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Wie der Weihnachtsmann das Osterfest rettete

Puschel war sehr stolz. Nicht nur, dass er zum Hilfsosterhaseneieraufpasser ernannt worden war, sondern man hatte ihm auch den großen Schlüssel für das Vorratslager anvertraut. Gemeinsam mit seinem besten Freund Schwarzpfote stand er vor der großen Höhle, die für die Eier vorgesehen war, welche von Frau Henne und den anderen Hühnern geliefert werden sollten. Die beiden kleinen Hasen hüpften ungeduldig auf der Stelle herum. Schwarzpfote wollte den Schlüssel auch mal halten, doch Puschel war unerbittlich.

Sein Vater hatte nur ihm das große Messingding anvertraut, da er dringend in die große Stadt zur Hasenakademie musste. Puschels Vater war für die Ostereier und Geschenke rund um den großen Wald verantwortlich. Wenn er befördert werden würde, dann kämen auch die Häuser der Menschen jenseits des Bachs dazu.

Jetzt aber ging es darum, die Eier der Hühner sicher in der Höhle zu verstauen. Schwarzpfote entdeckte das gackernde Federvieh als Erster. Ganz wichtig trippelten die Hühner heran, jedes schwer beladen mit frischen Eiern, die später von den Hasen des Waldes eingefärbt und verziert werden würden.

Bis dahin aber mussten sie gut versteckt werden, denn es gab viele Räuber im Wald. Der rot gewandete Fuchs, die flinken Marder und natürlich die Backenvollstopfer, wie Puschel und Schwarzpfote die Hamster nannten. Mit denen lagen die beiden Hasenkinder ständig im Streit. Ganz zu schweigen von den vielen Streichen, die sie sich gegenseitig spielten. Sicher versuchten die Backenvollstopfer auch dieses Jahr, Eier zu stehlen. Damit dies nicht geschah, drehte Puschel extra zweimal den großen Schlüssel herum, nachdem er sich artig bei Frau Henne und den anderen Hühnern für die Lieferung bedankt hatte.

„Meinst du, die Eier sind dort drinnen richtig gelagert? Die Nächte sind doch noch so kalt“, fragte Puschel seinen Freund.

„Vielleicht. Was könnten wir auch sonst tun?“

„Na, die Heizung einschalten?“

Schwarzpfote nickte.

„Das ist eine prima Idee.“

Puschel schloss nochmals die große Tür auf, schaltete die Heizung ein und drehten den Regler auf kuschelig warm.

In den nächsten Tagen widmeten sich die zwei Freunde all den Dingen, die Hasenkinder gerne machten. Sie gingen zur Hasenschule, ärgerten die Backenvollstopfer, aßen köstlichen Möhrenkuchen von Mama und ließen es sich gut gehen.

Dann war Vater Hase zurück. Mit stolzgeschwellter Brust verkündete er, dass er in den obersten Rat der Osterhasen berufen worden war. Alle waren begeistert. Nach dem Essen machten Puschel und sein Vater sich auf den Weg zur großen Höhle. „Na mein Sohn, hat mit der Lieferung alles geklappt?“

„Natürlich Papa. Ich habe es den Eiern sogar extra schön warm gemacht.“

„Du hast was? Oh, oh, ich ahne Schlimmes.“ Auf einmal hatte es Vater Hase sehr eilig. Hastig hoppelte er voran, sodass Puschel kaum mithalten konnte.

An der Höhle angekommen, sperrten sie die Tür auf und wurden von einem fröhlichen Gepiepse begrüßt. Flauschig weiche Küken im gelben Federkleid trippelten zwischen den Eierschalen hin und her.

Schuldbewusst sah Puschel seinen Vater an. „War ich das etwa?“

„Ja, leider. Als du die Heizung eingeschaltet hast, wurde es so warm, dass die Küken ausgeschlüpft sind. Was machen wir bloß? Frau Henne schafft es doch nie bis zum Fest, neue Eier zu liefern. Wie sollen die Kinder Ostern ohne bunte Eier feiern?“

Traurig stand Puschel zwischen all den piepsenden Küken, die freudig an ihm hoch hüpften.

Sein Vater sah, wie bedrückt sein Sohn war, und strich ihm über die Hasenohren. „Ich werde mich auf den Weg machen und Frau Henne mitteilen, dass sie sich um einen größeren Stall Gedanken machen muss. Und wenn ich zurück bin, überlegen wir uns, was wir tun können.“

„So was kann auch nur ein Hase anrichten“, kicherten zwei Backenvollstopfer, die schadenfroh zur Tür hereinlugten.

„Euch werde ich helfen!“, rief Puschel und lief wütend hinter ihnen her. Die Hamster flüchteten und der kleine Hase hielt bittere Tränen weinend inne.

