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Heinrich Hebarth Neutonsen wünschte nicht, Opa genannt zu werden. Großvater, das hatte die Spannweite, die ihm gefiel. Großvater, das klang nach seiner eigenen Kindheit. Wir nannten ihn also Großvater, auch wenn er nur der übrig gebliebene Schwiegervater unserer Tante war. Aber sonst hatten Frerk und ich ja keinen mehr.

Er hatte zwei Weltkriege mitgemacht, die Hungerwinter, die Gefangenschaft, wenn auch nur kurz, er war ja nichts Dolles gewesen, wie er immer wieder einmal fallen ließ, die Währungsreform, zwei schwere Sturmfluten, und war durchgekommen. Das bleibt wie das Land, pflegte er mit seiner heiseren Stimme zu sagen und zog den Hosenbund noch höher, der ohnehin schon grotesk über dem Bauch saß wie ein Deckchen auf einem Tisch. Wir sahen ihn nicht oft, nur bei großen Festen oder bei unserer Tante Trudi, sie holte ihn regelmäßig zum Kaffeetrinken zu sich.

Aber dennoch war er stets bei uns durch die Geschichten über ihn: wie er mit Feldherrnattitüde durch unsere Kleinstadt schlich, was er Unpassendes in der Sparkasse gesagt, wen er treffsicher beleidigt hatte. Dabei war er kein böser Charakter, er war nur angewidert von Mittelmaß, Duckmäusertum und Langeweile. Mit Trudi verstand er sich gut. Meistens. Eine der viel erzählten Geschichten über ihn ging so:

Als Heinrich Hebarth Neutonsen vor ein paar Jahren im Rundfunk die Warnung gehört hatte vor einer zu erwartenden Sturmflut, hatte er einen Einkaufswagen voll Buttermilch und Zwieback gekauft, Dutzende Tüten, und schließlich samt Einkaufswagen zu seinem Haus gekarrt.

Sollte die Flut doch kommen, er würde gewappnet sein. Hunger und Durst, nicht mit ihm!

Grosse Fahne West

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