Читать книгу Die Eucharistie als Opfer der Kirche - Michael Hesse - Страница 23
3.2 Die Opferthematik – eine überkommene Fragestellung?
ОглавлениеSchauen wir in die Sentenzen des Petrus Lombardus († 1160). Hier finden sich sozusagen die Fragen bezüglich der Eucharistie seiner Zeit gebündelt. Auch zum Opfercharakter nimmt er Stellung und sagt, dass
„das, was auf dem Altar geschieht, Opfer ist und genannt wird, und dass Christus nur einmal dargebracht wurde und doch täglich geopfert wird; freilich anders damals, anders heute. Und auch wird gezeigt, welche Kraft das Sakrament hat: Es gibt Nachlass der lässlichen Sünden und Vollendung der Tugendkraft.“58
Papst Innozenz III. († 1216) schreibt in seinen allegorischen Messerklärungen einen wichtigen Satz über den Opfercharakter der Messe:
„Nicht nur die Priester bringen dar, sondern auch alle Gläubigen. Denn was in besonderer Weise erfüllt wird durch den Dienst der Priester, das wird ganz allgemein getan durch die Gesinnung [lat. votum] der Gläubigen.“59
Die Tendenz dieser Zeit begnügt sich zumeist mit der schlichten Wieder- und Weitergabe der überlieferten Väterworte zum Opfercharakter der Eucharistie. So kommt es, dass der Opfercharakter bei den Überlegungen zur Eucharistie schlichtweg mitgedacht wird, ohne dabei immer ausgesprochen zu werden. Schließlich tritt die Opferthematik gegenüber anderen Fragen ganz in den Hintergrund.60
Zweifellos gibt es in dieser Zeit viele verschiedene theologische Fragestellungen, deren Wichtigkeit nicht bestritten werden kann. Doch erscheint die Opferproblematik keine überkommene Fragestellung zu sein, die von den Theologen dieser Epoche als abgehandelt zur Seite gelegt worden ist. Sie erscheint vielmehr als verdrängte, aber doch noch mitgedachte theologische Prämisse, deren schon einmal errungene Verständnismöglichkeit mit dem Verlust des Bildverständnisses verschwunden ist und so in der Folgezeit zu neuen Problemen führt. Daher richten wir nun den Blick auf die heraufziehende Reformationszeit. Sie nötigte dazu, die Opferthematik neu zu bedenken.