Читать книгу Wie aus dem Ei gepellt ... - Martina Meier - Страница 40

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Warum wir dieses Jahr Ostern feiern können

Im Garten strecken sich die ersten Grashalme durch den Schnee. Marlon hockt sich nieder und versucht den tauenden Schnee zu greifen. „Das wird kein Schneemann mehr“, stellt er enttäuscht fest. „Der Schnee ist zu matschig.“

„Ich wollte sowieso nur schaukeln“, antwortet Merle, seine kleine Schwester. Sie geht zur Schaukel, die unter einem dicken Ast des riesigen Baumes in ihrem Garten steht, schaut hoch und freut sich: „Guck mal, Marlon! Die ersten Blätterknospen wachsen! Dann ist es jetzt Freuling!“

Marlon schüttelt den Kopf: „Merle, es ist Frühling! Ich werde den schönen Schnee vermissen.“

Marlon möchte Merle auf die Schaukel helfen, als es plötzlich hinter dem dicken Stamm des großen Baumes zu rascheln beginnt. Merle will hinrennen, doch Marlon hält sie fest.

„Psst“, flüstert er und legt ihr den Zeigfinger auf die Lippen. „Vielleicht ist es ein Vogel? Wir müssen leise sein und langsam schleichen, wenn wir ihn sehen wollen!“

Vorsichtig tapsen beide über die Wiese und schauen neugierig um den Baumstamm.

„Eiersalat! Riesen Eiersalat! So was von Eiersalat!“, schimpft eine zarte, wütende Stimme hinter dem Baumstamm.

Marlon und Merle trauen ihren Augen nicht! Dort sitzt ein Hase, der Marlon gerade bis zu den Knien reicht, er trägt dicke Schneestiefel, eine bunte Hose, eine Winterjacke und auf seinen Rücken einen leeren Korb. Rund um ihn herum liegen lauter zerbrochene Eier.

„Der Osterhase“, ruft Merle begeistert und klatscht in die Hände. Marlon will gerade „Psst“ rufen, da hat der Hase die Kinder schon bemerkt.

„Oh nein, oh nein! Das darf doch nicht sein!“, fiepst der Hase aufgeregt und versucht wegzuhoppeln, rutscht auf der Eierpampe aus und landet – RUMS – auf seinen Hasenpopo.

„Können wir dir helfen? Du brauchst keine Angst vor uns zu haben“, versucht Marlon den Hasen zu beruhigen.

„Mir helfen? Mir helfen können nur noch Elfen!“, bemerkt der Hase in einem sehr verärgerten Ton. „Ihr dürftet mich gar nicht sehen, darf hier nicht mehr stehen! Wenn meine Familie das erfährt, ist es um mich beschert!“

Marlon reicht dem aufgewühlten Hasen die Hand, hilft ihm beim Aufstehen und versichert ihm: „Wir verraten nichts. Versprochen!“

„Sollen wir die Eier wieder reparieren?“, fragt Merle. „Ich kann Klebe holen.“

„Aber die Eier können wir nicht kleben, Merle“, erklärt Marlon.

„So ein Eiersalat!“, schimpft der Hase weiter. „Ich dürft nichts verraten von meinen Taten! Sollte bemalen die ganzen Eier, ohweia! Die Hühner haben sie mit viel Mühe gelegt. Bis sie neue hervorbringen ist es zu spät! Alle Kinder werden suchen im Haus und im Garten, weil sie schon lange auf Ostern warten.“ Traurig, mit hängenden Hasenohren, steht er dort und schaut sehr verzweifelt aus.

„Und wenn wir dir Eier besorgen?“, schlägt Merle vor.

„Das kann aber nicht warten bis morgen. Was können wir tun? Legen kann ja nicht noch mehr das arme Huhn!“, stellt der Hase fest.

„Ich habe eine Idee“, freut sich Marlon. „Ich kaufe dir Eier mit dem Geld aus meinem Sparschwein im Supermarkt. Gibst du mir deinen Korb? Ich mache ihn dir voll und niemand wird dich sehen.“

Merle nickt aufgeregt: „Und ich helfe dir beim Saubermachen!“

„Da fehlen mir die Sätze! Ihr seid wirklich richtige Schätze! Nur zum Färben der Eier bleibt zu wenig Zeit, bis Ostern ist es nicht mehr weit“, plappert der Hase beunruhigt.

„Dabei helfen wir dir. Ich beeile mich“, erklärt Marlon, nimmt dem Hasen den Korb ab und läuft ins Haus, um sein Versprechen zu erfüllen.

Inzwischen schleicht auch Merle ins Haus, holt Eimer und Schaufel und wandert auf Zehenspitzen Richtung Terrassentür zurück in den Garten, damit Mama nichts mitbekommt.

Als alle Eierschalen und die Eierpampe im Eimer gesammelt sind, bringt Merle sie vorne zur Mülltonne. Dort sieht sie Marlon anmarschieren.

Hinter dem Baumstamm hoppelt der Hase in kleinen Sprüngen aufgeregt hin und her, als die Geschwister wieder bei ihm ankommen.

