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Wieder finden wir uns ein am Ende eines Jahres, der Hafen ist schon in Sicht, langsam fährt das Schiff ein. Nutzen wir den kurzen Moment der Besinnung und gedenken wir derer und der Dinge, die wir lassen mussten. Die uns aus unserem Leben genommen wurden, deren Gedächtnis wir in Ehren halten wollen.

Doch wenden wir unseren Blick frohgemut auf das neue Jahr. Die drei Bojen liegen voraus, Glaube, Liebe und Hoffnung. Das Schiff liegt bereit für die Reise in das neue Jahr.

Die Dampferpredigt war die alljährliche Predigt des Schifferpastors. Der hielt diese schon so lange, wie die Menschen sich daran erinnern konnten. Jedes Jahr dieselbe. Nur die erwähnten Jahresdaten wurden ausgewechselt. Wilhelm Schiffers schämte sich nicht dafür. In einer Mischung aus Verachtung seinen Spöttern gegenüber, Trotz und Stolz auf die zunehmende Zahl der Gottesdienstbesucher, die inzwischen nur aus diesem Grund am letzten Abend des Jahres in die Kirche kamen, hielt er sie mit den gleichen Worten.

Ich, Peter Leversen, kannte meinen alten Pastor gut, aber ich konnte nicht sagen, ob der Schifferpastor die Predigt inzwischen auswendig konnte oder jedes Jahr aufs neue ablas.

Inzwischen war er pensioniert. Seine weiße, wilde Mähne war dünner geworden. Er harkte sie mit seinen dicken Fingern wie eh nach hinten. Seine Stimme hatte etwas an tönender Kraft verloren, die Brüchigkeit, die der Schifferpastor sonst nur an Satzenden zeigte, hatte zugenommen. Er war noch ein wunderbarer, tröstender Redner. Ich hatte mich neulich beim Geburtstag meines Vaters davon überzeugen können, wo der Schifferpastor eine donnernde Ansprache gehalten hatte.

Grosse Fahne West

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