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3. Beklagte Missstände
ОглавлениеMissstände, die an der Wende vom 15. zum 16. Jh. in die Messpraxis eindringen, sind mit ein Auslöser für das reformatorische Ansinnen. Dazu gehören die gehäuften Privatmessen, der Missbrauch von Messstipendien und Vernachlässigung, aus falschem Verständnis des „opus operatum“85, die personale Beanspruchung als unentbehrliches Element der Teilnahme am Opfer Christi.86 Daneben ist die Elevationsfrömmigkeit, d.h. das bloße Anschauen der gewandelten Hostie statt der wirklichen Kommunion, auf einem Höhepunkt angelangt.87
„Sie [die Elevation] hatte ein so beträchtliches Eigengewicht, dass viele Gläubige nur zur Elevation in die Kirche kamen oder sie jedenfalls danach verließen.“88
Mit dem bloßen Anschauen der Hostie werden besondere Kräfte in Verbindung gebracht. Zugleich hat die Messfeier insgesamt einen so hohen Stellenwert, dass mit ihrer Wirkung übertriebene und abergläubische Vorstellungen verbunden werden. Folge ist die übergroße Zahl an Messen, besonders Votiv- und Totenmessen und der Verlust des Gemeinschaftscharakters. Der Stand der theologischen Bildung bei Klerus und Volk bilden den Nährboden solcher Entwicklung. Dabei darf nicht vergessen werden, dass es immer wieder Reformversuche gibt, besonders im Spätmittelalter und in der Zeit unmittelbar vor dem Konzil von Trient, als die reformatorischen Anfragen die Notwendigkeit unübersehbar machen. Doch die vielen unterschiedlichen Traditionen lassen die Reformversuche nicht über bloße Forderungen hinauskommen.89