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11.

Copperworld

Der Boden unter Rhodans Füßen erzitterte. Der SERUN maß ein Erdbeben an, dessen Epizentrum sich außerhalb des Ringgebirges befand. Unter ihm fanden immer wieder tektonische Verschiebungen statt, die bewiesen, wir fragil Copperworld war.

»Acht Kilometer tiefer?«, hakte Rhodan nach. »Was werde ich da vorfinden?«

»Den ältesten und sichersten Gesteinsteil von Copperworld. Alles andere musst du selbst herausfinden. Suche Zemina Paath!«

»Und du, Paau?«

»Ich kann dir dorthin nicht folgen.«

»Was wirst du stattdessen tun?«

»Ich bin der Paau. Ich halte eine Hyperfunkverbindung aufrecht. Sobald du Zemina gefunden hast, informiere ich die BREISKOLL.«

»Ich dachte, das wäre zu gefährlich? Weil uns die Entführer belauschen könnten?«

»Mach dich auf den Weg. Ich überspiele dir soeben Koordinaten zu einem Zugang in die Enklave. Kehre mit Zemina Paath zu mir zurück.«

Perry Rhodan beschloss, sich nicht über die seltsame Persönlichkeit – oder Programmierung – des Paau zu ärgern. Im Augenblick konnte er nichts dagegen tun. Ob der Paau sich seiner Besitzerin gegenüber ebenso benahm? Oder sprach aus seinem Verhalten etwa Sorge?

Er ließ sich die Koordinaten zeigen. Sein Weg führte nicht lotrecht nach unten, sondern leicht versetzt, etwa einen halben Kilometer südlich seiner Position, am Rand einer kleinen Geländewelle.

Die SERUN-Positronik maß unzählige Meteoriten an, die über Rhodan hinwegzogen. Er kniff die Augen zusammen und verfolgte ihren Flug. Er entdeckte winzige Lichtreflexionen. Steinklumpen, die sich drehten und die in den nächsten Stunden auf Copperworld herabstürzen würden.

Rhodan zog den Kopf zwischen die Schultern und machte sich auf den Weg.

*

Die Anweisungen des Paau waren äußerst präzise. Einige Meter unter der Planetenoberfläche erkannte der Taster von Rhodans SERUN eine Anomalie in Form eines Tors.

Er zögerte nicht lange und arbeitete sich mithilfe des Desintegrators nach unten – und stieß schon bald auf einen Hohlraum, an dessen Ende ein Schott auf ihn wartete. Alles deutete darauf hin, dass es seit Ewigkeiten nicht mehr genutzt worden war.

»Auf diesen Weg ist Zemina sicherlich nicht in die Kaverne gelangt, von der du sprichst«, funkte Rhodan. »Es muss andere Zugänge geben.«

»Habe ich das behauptet? Ich habe einen Zugang gesucht, den auch jemand passieren kann, der kein Geist ist und durch Wände gehen kann. Du bist jedenfalls keiner, soviel steht fest.«

Rhodan beherrschte sich mühsam. »Hier steht nur eines fest«, sagte er.

»Ja?«

»Du bist der Paau.«

Das Grollen der Stimme schwoll an. »Gut, dass du das begriffen hast.« Nach einem kurzen Moment des Schweigens rumpelte sie in einem Tonfall, den er bisher noch nicht von ihr gehört hatte: »Du bringst sie mir zurück, versprich mir das.«

»Ich bin Perry Rhodan. Selbstverständlich bringe ich sie dir wieder.«

»Danke«, sagte der Paau.

*

Das Schott war in einem Winkel von 45 Grad in den Boden gebaut worden – und es bewegte sich leise knirschend hin und her, sobald er es berührte.

»Der Zugang wurde schwingend gelagert«, sagte Perry Rhodan und trat einen Schritt zurück.

Er ließ die Scheinwerfer über die Ränder gleiten und entdeckte nach kurzer Zeit eine altmodische Öffnungsvorrichtung: einen Hebel, der gut hörbar im Sperrrad eines Gesperrs einrastete und mit jedem einzelnen Hebelzug das Tor ein Stückchen weiter öffnete. Eine primitive, aber wirksame Konstruktion.

Luft entwich ins Freie. Rhodan zwängte sich ins Innere der Schleuse, schloss das erste Tor und machte sich am zweiten dahinter zu schaffen. Frische Luft wurde in die Schleuse gepumpt.

Nachdem sein SERUN Entwarnung gegeben hatte, meldete er an den Paau: »Atembare Luft. Eine Sauerstoffsättigung ähnlich wie jene in der BREISKOLL. Brauchbar, aber nicht ideal.«

Der Paau bestätigte knapp, ohne weitere Fragen zu stellen.