„Reichen die Eier?“, möchte Marlon wissen und hält dem Hasen den vollen Korb hin.

„Wunderbar! Das reicht ganz und gar!“, stellt der Hase fest und hüpft vor Freude in die Höhe.

„Jetzt müssen wir sie nur noch bemalen. Ich habe in meinem Zimmer Stifte in vielen Farben. Aber da müssen wir an Mama vorbei“, überlegt Marlon.

„Nein, ich geh dort nicht ins Haus. Wenn eure Mama mich entdeckt ist das mein Aus!“, bedenkt der Hase. „Wir gehen lieber in meinen Bau, da ist es sicherer, das weiß ich genau.“ Der Hase lächelt zum ersten Mal und zwinkert den Kindern zu: „Gebt mir die Hand und flugs sind wir im Hasenland.“ Er schnallt sich seinen vollen Korb auf den Rücken, reicht den Kindern seine Pfoten und stampft dreimal feste mit seinem Schneestiefel auf den Rasen, dass der Schnee zu allen Seiten spritzt. Ganz lautlos öffnet sich der Rasen unter den Dreien zu einem Erdtunnel, den sie geschwind hinunterrutschen. Merle und Marlon sind so überrascht, dass sie keinen Pieps von sich geben können. Nach einer kurzen Rutschpartie landen sie auf ihren Hosenboden in einer Wohnung unter der Erde. Die Wände sind rundherum in hellen Brauntönen gehalten und rund. Die Öffnung über ihnen schließt sich wie von Geisterhand.

Sprachlos schauen sich die Geschwister um und entdecken Stühle und Tische, Küchenschränke und Durchgänge zu anderen Zimmern.

„Da bist du ja endlich“, ruft es aus dem Raum nebenan. Stampfenden Schrittes kommt ein Hase in einem Kleid in die Küche. Die Hasenfrau schaut sehr besorgt: „Es ist keine Zeit! Es ist doch bald schon soweit!“, sie stutzt, als sie die Kinder erblickt. „Was macht ihr denn hier? Das ist nicht euer Revier!“

„Ach Liebes, ich habe die zwei dabei, damit sie mir helfen beim Bemalen vom Ei“, erklärt ihr der Hase. „Ein schrecklicher Unfall ist mir geschehen, die Kinder haben es gesehen. Alle Eier sind gebrochen, doch sie haben versprochen, nichts zu verraten, und ohne die Hilfe im Garten müsste Ostern viele Tage warten.“

Die Hasenfrau nickt: „Ausnahmsweise! Na, das war für euch Kinder sicher eine tolle Reise. Na, kommt ihr Guten, wir müssen uns sputen.“

Merle und Marlon folgen den Hasen. Sie gehen in ein Nebenzimmer. Dort stehen Stühle und Farben, hier ist alles bunt bekleckst. Dann geht es sehr schnell. Die Osterfrau kocht die Eier in der Küche. Marlon, Merle und der Osterhase greifen sich einen Pinsel und bemalen die gekochten Eier mit den schönsten Farben und Mustern.

Nachdem alle Eier bunt leuchten, bemerkt die Hasenfrau: „Draußen ist es schon dunkel, sogar die Sterne am Himmel sind am Funkeln. Eure Mutter wird sich sorgen. Wir sehen uns ganz bestimmt morgen. Für eure Hilfe lieben Dank. Dort geht es für euch nach Hause entlang.“ Sie geht mit den Geschwistern in die Küche und stampft dreimal mit ihrem Hasenschuh auf den Boden.

Marlon und Merle halten sich fest an den Händen, als sie zu fliegen beginnen, die Erdendecke sich über ihnen zu einem Tunnel öffnet und sie durch ihn in ihren Garten sausen.

Das war ein Abenteuer! Müde gehen sie zum Haus.

Mama wartet schon auf der Terrasse. Bevor sie etwas sagen kann, erklärt Marlon: „Wir sind so müde und haben Hunger.“

Merle nickt. Nachdem Abendbrot verschwinden beide ins Bett und fallen in einen tiefen Schlaf.

Am nächsten Morgen werden Merle und Marlon von einem Rascheln geweckt.

„Frohe Ostern“, begrüßt sie der Hase und hoppelt schnell weg.

„Ich gehe Eier suchen!“, ruft Merle und springt aus ihrem Bett. Marlon rennt hinterher.

Nicole Müller wurde 1980 in Unna geboren und wuchs in Dortmund auf. Schon in der Grundschule betonte ihre Klassenlehrerin nach Aufsätzen immer wieder, sie würde später Autorin werden und so war es damals schon ihr Traum. Nach der Fachhochschulreife im Sozial- und Gesundheitswesen machte sie eine Ausbildung zur Erzieherin. In dem Beruf konnte sie sich kreativ „austoben“. Sie ist verheiratet und hat zwei Töchter. Das Schreiben ist eines ihrer schönsten Hobbys. Einige ihrer Geschichten wurden bereits in Anthologien veröffentlicht.

Wie aus dem Ei gepellt ...

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