Читать книгу Die Vergütung von Betriebsräten - Martina Schlamp - Страница 12
§ 2 Der Wandel der Betriebsratsarbeit A. Aufgaben des Betriebsrates
ОглавлениеDer Betriebsrat nimmt in dem Mitbestimmungssystem, wie es heute in Deutschland existiert und in zahlreichen Unternehmen etabliert wurde, als Repräsentant und Interessenvertreter der gesamten Arbeitnehmerschaft im Betrieb eine herausragende Rolle ein. Das Betriebsverfassungsgesetz sieht eine Teilhabe der Arbeitnehmer durch zahlreiche Mitwirkungs- und Mitbestimmungsrechte (§§ 83 bis 113 BetrVG) vor, die als „Kernstück des Betriebsverfassungsrechtes“37 betrachtet werden. Die Ausübung dieser Rechte, gegenüber dem Arbeitgeber, ist – bis auf wenige Ausnahmen – ausschließlich dem Betriebsrat vorbehalten.38 Abhängig davon, welcher Regelungsbereich konkret betroffen ist, haben die einzelnen Rechte unterschiedliche Intensität und reichen von echten Mitbestimmungsrechten über Veto- bzw. Zustimmungs-, Beratungs- und Anhörungsrechten bis hin zu bloßen Informationsrechten. Teilweise übt der Betriebsrat damit sogar eine Gestaltungsfunktion aus, da er durch bestimmte Mitwirkungsrechte die betrieblichen Arbeitsbedingungen in den verschiedensten Bereichen, meist durch den Abschluss von Betriebsvereinbarungen, aktiv mitgestalten kann.39
Neben diesen Beteiligungsrechten hat der Betriebsrat aber noch zahlreiche weitere Aufgaben wahrzunehmen. Die Vorschrift des § 80 Abs. 1 BetrVG teilt dem Betriebsrat weitere allgemeine Aufgaben in Form einer enumerativen Aufzählung von Zielvorgaben und Arbeitsfeldern zu, wobei die Aufzählung allerdings nicht abschließend ist.40 Ob er von diesen Kompetenzen Gebrauch machen will, steht nicht im Belieben des Betriebsrates, die Wahrnehmung gehört zu seinen Amtspflichten.41 Eine der wichtigsten Pflichten ist in diesem Zusammenhang die Einhaltung von Normen und Vorschriften, insbesondere der betrieblichen oder tarifvertraglichen Vereinbarungen und Schutzvorschriften, in dem Betrieb zu überwachen (vgl. § 80 Abs. 1 Nr. 1 BetrVG). Die Aufgaben sind dabei aber nicht nur so ausgestaltet, dass der Betriebsrat lediglich auf bereits getroffene Entscheidungen und Maßnahmen zu reagieren hat, sondern er muss vielmehr auch aus eigenem Antrieb oder auf Anregung von Arbeitnehmern (vgl. § 80 Abs. 1 Nr. 3 BetrVG) im Interesse der Beschäftigten von sich aus tätig werden. Dafür werden ihm auch Initiativrechte in Form von Antragsrechten (vgl. § 80 Abs. 1 Nr. 2 und 7 Hs. 2 BetrVG) zur Verfügung gestellt.
Darüber hinaus gehört es zu dem Tätigkeitsfeld des Betriebsrates42, Sitzungen und Besprechungen, beispielsweise zu aktuellen Themen oder Beschwerden, sowohl mit dem Arbeitgeber als auch gremienintern oder gegebenenfalls auch mit Gewerkschaften abzuhalten. Insbesondere nimmt er an Betriebsversammlungen, Einigungsverfahren sowie Verhandlungen mit dem Arbeitgeber teil. Sämtliche Termine muss er stets umfassend vor- sowie nachbereiten. Zudem hält der Betriebsrat Sprechstunden für die Belegschaft ab und führt Beratungsgespräche mit Arbeitnehmern. Zuletzt übernimmt er außerdem administrative und organisatorische Arbeiten, die im Rahmen der Aufgabenerfüllung und Amtstätigkeit zusätzlich anfallen.
Das Arbeitsfeld und das Aufgabenspektrum des Betriebsrates stellen sich damit als besonders vielfältig und differenziert dar. Die Verteilung der einzelnen Aufgaben und Tätigkeiten innerhalb des Gremiums und Einteilung der einzelnen Mandatsträger nimmt der Betriebsrat selbst in eigener Verantwortung vor, wobei er die Gestaltung möglichst rationell und unter Berücksichtigung der betrieblichen Belange vorzunehmen hat.43 Dabei kann es durchaus vorkommen, dass ein Mitglied mehrere Aufgabenbereiche innerhalb des Gremiums zugewiesen bekommt oder diese im Laufe der Zeit sogar mehrfach wechseln. Neben umfangreichen fachlichen Kenntnissen sollten Betriebsräte auch persönliche Fähigkeiten wie Kommunikationsfähigkeit und Überzeugungskraft, eine gute Rhetorik sowie soziale Kompetenz vorweisen und ebenso in der Lage sein, mit Konflikten umzugehen. Die Anforderungen an Betriebsräte und ihre zu erfüllenden Aufgaben stellen sich allerdings nicht bei allen Mandatsträgern gleich dar. Hier muss zwingend differenziert werden, wobei vor allem die Betriebsgröße eine entscheidende Rolle spielt. Während in kleineren Betrieben vergleichsweise weniger Arbeiten anfallen werden, ist in großen Betrieben mit mehreren tausend Arbeitnehmern in der Regel nicht nur der Arbeitsanfall deutlich höher, sondern vor allem auch die Themenvielfalt und die zu bearbeitenden Problemkreise quantitativ und qualitativ anspruchsvoller.44