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Der Hase mit der Schnupfennase

Auf einem kleinen Acker versteckt unter der Erde lag der Bau von Fridolin Hase. Eigentlich wohnen Hasen ja nur in einer Mulde. Doch Fridolin hatte diese Art des Wohnens noch nie gemocht. Er bevorzugte die Wohnweise seiner Verwandten, der Kaninchen. So konnten ihm weder Kälte noch Hitze etwas anhaben und er und sein Schaffen blieben unentdeckt.

Fridolin Hase hatte sich gemütlich eingerichtet. Es gab eine kleine Schlafstube, eine winzige Küche und ein großes Arbeitszimmer. Dort standen an den Wänden hohe Regale und in der Mitte ein großer Tisch. Überall lagerten bunte Tiegel und alte Dosen mit dicken und dünnen Pinseln. In der hintersten Ecke schloss sich eine große Kühlkammer an. Sie war von oben bis unten gefüllt mit frischen Eiern vom nahe gelegenen Hühnerhof.

Gerade stand Fridolin darin und griff nach einem der Eierkartons, da begann seine Nase schrecklich zu jucken und im gleichen Augenblick musste er heftig niesen. „Hatschiiii!“, schallte es durch den Bau und noch einmal: „Hatschiiiii!“ Fridolins ganzer Körper zuckte dabei. Die Eier kullerten aus dem Karton und fielen auf den Boden. „Ach, auch das noch!“, schimpfte er, eilte hinaus und machte sich auf die Suche nach dem Putzzeug.

Eine Stunde später hatte Fridolin Hase schon eine ganz rote Nase vom ständigen Schnäuzen und immer wieder erbebte der Hasenbau unter seinem Niesen.

Plötzlich stand Frau Spitzmaus mit einem besorgten Gesicht in der Tür. „Du bist aber schrecklich erkältet, mein Lieber!“ Sie schaute ihn kopfschüttelnd an. „Ich mache dir jetzt erst einmal einen heißen Tee. Und dann legst du dich sofort wieder ins Bett.“

„Aber das geht doch nicht!“, protestierte Fridolin. „Übermorgen ist Ostern. Die Kühlkammer ist voller Eier, die ich noch hübsch anmalen muss. Ich habe keine Zeit, mich krank ins Bett zu legen!“

Frau Spitzmaus warf einen prüfenden Blick auf den Arbeitstisch. Dort lagen einige Eier, an denen der Hase wohl bis eben gemalt hatte. Die Farben waren ineinander gelaufen und die Muster ungleichmäßig. „Die Eier kannst du sowieso nicht in die Nester legen. Da ist dein Ruf für die nächsten hundert Jahre verdorben!“, meinte sie ehrlich.

Fridolin schaute betreten. „Ist es ... Hatschiiiiii ... so schlimm?“

„Schlimmer! Und jetzt leg dich endlich hin. Der Tee ist gleich fertig.“ Frau Spitzmaus setzte den Wasserkessel auf den Herd und wenig später hielt der Hase eine Tasse mit dampfendem Kräutertee in der Hand.

„Der riecht aber komisch …“, murmelte Fridolin. Aber tapfer trank er Schluck um Schluck und schlief kurz darauf ein.

Als sein Schnarchen gleichmäßig durch den Bau zog, nickte Frau Spitzmaus zufrieden. Eilig huschte sie hinaus und kam wenig später mit ihren drei Kindern und deren Freunden zurück. „Dass ihr mir ja leise seid!“, mahnte sie am Eingang des Hasenbaus noch einmal. „Der Osterhase ist sehr krank und nur, wenn er sich jetzt gut ausruht, kann er am Sonntag seine Arbeit machen.“

„Aber klar doch!“, antwortete der Wühlmausjunge. „Ist echt cool! Ich mal mir heute meine eigenen Ostereier …“ Er stieß die kleine Feldmaus neben sich an.

„Aua!“, quietschte diese erschrocken und Frau Spitzmaus sah die beiden böse an. „Was habe ich euch eben gesagt?“

Die Mäusekinder senkten ihre Köpfe. „Leise sein …“

Als Fridolin nach zwei Stunden erwachte, traute er seinen Augen kaum. In seinem Arbeitszimmer drängten sich ganz viele Mäuse und malten die Eier bunt. Ein munteres Flüstern erfüllte den Raum und er hätte gerne noch ein wenig gelauscht, wenn er nicht schon wieder hätte niesen müssen. „Hatschiiii!“

Die Mäuseschar drehte sich erschrocken um. Frau Spitzmaus drängelte sich durch. „Herr Hase! Waren wir zu laut?“

„Nein! Ist schon in Ordnung! Aber, was machen Sie denn da? Meine kostbaren Eier. Die brauche ich doch am Sonntag!“

„Ich weiß!“, antwortete Frau Spitzmaus spitz. „Ich hoffe, die Kinder werden bis dahin fertig.“

„Die Kinder?“ Fridolin war verwirrt.

„Fridolin Hase!“ Frau Spitzmaus stemmte die Hände in die Hüften und sah den Osterhasen streng an. „Die Kinder malen sehr schön. Du ruhst dich aus und trinkst noch einen Tee. Nur dann kannst du am Sonntag deine Arbeit machen!“

Fridolin hatte keine Wahl. Brav legte er sich wieder hin und trank den Kräutertee. Er schmeckte bitter, aber er half.

Schon am Samstagabend musste Osterhase Fridolin kaum noch niesen und am Sonntag konnte er wirklich den Korb aufsetzen und die vielen wunderschönen Eier verteilen. Frau Spitzmaus und die Mäusekinder hatten tolle Arbeit geleistet. Fridolin war ihnen sehr dankbar und versteckte in ihren Nestern noch eine kleine Papierrolle. Wie groß war bei allen die Überraschung, als sie lasen:

Ein jedes Ei gemalt so schön.

Ich hab die Kinder staunen sehn,

haben sich recht gefreut und froh gelacht.

Das habt ihr wirklich gut gemacht!

Ich danke sehr und lad euch ein,

auch nächstes Jahr dabei zu sein.

Es grüßt euch lieb der Osterhase,

der Fridolin mit roter Nase!

Martina Decker wurde 1964 in Bremen geboren. Sie lebt in Hackenheim in der Nähe von Bad Kreuznach. Wenn sie nicht arbeitet oder schreibt, genießt sie das Leben mit Familie und Freunden, spielt in einer Laienspielgruppe Theater oder liest ein Buch. Sie veröffentlichte bisher Haiku, Gedichte und Kurzgeschichten in diversen Anthologien.

Wie aus dem Ei gepellt ...

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