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14.

Honams Verborgenheit: Gewitterstadt

Perry Rhodan richtete den Desintegrator auf das Fenster und löste mit feinster Bündelung des grünlich flirrenden Strahls das gesamte Fenster nach und nach aus dem Rahmen. Keine Technologie war darin verbaut. Wunderbar.

Immer wieder hielt er inne und lauschte. Nichts.

Sehr gut.

Vorsichtig und in vollkommener Lautlosigkeit legte er Stück für Stück nieder, und als die Höhlung vollkommen freigelegt war, schlüpfte er hinein.

Er stand in einem gut sechs mal sechs Meter großen Raum, dessen Boden mit einem Teppich ausgelegt war. Es handelte sich um keine besonders gelungene handwerkliche Arbeit aus grauen und braunen Fasern, beinahe wie Sisal. Dieser Teppich, das wurde Perry Rhodan in diesem Moment klar, stand stellvertretend für die Lebensverhältnisse auf Copperworld. Flüchtig bedauerte er die drei unsterblichen Herrscher, die sich für diese elende Art zu leben entschieden hatten, aber dann packte ihn wieder der Grimm. Wie konnten Menschen, die das Geschenk ewigen Lebens erhalten hatten, sich so verhalten wie die drei Ewigen?

Zwei Türen führten aus dem Raum, eine ging in den angrenzenden rechter Hand, wie er bereits dank der Fensterreihe wusste, die andere wahrscheinlich in einen Flur oder ein Treppenhaus. Dorthin schwebte er auf seinem Antigravpolster.

Er griff nach der altertümlichen Klinke, drückte sie herunter und zog.

Die Tür ging leise auf.

Er streckte den Kopf auf den Flur – genau wie er vermutet hatte! – und sah sich um. Steinstatuen säumten den Korridor entlang der Außenwand. Sie stellten die immer gleichen drei Männer in jeweils unterschiedlichen Haltungen dar.

Die Triumvirn betreiben echten Personenkult, scheint mir.

»Wen haben wir denn da?« Ein hochgewachsener Mann, schlank und weiß und schön in einem schwarzen Anzug, der vor fünfhundert Jahren antiquiert gewirkt hätte, löste sich aus dem Schatten der Säule unmittelbar neben Rhodan, die zweifellos ihn selbst darstellte. Er bewegte sich elegant und schnell. »Ich glaube nicht, dass du dich an mich erinnerst, Perry Rhodan. Wie auch? Es ist das erste Mal, dass wir uns treffen. Aber ich kenne dich, Held meiner Jugend.« Plötzlich hielt er einen Strahler in der Hand, dessen Lauf genau auf Rhodan zielte. »Und nun sag dem ewigen Leben auf Wiedersehen.«

Perry Rhodan sprang zurück in den Raum, aus dem er gerade getreten war. »SERUN! Verschluss...«

Er spürte etwas Kaltes an seinem Hals. Und dann jagte ein Stromschlag durch seinen Körper, der sogar für einen Ertruser gereicht hätte.

Perry Rhodan, der Unsterbliche, verlor das Bewusstsein.

*

Hat er mich verraten? Diese Frage quälte Climba Ossy-Benk, seit die beiden Frauen der Meldestelle sie zu Hause beim Abendessen überrascht hatten. Oder wer war es sonst?

Die Frauen hatten nichts gesagt. Das Schweigen war vermutlich schlimmer gewesen als jede Beschuldigung.

»Die Wohnung Ossy-Benk/Familie wird frei«, hatte die größere der beiden Frauen den Bewohnern des Gemeinheims gesagt, denen sie begegnet waren. »Bewerbt euch bei der Meldestelle um den Wohnraum.«

Climbas Gesicht war grau und grauer geworden, mit jeder Minute, die sie sich von ihrer Wohnung entfernte.

Ihre Wohnung wurde frei.

Dass sie selbst des Todes war, wusste sie. Aber was war mit Melstein und den Kindern? Was blühte denen, die sich nichts hatten zuschulden kommen lassen außer der Verwandtschaft mit ihr? Sie spürte, wie ihre Augen vor Tränen brannten.

Was hatte sie nur getan?

Der Weg durch die Zuflucht war wie eine endlose Folter. Die Menschen sahen sie an und wussten, dass sie schuldig war. Sie wandten den Blick ab oder lachten schadenfroh, weil sie selbst verschont worden waren. Sie konnte förmlich hören, was sie einander zuflüsterten.

