Ich kann machen, was ich will, hörst du? Das ist mein Leben!“, meckere ich zurück.

Briefe lügen nicht - Wie wir wirklich waren

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