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Griechische Mythologie

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In Sparta wie in Athen herrscht ein kultischer Götterglaube. Beide Städte sind mystisch-heidnische Gesellschaften. Religion oder besser gesagt der Glaube an die Götter bestimmt das öffentliche Leben und ist Entscheidungskriterium für Krieg und Frieden. Die Menschen der Antike sind auf der Suche nach ihrer Herkunft. Sie wollen wissen, warum sie auf der Erde sind, wie es nach dem Tod weitergeht und wer die Menschen, die Erde, die Tiere und die Luft zum Atmen erschaffen hat. In Ermangelung rationaler Alternativen entwickeln sie eine Götterwelt, die über die Menschen herrscht. Den „Zorn der Götter“ zu provozieren, ist eine schlimme Androhung. Über allen stehen Zeus, der Göttervater, und seine Frau Hera. Dahinter folgen seine Geschwister Poseidon (Gott des Meeres), Demeter (Göttin der Fruchtbarkeit) und Hestia (Göttin der Familie) sowie seine Kinder Pallas Athene (Göttin der Weisheit), Hephaistos (Gott des Feuers), Ares (Gott des Krieges), Aphrodite (Göttin der Schönheit), Hermes (der Götterbote), Apollon (Gott der Künste) und Artemis (Göttin der Jagd). Diese 12 Gottheiten haben ihren Wohnsitz auf dem Olymp und werden um Beistand gebeten bei der Jagd, im Krieg oder bei der Familienplanung.

Die Menschen konstruieren sich auf diese Weise die Geschichte ihrer Herkunft, ihrer Einmaligkeit und sie erhoffen sich durch einen Verehrungskult Schutz durch die Götter. Aber es gibt auch Menschen, die posthum einen Gott ähnlichen Status erreichen können. Die Heroen haben in der spartanischen Welt große Bedeutung. Einer der Heroen ist Lykurg, der vermutlich gar nicht gelebt hat, sondern ebenfalls eine mystische Figur ist. Er soll der Legende nach die sagenhafte spartanische Ordnung geschaffen haben. Ähnlich verhält es sich mit dem Königspaar Menelaos und Helena, die im Mittelpunkt des Trojanischen Krieges stehen – jedenfalls wenn es nach der griechischen Mythologie geht. Jener Kampf um Troja, der in Homers „Ilias“ teilweise geschildert wird, ist das zentrale Ereignis in der griechischen Mythologie.

Helena wird in dieser Legende durch Paris, den Sohn des trojanischen Königs Priamos zwecks Heirat entführt. Nach dieser ungeheuerlichen Tat vereinigen sich die Griechen und ziehen gemeinsam gegen Troja, um das ruchlose Verbrechen zu rächen. Aber auch nach zehn Jahren Belagerung ist kein Sieg der alliierten Griechen in Sicht. Auf Anraten des Odysseus bauen die Griechen ein überdimensionales Holzpferd, in dessen hohlem Innenraum sie die besten und tapfersten ihrer Krieger verstecken. Dann täuschen sie ihre Abreise vor und lassen das Holzpferd am Strand der kleinasiatischen Küste vor den Toren Trojas stehen. In der Stadt beraten die Trojaner und werden sowohl von der Wahrsagerin Kassandra als auch vom Priester Laokoon gewarnt. Aber ihre Warnungen werden in den Wind geschlagen, das Pferd in die Stadt geholt und die Niederlage von Troja besiegelt, denn die Soldaten klettern nachts aus dem Inneren des Pferdes, öffnen die Stadttore, lassen die wieder zurück gekehrten Griechen in die Stadt und stecken Troja in Brand.

Athen und Sparta sind streng patriarchalisch organisierte Gesellschaften. Dennoch ist der Gegensatz zwischen ihnen groß. Wenn die Europäer heute von Griechenland als „der Wiege der Demokratie“ sprechen, dann meinen sie Athen und die attische Demokratie und die griechische Philosophie - aber nicht das ganze Griechenland. In Athen und Attika werden erste Demokratieschritte erprobt, die trotz mannigfaltigen sozialen Problemen nicht zurückgenommen werden. Sparta ist eine Militärdiktatur. Athen entwickelt binnen weniger als 100 Jahren aus der Erklärung der politischen Gleichheit aller Vollbürger eine Form geradezu radikaler Demokratie, die auch im Angesicht massiver äußerer Bedrohung durch die Perser nicht aufgegeben wird. Sparta hingegen bleibt auch weiterhin eine Diktatur unter der Fuchtel der Militärs, die die Stadt und ihre Krieger zu weithin gefürchteten Gegnern machen.

Die Genese Europas

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