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Lou Reed „Set the Twilight reeling” (1996)

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Noch nie hat einer Chris Barbers Nonsensdixie „Ice cream“ hergenommen, kettensägenmassakriert und dann in die Mülltonne gestopft. Lou Reed nennt diesen Gitarrenschmadder „Egg cream“. Das rohe Stück Fleisch von einem Song scheint der Platte die Richtung vorzugeben, doch das täuscht. Reed ist zwar die Depressionen der „Drella“-Ära los, seine neugewonnene Lebenswut aber hält er überwiegend im Zaum. Um die Fieberhöhe seiner Aggressionen zu ermitteln, nimmt man am besten das Gitarrenthermomenter: laut und elektrisch fürs Manische („Riptide“) und Politische („Sex with your Parents Part II“), akustisch für die Grotesken des Großstadtlebens („Trade in“) und die Balladen. Live im Studio eingespielt, hat das Album eine ähnlich raue, zupackende Art wie die jüngste Stones-Platte. Und Reed schreibt noch immer schlicht-schöne Melodien, denen dennoch jede Seichtheit fehlt – was daran liegt, dass er in seinem ganzen langen Sängerleben noch nie den richtigen Ton getroffen hat.

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