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Einstieg in die Firma

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Als Hans Schindler 1925 in die MFO eintrat, fand er sich in einem Unternehmen wieder, das massgeblich durch seine Verwandten mütterlicherseits und seinen eingeheirateten Vater geprägt worden war. Ihren Erfolg verdankte die Maschinenfabrik Oerlikon der Schwierigkeit der Firma Escher Wyss, hochwertige Schmiedestücke zu beschaffen. Der damals in der Dampfmaschinen- und Schiffbauabteilung tätige Peter Emil Huber-Werdmüller und der englische Ingenieur M. M. Jackson kamen deshalb auf die Idee, eine eigene Zulieferfirma zu gründen. Sie kauften eine Wiese beim Bahnhof Oerlikon und starteten 1863 mit der Produktion von Gussteilen. Als in England wesentlich billigere Wellen und Kurbeln hergestellt werden konnten, standen die Öfen ab 1867 still. 1872 übernahmen die Werkzeugmaschinenbauer Daverio, Siewerdt & Giesker aus Rorschach die Liegenschaft und verlegten ihre Produktion vom Bodensee nach Oerlikon. Nach diversen Reorganisationen gründete schliesslich erneut Peter Emil Huber 1876 die Aktiengesellschaft Werkzeug- und Maschinenfabrik Oerlikon, mit Friedrich Adolf Siewerdt als erstem Werkstattleiter. Erster Verkaufsschlager wurde ein Porzellanwalzenstuhl, der das Getreide schonender und schneller mahlte als herkömmliche Mahlsteine. Daneben stellten sie unter anderem Drehbänke, Kräne sowie Bohr-, Fräs- und Schleifmaschinen her. 1884 gelang es Huber, seinen ehemaligen Meister bei Sulzer nach Oerlikon zu holen. Charles Brown eröffnete die elektrische Abteilung und brachte seine Söhne Charles Eugene und Sidney Brown als Techniker mit. Nachdem sein Vater das Unternehmen nach wenigen Monaten bereits wieder verlassen hatte, übernahm Charles E. Brown die Leitung der Abteilung. Ab 1885 assistierte ihm Walter Boveri als Montageleiter. Mit der erfolgreichen Gleichstromübertragung bei einem aufsehenerregenden Wirkungsgrad von über siebzig Prozent zwischen den acht Kilometer auseinanderliegenden Ortschaften Kriegstetten und Solothurn gelang ihnen 1886 ein Meisterstück, das die Fabrik international bekannt machte.

Bald war den Ingenieuren bei der MFO klar, dass die Stromübertragung über noch weitere Strecken nur mit hochgespannten Wechselströmen möglich ist. Doch die hohen Spannungen lösten grosse Ängste aus, und Pioniere wie Thomas Alva Edison favorisierten den Gleichstrom. Die Organisatoren einer internationalen elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt hatten allerdings die Absicht, mit einem gross angelegten Versuch mit Wechselstrom die Systemfrage zu entscheiden. Da vielen Herstellern der Mut fehlte, durften am Schluss die MFO und die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) die Versuchsanlagen bauen. Tatsächlich gelang es ihnen im August 1891, die Energie störungsfrei zwischen dem Kraftwerk Lauffen am Neckar und dem 175 Kilometer entfernten Frankfurt mit einem Wirkungsgrad von 75 Prozent zu übertragen. Die MFO gelangte mit ihrer elektrotechnischen Abteilung zu Weltruhm, der ihren hervorragenden Ruf begründete und die Auftragsbücher füllte. Gerade in der Schweiz war die Gewinnung des «weissen Golds» und die wirkungsvolle Stromübertragung von Kraftwerken in den Alpen zu den Verbrauchern in den wachsenden Städten ein Gebot der Stunde. Doch auch international war die Nachfrage enorm. Insbesondere der Bau von Generatoren florierte, aber auch Zubehör wie Transformatoren und Schaltanlagen war gefragt. Die gefeierten Ingenieure Charles E. Brown und Walter Boveri verliessen jedoch noch im gleichen Jahr die Firma und gründeten mit der Brown, Boveri & Cie. (BBC) in Baden ihre eigene Firma, die sich auf dem Gebiet der Elektrotechnik rasch zur stärksten Konkurrentin der Oerlikoner entwickelte.

Zauderer mit Charme

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