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Umm el-Qaab – Der erste Königsfriedhof Ägyptens

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Eine der Hauptnekropolen dieser Kultur befindet sich bei dem rund 500 km südlich von Kairo gelegenen Abydos. Der Friedhof erstreckt sich auf einer Fläche von etwa 9 ha – größer als zwölf Fußballfelder – und trägt heute die arabische Bezeichnung Umm el-Qaab (Mutter der Opfergefäße, Abb. 4), womit auf die lange religiöse Bedeutung dieses Ortes als Pilgerstätte angespielt wird, die eng mit dem Osiris-Mythos verbunden ist und in den zahllosen hier niedergelegten Keramikgefäßen deutlich zum Ausdruck kommt. Zwei wesentliche Bereiche sind zu unterscheiden:

Ein nördlicher Abschnitt mit rund 650 Gräbern aus der gesamten Naqadazeit (Friedhof U), die südlichen Ausläufer bilden die Anlagen der frühdynastischen Herrscher aus der Naqada-Stufe III sowie die des ersten Königs der 1. Dynastie, Aha, sowie ein weiteres Kammergrab.

Südlich anschließend liegt der eigentliche Königsfriedhof mit sieben Anlagen aus der 1. und 2. Dynastie.

Die frühen Gräber der Naqada-Stufe I sind kleine, runde oder ovale Grubengräber, in denen der Verstorbene, häufig in eine Matte gehüllt, meist auf der linken Körperseite mit dem Kopf nach Süden und dem Gesicht nach Westen in Hockerhaltung niedergelegt worden ist. Die Beigaben bestehen aus maximal zwei hohen Gefäßen der typischen »black topped«-Keramik, feine rotpolierte Gefäße mit einem schwarz geschmauchten Rand. In einer Schale kann darüber hinaus eine Fleischmahlzeit bereitgestellt worden sein. Die Gräber und die Anzahl der Beigaben vergrößern sich bereits im Verlauf von Naqada I, und das Bedürfnis, den Toten davor zu bewahren, im Sand liegen zu müssen, zeichnet sich durch die zusätzliche Auskleidung von Matten bzw. auch die Konstruktion von Holzrahmen oder -schalen an den Grubenwänden ab, die dem Grab nun erstmals einen gewissen Hauscharakter verleihen, der später charakteristisch für eine Vorstellung des Grabes und auch in der Bezeichnung per-djed (Haus der Ewigkeit) zum Ausdruck kommen soll. Die Palette der Lebensmittel wird durch die Beigabe etwa von Knoblauchknollen, Früchten, Mohnkapseln, Eiern und Fischen aus ungebranntem Ton ergänzt. Anhand dieser Speisemodelle tritt hier bereits die Vorstellung zutage, die Darstellung sei das Dargestellte. Neu hinzu kommt die Niederlegung von Toilettenartikeln (Schminkpaletten aus Schiefer, Kämme und Schmuck aus Elfenbein und Knochen, Perlen und Anhänger aus Steatit, Karneol, Kalkstein, Muscheln und Schneckenhäusern) und Alltagsgegenständen wie Feuersteinklingen und Angelhaken aus Kupfer. Bereits in Naqada I fallen einige Anlagen auf, die in Größe und Beigabenvolumen aus dem Bereich des Üblichen herausragen und außerdem Prestigeobjekte wie Keulenköpfe, Steingefäße, aufwendig retuschierte Feuersteinmesser und außergewöhnliche Keramikgefäße mit der bildlichen Darstellungen u.a. von nackten Gefangenen und der Bändigung von Nilpferden und Stieren, die durch das Führen dieser Tiere am Strick zum Ausdruck gebracht wird. Man erkennt also bereits in der frühen Phase der Naqada-Kultur eine elitäre Schicht, wie sie in den Kulturen Unterägyptens nicht festzustellen ist.


Abb. 4 Die Nekropole Umm el-Qaab bei Abydos wurde von der Zeitstufe Naqada I (um 4000 v. Chr.) bis zum Ende der 2. Dynastie (ca. 2700 v. Chr.) mehr als 1000 Jahre lang für Beisetzungen genutzt.

In Naqada II ist zunächst ein Rückgang in der Belegung von Umm el-Qaab zu verzeichnen, dem sogar eine Aufgabe der Nekropole für etwa 50 Jahre folgt. Am Ende dieser Stufe beginnt jedoch eine erneute Belegung, allerdings zeichnet sich nun deutlich ab, dass der Friedhof exklusiv den Bestattungen der Oberschicht vorbehalten ist: Die Gräber sind nun größer, nordsüdlich orientiert und aufwendig mit Querhölzern und darüberliegenden Schichten aus Matten und Lehmverstrich abgedeckt, einige von ihnen zeigen mit Holz verschalte Wände auf. Erstmals zeigen die Anlagen eine gewisse Zweiteilung. In der nördlichen Hälfte werden z.T. über 50 große Vorratsgefäße abgestellt, während der Tote in einem Holzsarg im südlichen Teil der Anlage bestattet und umgeben ist von Luxusobjekten wie Steingefäßen, Goldfolie und Gegenständen aus Elfenbein oder Knochen (Schmuck, Löffel, Gefäße, Spielutensilien, Figuren und verzierte Messergriffe). Besonders die Messergriffe, Teile von Prunkwaffen, sind wegen ihrer filigranen Ausführungen und der Darstellung von Gefangenen, Jagden (in späterer Zeit ein Synonym für Kriege als Vernichtung des Bösen und Gefährlichen) und Tributlieferungen ein Indikator für den Status der Beigesetzten eventuell als frühe Herrscher. Ebenfalls im südlichen Teil der Naqada-II-Gräber werden Objekte aus Amethyst, Lapislazuli, Türkis und Obsidian gefunden – Materialien, die allesamt nicht in Ägypten anzutreffen sind und z.T. sehr weit verhandelt worden sein müssen. Siegelabrollungen mit Zeichen, die den späteren Hieroglyphen ähneln, belegen eine frühe Form der Verwaltung.

Fast alle Anlagen der Zeitstufe Naqada III weisen eine Auskleidung der Kammerwände mit getrockneten Lehmziegeln auf. Neben Ein-Kammer-Gräbern treten nun auch solche mit zwei Kammern auf, in denen die nördliche für Vorratsbeigaben und die südliche als Bestattungsort dient. Zuweilen sind auch die Magazinkammern unterteilt. Die Räume sind mit Holzbalken abgedeckt, über die eine Mattenlage und eine Schicht Lehmziegel bzw. -verstrich für die Abdichtung sorgen.

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