„Was hältst du davon, wenn wir Graufeder fragen?“ Schwarzpfote, der dazugekommen war und der alles mitbekommen hatte, stand auf einmal hinter ihm.

„Ja, vielleicht hat der eine Idee.“

Doch auch Graufeder, ein kluger, junger Waldkauz und guter Freund der beiden Hasen wusste keinen Rat. Dafür aber führte er sie zum weisen Uhu.

„Uhu.“ Bedächtig nickte der weise alte Vogel. „Es gibt nur einen, der euch jetzt noch helfen kann.“ Müde zog er den Kopf zwischen seine Flügel und wollte gerade die Augen schließen. Die Sonne stand schon hoch am Himmel und er musste endlich schlafen.

„Wer denn, kluger Uhu, wer kann jetzt noch helfen?“

„Uhu, habe ich das nicht gesagt? Ich werde wohl etwas vergesslich.“ Der alte Uhu schüttelte den Kopf.

„Der Weihnachtsmann natürlich, wer denn sonst? Uhu!“

Klar, wer denn auch sonst. Doch wo wohnte der Weihnachtsmann und wie kam man zu ihm?

Noch einmal raffte sich der Alte auf, um den Hasenkindern zu antworten. „Der Adler könnte einen kleinen Hasen hinfliegen. Er ist stark genug.“ Er sah Puschel an. „Sag einfach, du würdest von mir kommen und nimm Graufeder mit, ansonsten kann es sein, dass der Adler nicht hilft.“

So machten sich die drei Freunde auf den Weg zum Adler.

Verblüfft hörte der die ungewöhnliche Bitte, doch er verstand, das Ostern in Gefahr war, und zögerte deshalb nicht lange.

Noch bevor Puschel sich versah, schnappte ihn der mächtige Vogel und erhob sich mit ihm in die Lüfte. „Sagt meinen Eltern Bescheid“, rief er noch hinab und war auch schon auf dem Weg zum Weihnachtsmann.

Gerade kostete der Weihnachtsmann in einem gemütlichen Sessel vorm Kamin sitzend, von seinem heißen Kakao, als es klopfte. Brummend erhob er sich und öffnete die Tür. Verdutzt schaute er nach unten. „Sag mal, erwarten wir Besuch vom Schneehasen?“

Kopfschüttelnd eilte die Frau des Weihnachtsmanns herbei. Sie trug den völlig durchgefrorenen Puschel in die warme Stube und klopfte ihm den Schnee, in dem ihn der Adler hatte plumpsen lassen, aus dem Fell. Adler sind nicht so feinfühlig, wenn es darum geht, Passagiere hoch oben in Finnland abzusetzen.

Puschels Fell trocknete am warmen Feuer während er mit betrübter Stimme und kläglich herabhängenden Ohren seine Notlage schilderte. Frau Weihnachtsmann griff zum Taschentuch und schnäuzte sich vor Rührung. Dann stieß sie energisch ihrem Mann mit dem Ellenbogen in die Rippen.

„Da kannst du doch sicher helfen, nicht wahr mein Lieber?“

„Also … ich weiß nicht … es ist schließlich nicht Weihnachten und ich wollte doch meinen Osterurlaub genießen.“

„Ja, ja. Du willst also diesem tapferen kleinen Hasen hier helfen, damit die Kinder ein tolles Osterfest erleben dürfen und Puschel keinen weiteren Ärger bekommt. Das wolltest du doch gerade sagen, nicht wahr?“

„Genau, meine Liebe.“ Der Weihnachtsmann nickte. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte, seiner Frau zu widersprechen. Also schickte er seine Boten aus und tatsächlich erfuhr er, dass in einem fernen Land noch genügend Eier für das Osterfest zu finden waren. Mit dem großen Rentierschlitten flogen der Weihnachtsmann und der kleine Hase los und holten die Lieferung ab.

Als sie dann vor Puschels Haus landeten, gab es ein freudiges Geschrei. Alle waren glücklich über die Rettung des Osterfestes und der kleine Hase bedankte sich noch einmal beim Weihnachtsmann.

Dieses Osterfest gab es besonders große Eier. Nun ja, schließlich kamen sie auch aus Australien. Doch glücklicherweise war genügend Farbe da und alle halfen noch bis spät in die Nacht beim Bemalen der Straußeneier.

Lars Buchmann, geboren 1974 in Bernburg, studiert momentan Rechtswissenschaften. In seiner Freizeit schreibt er Geschichten, von denen mehrere bereits veröffentlicht wurden, und arbeitet an einem Romanprojekt. Er liest sehr gerne und interessiert sich für Kunst, Theater, Literatur und Geschichte.

Wie aus dem Ei gepellt ...

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