Читать книгу Almas Rom - Patrizia Parolini - Страница 19

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XIV

Nicht nur bei der Hausarbeit, sondern auch im Geschäft mithelfen, hiess es von diesem Tag an für Alma. Obwohl sie viel länger hätte schlafen können, stand sie, ohne zu murren, in aller Frühe auf, ging in den Laden hinunter und verkaufte Brotwaren. Nachmittags stand auch Mutter hinter der Ladentheke.

Vater verliess die Wohnung kaum noch. Manchmal legte er sich ins Bett und döste, meistens aber lag er auf dem Sofa im salottino und blätterte missmutig in den Zeitungen. Der Arzt hatte ihm ein Beruhigungsmittel gegeben. Ein wenig nützte es. Wenn nicht, stand Cristoforo auf und schlich unruhig und ziellos in der Wohnung umher.

Wenn die Migräneattacken ihn heimsuchten, verliess er das abgedunkelte Schlafzimmer gar nicht, und alle mussten mucksmäuschenstill sein, sonst wurde er wütend. Dann verzogen sich die Kinder verunsichert in die Küche, Nazzarenas Reich, und drängten sich an den grossen marmornen Tisch, auf dem Mutter die Einkäufe auszupacken pflegte – Berge von Bohnen, Melonen, Artischocken und Zikorie, Kichererbsen und cardi, Thunfisch, Baccalà, Lamm- und Kitzfleisch. Oder sie spielten am Boden und waren Nazzarena im Weg.

Alma begleitete Mutter beim Einkaufen auf dem Markt, holte Eier bei der Eierverkäuferin im kleinen, länglichen Laden gleich neben dem Hauseingang oder besorgte ein Haus weiter beim pizzicarolo Sardinen und Sardellen, Käse, Schinken und Wurstwaren. Milch gab es beim Milchhändler und Holzkohle bei Giulio, dem Juden jenseits der Via Leonardo da Vinci. Bei den zwei älteren Damen auf der anderen Strassenseite erstanden sie Küchengeräte, Porzellan und Glaswaren.

Der Waschtag war der anstrengendste Tag. In der Waschküche auf dem Dach des Wohnblocks begannen Mutter und Alma, von Hand die ärgsten Flecken aus Kleidern, Tüchern und Decken zu scheuern. Nazzarena brachte heisses Wasser hinauf. Die vorbereitete Wäsche steckten sie in einen Holzbottich und fügten Wasser und Seife hinzu. Dann drehten sie abwechslungsweise an der Kurbel, um die Wäsche hin- und herzubewegen. Endlos lange. An den anderen Tagen hiess es bügeln und Wäsche zusammenlegen, putzen, nähen und flicken.

Für die Freundinnen blieb Alma kaum noch Zeit. Sie musste sich damit begnügen, dass sie, wenn sie die Brüder hüten musste, die Piazza aufsuchte und auf dem Hinweg bei Rachele klingelte. Oder sie ging mit ihnen zum Spielen auf die Piazza Dante und schaute bei Marianna vorbei. Auch sie war, wie Rachele, eine Freundin aus der gemeinsamen Schulzeit. Ihre Mutter betrieb in der Via Alfieri eine kleine Schneiderei, um das bescheidene Fabrikgehalt des Vaters aufzubessern. Marianna half beim Flicken und Ausbessern von Kleidern und Anzügen, aber auch beim Anfertigen von Schirmüberzügen, Puppenkleidern und Handschuhen für verschiedene Handelsfirmen. Manchmal nähte sie aus Resten kleine Beutel oder Taschen und verschenkte sie den Freundinnen und deren Geschwistern. Die Kleinen freuten sich und sammelten darin ihre Lieblingssachen: Nüsse, Steine, Münzen, Heiligenbildchen, Blumenknospen und alles, was ihnen sonst noch in die Finger kam und aufbewahrungswürdig erschien. Sie bewunderten Marianna mit ihren langen, pechschwarzen Haaren, die sie zu einem schweren Zopf zusammengebunden trug, den sie immer wieder mit ausholender Geste nach hinten warf. Und sie mochten auch Rachele, die Lustige, und Rosa, die Grysmayr mit dem österreichischen Akzent.

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