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3. Der Verlust des platonisch-augustinischen Bildbegriffs 3.1 Erste Streitigkeiten um die Eucharistie

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Das 9. Jahrhundert bringt mit der Veränderung des philosophischen Denkhorizontes den Verlust des realen Gehaltes des platonisch-augustinischen Bildbegriffs mit sich. Die Repraesentatio, die bloße äußere Wiedergabe, tritt an die Stelle des real verstandenen Bildbegriffs. Damit brechen zwangsläufig eucharistische Streitigkeiten los. Wichtig für die vorliegende Untersuchung ist, dass durch den Umbruch der Opfercharakter der Messe nicht mehr primär als liturgisch-kultische Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers gesehen wird, sondern nun vom Opferakt der Kirche ausgegangen wird, wobei die Opferdarbringung von Leib und Blut Christi nicht als selbständiger Akt der Kirche verstanden wird. Die Identität von Kreuzesopfer und Opfer der Kirche wird durch die Identität Christi als Opfergabe und Opferpriester festgesetzt. Die Differenz verortet man in der Andersartigkeit des Opferaktes.53 Das unbestrittene Hauptthema bleibt jedoch während dieser ganzen Zeit die Realpräsenz, d.h. die wirkliche Gegenwart Jesu Christi in den gewandelten Gaben von Brot und Wein.54

Um das Jahr 860 beginnt Ratramnus von Corbie seine Schrift De Corpore et sanguine Domini liber mit der Frage, ob das, was in der Eucharistie geschehe, in mysterio geschehe oder in veritate. Ein Sakramentenverständnis tritt ans Licht, das symbolisch und real als Gegensätze versteht, und die Einheit von sakramentaler figura und bezeichneter veritas aufspaltet.55

Das Lehramt muss sich im 11. Jh. wiederum mit einer eucharistischen Thematik beschäftigen, als nämlich Berengar von Tours († 1088) die wirkliche Gegenwart Christi in der Eucharistie leugnet. In differenzierter Begrifflichkeit legt die römische Synode 1079 eine Bekenntnisformel (DH 700) Berengar zur Annahme vor. Im Streit geht es darum, ob nach der Konsekration Jesu Leib und Blut zeichenhaft oder realpräsent gegenwärtig sind. Auf dem IV. Laterankonzil (1215) findet schließlich zum ersten Mal der Begriff Transsubstantiation Verwendung.56 In der Frage der Eucharistie votiert man zu dieser Zeit noch für das realistische Verständnis bei den Alternativen Bild/ Sakrament / figura bzw. Sache / Wirklichkeit / veritas.57

Was das Verständnis des Opfercharakters angeht, kann man dieser Periode des theologischen Reflektierens nur ein abnehmendes Interesse an der Auslotung dieser theologischen Dimension attestieren. Einige Beispiel wollen wir uns im nächsten Schritt vor Augen führen.

Die Eucharistie als Opfer der Kirche

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