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II.Zentrale Begriffe und Konzepte 1.Sozionaturale Verhältnisse im Wandel

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Umweltgeschichte untersucht den Wandel sozionaturaler Verhältnisse. Sie fragt, wie in der Vergangenheit gesellschaftliche mit ökologischen Prozessen interagierten und wie sich Menschen zum Rest der Natur ins Verhältnis setzten. Wie ist dies zu verstehen? Mit der Wortschöpfung „sozionatural“ wird festgehalten, dass das Soziale und das Naturale nicht voneinander zu scheiden sind, aber auch nicht ineinanderfallen und daher Interaktionen zwischen gesellschaftlichen und ökologischen Prozessen beobachtet und interpretiert werden können. Mit der Einfügung des unscheinbaren Wortes „Rest“ wird ein Hinweis in dieselbe Richtung gesetzt.1 Die gewählte Formulierung impliziert, dass die Beziehungen zwischen Mensch und Natur dialektisch zu fassen sind: Menschen müssen zugleich als Teil der Natur und als von der Natur geschieden verstanden werden. Als biologische Wesen sind sie Bestandteil der Natur, als kulturelle und soziale Wesen heben sie sich von ihr ab. Darin ist die Dialektik der Einheit von Natur und Kultur bei einer gleichzeitigen Unterscheidung zwischen Natur und Kultur begründet.

In diesem einleitenden konzeptuellen Kapitel geht es um die Frage, welche spezifischen Perspektiven die Umweltgeschichte auf die Geschichte eröffnet. Bereits klar geworden sein dürfte, dass sich die Umweltgeschichte über den Einbezug von Natur in die historische Untersuchung charakterisiert und dass die Wechselwirkungen zwischen Umwelt und Gesellschaft in der Vergangenheit sowie deren historischer Wandel im Zentrum des fachlichen Interesses stehen. Ebenso dürfte deutlich geworden sein, dass der Einbezug von Natur in die historische Untersuchung komplexe erkenntnistheoretische Fragen aufwirft. Für eine theoretisch und methodisch reflektierte umwelthistorische Beschäftigung ist es unerlässlich, sich mit diesen grundsätzlichen Problemstellungen auseinanderzusetzen. Umwelthistoriker und -historikerinnen haben dies in den letzten Jahrzehnten denn auch ausführlich getan und das Fach auf eine solide theoretische und methodische Grundlage gestellt.2

Diese Grundlage soll im Folgenden systematisch diskutiert werden. In einem ersten Schritt wird es darum gehen, sich über zentrale Konzepte und Begrifflichkeiten Klarheit zu verschaffen. Dazu gehören insbesondere Natur, Umwelt, Kultur und Gesellschaft. Darauf aufbauend wenden sich die folgenden Abschnitte der umwelt-historischen Modellierung von Interaktionen zwischen Natur und Kultur sowie den umwelthistorischen Zugängen zu und erörtern, welche Qualitäten der Natur in der Umweltgeschichte zugeschrieben werden, unter anderem wie wandlungsfähig, eigendynamisch und handlungsmächtig Natur zu konzipieren ist. Im abschließenden Teil folgen einige Anmerkungen zur methodischen Vielfalt des Faches, die wesentlich auch seiner hohen Interdisziplinarität geschuldet ist. Zeitliche und räumliche Aspekte, die sich mit einer so verstandenen Umweltgeschichte auftun, werden in den beiden folgenden Kapiteln erörtert.

Umweltgeschichte

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