Rhodan drang in einen engen Gang vor. Er war hoch, aber schmal. Der Paau hätte kaum hindurchgepasst. Handgriffe, die in regelmäßigen Abstand angebracht waren, waren zum Greifen zu hoch und zu breit. Die Erbauer dieser Anlage waren jedenfalls keine Terraner gewesen, so viel war klar.

Er tastete nach seinem Strahler, ließ ihn aber im Holster stecken. Der Aufbruch ins Unbekannte war stets mit Nervosität verbunden. Zumal der Boden unter ihm heftig schwankte.

»Die schwingende Lagerung setzt sich hier fort«, beschrieb er seine Situation dem Paau. »Die SERUN-Positronik meint, dass rings um den schlauchähnlichen Gang nach allen Richtungen zehn Meter Freiraum sind. Ich fühle mich äußerst unwohl.«

»...ühle ... fehl am ...tz«, kritisierte ihn der Paau. »Ich da...«

Damit brach die Funkverbindung ab.

»SERUN? Fehlerdiagnose der Funkverbindung!«

»Funkverbindung kann nicht wiederaufgenommen werden«, berichtete die Anzugpositronik. »Hier unten gibt es starke Störstrahlungen. Sie formen eine Art Käfig. Jemand betreibt großen Aufwand, um die unteren Bereiche vor dem Kontakt mit der Außenwelt zu bewahren.«

Dann musste es eben ohne den Paau gehen, der ohnehin derzeit nicht viel hätte helfen können.

Rhodan setzte seinen Weg fort. Das starke Licht des Brustscheinwerfers zeigte ihm das Ende des Weges. Er ging in etwas anderes über: einen Antigravschacht.

Rhodan beugte sich vorsichtig vor und lugte in die Tiefe. Es war kein Boden zu erkennen. Die Röhre schwankte meterweit hin und her, das Material ächzte und stöhnte.

Ein Licht sprang im Inneren an, Rhodan zuckte zurück, fing sich aber gleich wieder. Er spürte eine sanfte Sogwirkung.

Der Antigrav funktionierte.

Wie lange hatte er wohl stillgestanden und war nicht mehr eingesetzt worden?

»Also los«, sagte er zu sich selbst und sprang in die Röhre. Der SERUN würde ihn schützen. Ihm konnte nichts passieren.

Sanft glitt er abwärts. Es war das gleiche Gefühl wie in einem beliebigen anderen Antigravschacht. Darin unterschied sich die verwendete Technologie nicht von jener der Terraner.

Aufmerksam sah er sich um. Daran, dass sein Gegner alarmiert worden sein konnte, sobald er in den Schacht gesprungen war, wollte er lieber nicht denken.

Langsam wurde der Sog geringer, Perry Rhodan näherte sich dem unteren Ausstieg, der fest im Gestein verankert war.

Rhodan zog seine Waffe, überprüfte sie ein letztes Mal und machte sich bereit. Der Deflektorschirm sprang an.

Am Boden angekommen, trat er durch die drei Meter hohe und schmale Öffnung auf einen Korridor. Langsam gingen die Lichter an.

Die Nahortung zeigte ... nichts. Kein lebendes Wesen, kein Roboter. Niemand wartete auf ihn.

Rhodan sah sich nach allen Seiten um.

Decken und Wände wirkten gut erhalten. So, als hätten sich die Bewohner dieser Station vor einigen Hundert Jahren zurückgezogen in dem Wissen, dass sie irgendwann zurückkehren würden.

Die Positronik schlug Alarm. »Jemand bewegt sich auf uns zu. Zwei Humanoide. Unbewaffnet, keine Schutzanzüge.«

Rhodan bestätigte. Er beschloss, aufs Ganze zu gehen und schaltete den Deflektorschirm ab. Dann schritt er den beiden Gestalten entgegen. Nur noch um einmal um die Ecke und ...

... er stand zwei verhärmt wirkenden Menschen gegenüber, einer leidlich attraktiven Frau mit auffällig kupferrotem Haar und einem etwa gleichaltrigen Mann, der wohl auch gut ausgesehen hätte, wenn er nicht so auffallend an Unterernährung leiden würde.

»Also schön!«, rief er. »Wo, zum Geier, bin ich hier?«

*

»Der Schatten der Zuflucht schützt uns vor dem Licht des Ek-Feuers. So galt es für lange Zeit. Doch nichts ist ewig außer dem Triumvirat.

Doch das Feuer brennt unentwegt, und nach und nach gebiert es eigenes Leben, das keines ist: Pseudomenschen, die einzig und allein zu dem Zweck geschaffen wurden, uns zu verderben. Sie kommen auf Wegen, die keiner kennt, zu uns, werden vom Furchtbaren Triumvirat entsendet.

Hört nicht auf sie! Meldet sie! Das Ewige Triumvirat verfügt über Mittel und Wege, sie auszulöschen wie die Flammen, die sie sind.«

aus: Chroniken der Zuflucht:

Pflichten der Verborgenen

Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1)

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