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Horus Hetep-sechemui (ca. 2853–2825 v. Chr.)
ОглавлениеDie Regierungszeit des Hetep-sechemui liegt nahezu im Dunkeln, da sich Nachrichten über sie weder auf dem Palermostein noch auf Jahrestäfelchen erhalten können. Manetho weist ihm 39 Herrschaftsjahre zu, was vor den Hintergrund seiner wenigen Hinterlassenschaften fragwürdig erscheint. Die 2. Dynastie stellt eine Zeit dar, die viele unbeantwortete Fragen aufwirft.
Die Übersetzung des Namens des ersten Königs dieser Dynastie, Hetep-sechemui (Frieden der Beiden Mächte oder auch Die Beiden Mächte versöhnen sich), lässt – zum ersten Mal in einem Königsnamen ausgedrückt – auf vorangegangene innenpolitische Schwierigkeiten schließen: Demnach gibt es zwei sich bekriegende Mächte, die Götter Horus und Seth als Repräsentanten der beiden Landeshälften, die offenbar durch das Einschreiten bzw. einen Sieg des Hetep-sechemui befriedet worden sind. Eine derart politische Aussage hat zuvor noch kein König in seiner Titulatur zum Ausdruck gebracht; bisher hat es genügt, sich als furchterregend zu präsentierten: Skorpion, Böser Wels (Narmer), Kämpfer (Aha), Kobra (Wadjit), (Krallen- oder Flügel-)Spreizer (Dewen). Doch zu Beginn der 2. Dynastie scheint es Veränderungen gegeben zu haben, wie es sich aus den Horus-Namen dieser ablesen lässt. Nun geht es nicht mehr um Abschreckung, sondern um Versöhnung – und um zwei Mächte, die augenscheinlich nach etwa 150 Jahren doch noch nicht zusammengewachsen sind. Einige Hinweise deuten darauf hin, dass die Übertragung der Königswürde von Qa auf Hetep-sechemui eventuell nicht reibungslos verläuft, obwohl Letzterer die Beisetzung seines Vorgängers auf dem Friedhof von Umm el-Qaab ausrichtet. Offenbar bildet sich gleichzeitig eine Art Gegenkönigtum heraus, von dem die Namen einiger ephemerer Herrscher, wie ein gewisser Horus Senefer-ka, ein Horus Ba und ein ominöser König Vogel, bekannt sind. Man möchte vermuten, dass die alten Machtstrukturen zwischen Nord und Süd wieder hervorgebrochen sind, die frische Einheit des Reiches erneut zerfallen ist und dass Hetep-sechemui, ein Nachkomme der Naqada-Herrscher des Falkenreiches und Repräsentant des Gottes Horus, eine dieser in seinem Namen erwähnten Beiden Mächte ist und während einer beginnenden territorialen Zersplitterung die Einheit bewahren und das Land unter seine Führung stellen kann.
Die späteren Königslisten geben unklare Auskünfte zu der Abfolge der Herrscher jener Zeit: Die Ahnentafel von Abydos setzt sieben Könige zwischen Qa und Djoser (3. Dynastie) an, die aus Saqqara neun und der Turiner Königspapyrus sogar zehn. Eine zusätzliche Schwierigkeit bei der Identifikation der Herrscher besteht darin, dass in diesen Quellen ausschließlich Kartuschennamen genannt sind, die es zur Zeit der 2. Dynastie noch nicht gegeben hat, d.h. die dort genannten Namen haben keine Gemeinsamkeiten mit den zeitgenössisch belegbaren Königsnamen.
Über seinen Namen hinaus ist von Hetep-sechemui nicht sehr viel bekannt. Sein Grab befindet sich in Saqqara, knapp 2 km südwestlich der Scheinpaläste der 1. Dynastie (Abb. 10). Er ist der erste König des geeinten Ägyptens, der mit der Tradition bricht, in Abydos bestattet zu werden. Der von ihm gewählte Grabplatz ist vom Fruchtland aus nicht zu sehen – ebenso wenig wie die Gräber von Umm el-Qaab.
Abb. 10 Plan der Nekropole von Saqqara-Nord. An der nördlichen Plateau-Grenze befinden sich die Scheinpaläste der 1. Dynastie. Das Zentrum beherrscht das gewaltige Areal der Stufenpyramide des Königs Djoser (3. Dynastie), das einst von einem gewaltigen Graben umschlossen wurde. Bei der Wahl des Platzes orientierten sich Djosers Architekten an älteren Gräbern von Herrschern der 2. Dynastie. Nordöstlich und südlich der ersten Pyramide Ägyptens errichteten Könige der 3., 5. und 6. Dynastie ihre Anlagen.
Die Form des Königsgrabes macht zu Beginn der 2. Dynastie eine starke Entwicklung durch: Die unterirdischen Bereiche werden von einer nahezu unüberschaubaren Vielzahl galerieartiger Magazinräume gebildet, die kammartig von beiden Seiten des Hauptganges abzweigen. Nach etwa 110 m beginnt der Bestattungstrakt des Königs mit weiteren Lagerräumen, sodass das Grab eine Gesamtlänge von 120 m erreicht. Die Breite der Anlage misst ungefähr 50 m. Der Oberbau ist zum ersten Mal ein aus Stein errichteter, massiver und nordöstlich gestreckter Tumulusbau, der die gesamte Länge der unterirdischen Räume überdeckt haben dürfte und der Gestalt eines gigantischen französischen Baguettes nicht unähnlich ist. Leider haben Steinräuber diesen Oberbau schon im Altertum abgetragen, aber mindestens eine der Anlagen aus der späteren 2. Dynastie kann Teile ihrer oberirdischen Kennzeichnung bewahren, weil sie in einen anderen königlichen Jenseitsbereich integriert ist (Abb. 10, 12).
Den monumentalen Teil der abydenischen Gräber, den Talbezirk, errichtet Hetep-sechemui in der Wüste westlich seines Grabes bei Saqqara. Doch wird dieser Bereich nun, wie der Graboberbau, aus groben Steinen gearbeitet, die zu großen Teilen heute abgetragen sind.