Читать книгу Briefe lügen nicht - Wie wir wirklich waren - Martina E. Siems-Dahle - Страница 6

Keine SMS und keine Email, sondern: Ein Brief

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„Ich muss diesen Arbeitsvertrag jetzt wegschicken.“

2012: Cora, meine achtzehnjährige Tochter, sitzt an meinem Rechner. Sie hat gerade ein bravouröses Abi hingelegt und will nun bei einer Cateringfirma ihr Taschengeld aufbessern.

„Was muss ich denn da schreiben?“

„Wie –‚ schreiben‘?“, frage ich zurück.

„Als Anschreiben?“

„Also: ‚Sehr geehrte Damen und Herren, anbei meine Vertragsunterlagen. Mit freundlichem Gruß! Cora Dahle.‘“

„Kannst Du mal kommen?“

Ich gehe in den ersten Stock.

„So?“ Der von mir vorgeschlagene Text steht oben links, ohne Zeilenabstände.

„Du musst zwischen der Anrede, dem Text und dem ‚Freundlichen Gruß’ Zeilenabstände setzen. Wirst Du per Hand die Adresse auf den Umschlag schreiben?“

„Ja.“

„O.K., dann schreibe oben rechts auf dem Brief noch: ‚Köln, den 20.6.2012.’“ Wenig später sitze ich wieder an meinem Rechner, Cora unten am Schreibtisch im Wintergarten.

„Wo kommt denn die Adresse hin?“, höre ich.

„Auf dem Briefumschlag?“

„Ja.“

„Unten rechts.“

„Und die Briefmarke?“

„Oben rechts.“

„Und der Absender, auf die Rückseite?“

„Kannst Du machen, kann aber auch auf die Vorderseite, oben links.“

„Muss ich ‚Absender’ schreiben?“

„A B S“, buchstabiere ich, „und Punkt und Doppelpunkt.“ Pause. „Und darunter dann deine Anschrift.“

„Muss ich den dann zur Post bringen?“

Briefe lügen nicht - Wie wir wirklich waren

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