Читать книгу Die Eucharistie als Opfer der Kirche - Michael Hesse - Страница 27
1.2 Die Sicht von Thomas von Aquin
ОглавлениеIn der Zeit der Hochscholastik werden mehr und mehr allegorische Kommentare zur Messliturgie und Untersuchungen über die Transsubstantiation herausgegeben. Die Frage des Opfercharakters der Messe bleibt weiterhin nur sehr eingeschränkt beleuchtet. Mit drei Hinweisen in seiner Summa Theologica deutet Thomas von Aquin († 1274) den Opfercharakter an.67 Dort heißt es, dass die Messe commemoratio und repraesentatio des Kreuzesopfers Jesu Christi ist.68 An anderer Stelle ergänzt er, dass sie auch participatio fructus dominicae passionis ist.69 Woraus abgeleitet werden kann, dass die Messe selbst als sacrificium bzw. immolatio Christi verstanden werden kann. Thomas versteht die commemoratio und repraesentatio ganz im augustinischen Sinne, nämlich als Vergegenwärtigung, hervorgerufen durch Bild und Gleichnis (figura et signis). Der Vollzug des Abendmahlgeschehens garantiert die commemoratio. Die Wirkweise des Sakramentes (ex opere operato) gewährleistet wiederum die participatio fructus.70 Thomas verbindet ebenfalls die Darstellung des Sakraments der Eucharistie in seiner Symbolfülle eng mit dem Hinweis auf deren Opfercharakter. So können wir mit Burkhard Neunheuser zu Thomas resümieren:
„Die Eucharistie ist Opfer als Sakrament des Leibes und Blutes Christi; der Vollzug des Sakraments, d.h. die Wandlung, die Hinstellung der Doppelgestalt von Leib und Blut Christi, ist gleichzeitig das Opfer, gefeiert vom konsekrierenden Priester, der hier als Werkzeug des geschichtlich am Kreuze sich opfernden Herrn das eine Christusopfer gegenwärtig setzt. Die sakramentale, sinnbildlich repräsentierende Handlung der Eucharistiefeier vermittelt in Kraft der (Zeit und Raum überbrückenden) virtus Divina das eine Opfer Christi auch unserer Zeit.“71