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Gestrandet im heissen Karatschi

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In Paris willigte die amerikanische Botschaft rasch in die Zuteilung von Flugplätzen ein. Nach Erhalt der nötigen Formulare flogen Schindler, Allemand und Miao in einer kleinen amerikanischen Militärmaschine nach Kairo. Die drei wurden in Armeebaracken mitten in der Wüste einquartiert. Schindler lobte die Betten und die Qualität der WC-Anlage («besser als im Ritz»), die allerdings für vier Personen ausgelegt war: «Man ist gezwungen, Handlungen des täglichen Lebens in [der] Öffentlichkeit durchzuführen, die man sonst sein Leben lang allein gemacht hat. […] Was würde wohl Herr Respinger dazu sagen?» Die Reise von Paris nach Kairo mit der amerikanischen Luftwaffe und das Leben auf dem US-Militärflughafen beeindruckten Schindler. Es scheine sich eine neue Art von Reisen auszubilden. Geschwindigkeit, Zweckmässigkeit sowie Sauberkeit zur Vermeidung von Krankheiten würden dabei eine ausschlaggebende Rolle spielen, meinte er. Mit Dr. Willy Corti und Ingenieur Winkler stiessen bei einem Mittagessen auch die restlichen Mitglieder zur Delegation, die beiden Herren wollten aber erst später weiterreisen. In der Folge gelang es Schindler, Plätze bis Karatschi in Britisch-Indien zu buchen. Am 26. Juni landeten er und Miao in der Hafenstadt, die zwei Jahre später Hauptstadt des neuen Staates Pakistan werden sollte. Untergebracht waren sie wiederum auf der US-Luftwaffenbasis.

Da vorerst die Bewilligung zur Einreise in China fehlte und auch Winkler und Corti auf sich warten liessen, sassen Miao, Schindler und der mittlerweile nachgereiste Allemand im heissen Karatschi fest. Während mithilfe von Telegrammen an alle möglichen Adressaten weiterhin versucht wurde, endlich die Bewilligung für den Weiterflug nach China zu bekommen, war Schindler mit Dingen beschäftigt, die ansonsten nicht in das Alltagsleben eines Grossindustriellen passten: Er las seit Jahren wieder einmal einen Kriminalroman, philosophierte mit seinen Begleitern über die Schwierigkeiten junger Ingenieure zu heiraten, wusch mithilfe von Miao eigenhändig seine Taschentücher und kaufte einen Tropenhelm in einem Laden, dessen Besitzer entweder unter einem Ventilator schlief oder die Kundschaft nur widerwillig und mit nackten Füssen bediente. Und selbst mit der Tatsache, dass hier niemand Schweizer Franken wechseln wollte, fand er sich nach anfänglichem Ärger ab.

Nachdem die Delegation bereits wieder drei Wochen unterwegs gewesen war, gelangte sie nach Chabua im Assam-Tal. Ein Überflug des Himalaja mit einer US-Maschine wurde ihnen aber definitiv verweigert. Mithilfe einiger chinesischer Funktionäre erhielten sie letztendlich Tickets der chinesischen Fluggesellschaft und konnten so nach Kunming weiterreisen.

Zauderer mit Charme

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