Climba versuchte, die Eindrücke von außen auszublenden und sich nur auf ihre Schritte zu konzentrieren. Eins ... zwei ... drei ...

Sie hatte zeit ihres Lebens so getan, als hätte sie sich mit den Umständen arrangiert – und hatte im Inneren gegen das Triumvirat der Ewigen revoltiert. Sie hatte an die Chance geglaubt, in Honams Verborgenheit etwas zum Besseren zu verändern und mithilfe der Wissenschaft etwas Neues schaffen zu können.

Wie bitter hatte sie sich geirrt.

Als sie bei sechstausenddreiundneunzig angekommen war, blieben ihre Wächter plötzlich stehen.

Wo war sie? Sie stand unmittelbar vor einer kupferfarbenen Tür in einem Gang, dessen Wände so leuchtend hell waren, dass sie nur im Palast der Triumvirn sein konnte.

Sie schluckte schwer. Als wäre die Meldestelle nicht schlimm genug!

»Tritt bitte ein«, ertönte eine sonore Stimme.

Climba sah fragend zu den beiden Wächterinnen, die jedoch wegsahen.

Verachtet mich ruhig, dachte sie. Ich verachte euch schließlich auch. Sie raffte all ihren Mut zusammen und betrat den Raum.

Es war ein kleines Zimmer, mit einer grellen Lampe, einem Tisch und zwei Stühlen.

Ein Verhörzimmer!, erkannte sie.

Tränen schossen ihr in die Augen. Sie war so unendlich beschämt und enttäuscht von sich selbst. Sie hatte von sich geglaubt, wenigstens kleine Siege erringen zu können. Und nun war sie auf ganzer Linie gescheitert.

Jemand reichte Ossy-Benk ein Taschentuch, sie griff blindlings danach und wischte sich die Tränen aus den Augen. Als sie wieder klar sehen konnte, blickte sie in ein blasses, beinahe durchscheinendes Gesicht mit intensiv schwarz gefärbten, schmalen Lippen.

Blaise O'Donnell!

Der Triumvir, der zweite in der Zählung, der selbst ernannte Milde, sah sie nachdenklich an.

»Du weißt, dass du einen Fehler begangen hast. Bitte, beschäme mich nicht mit irgendwelchen Lügen. Du hast uns hintergangen und einen Eindringling bei dir versteckt, noch dazu den Feind alles Lebens, Perry Rhodan. Du hast darüber hinaus die Entdeckung eines Observatoriums verheimlicht. Mir liegen Aufzeichnungen deines bedauerlicherweise verschwundenen Ü-Freunds Equidur vor, die all das belegen.«

Sie blinzelte die letzten Tränen weg. Und schwieg.

»Ich denke, wir können diesen langweiligen Teil des Verhörs damit getrost überspringen. Folge mir!«

»Da... danke.« Sie gab das Tuch zurück und lief dem Unsterblichen unbeholfen nach. Was war es, das sie sich so unterlegen fühlen ließ? Sie dachte nicht einmal ansatzweise an Flucht.

Blaise O'Donnell führte sie zwei Räume weiter. Sie hatte vieles erwartet, aber das nicht: Sie befand sich in einem prunkvoll eingerichteten Raum mit Möbeln aus knorrigem, geöltem Holz.

O'Donnell ließ sich nieder und machte eine einladende Geste. »Nimm bitte Platz. – Dir ist bewusst, dass du einen schweren Fehler begangen hast?«, fragte er mit ruhigem Ernst. Da war keine Spur eines Despoten, sie erkannte lediglich einen weisen, mitfühlenden Regenten, dem fürchterlich unrecht getan worden war.

Wie hatte sie ihn je verurteilen können? Er war so anders, als sie es sich vorgestellt hatte. »Ja.«

»Wir tun unser Bestes, um das Leben der Bevölkerung in Honams Verborgenheit so angenehm wie möglich zu gestalten. Ständig arbeiten wir daran, die Bedingungen zu verbessern. Lass dich von dem vermeintlichen Prunk hier nicht täuschen: Auch wir leiden, wenn es dem Volk schlecht geht. Es bereitet uns Schmerzen, wenn wir unseren Pflichten nicht so nachkommen können, wie Honam es von uns erhoffte.«

Sie wölbte verwirrt eine Augenbraue. Was erwartete O'Donnell von ihr?

Seine rechte Hand tastete sanft über drei Beulen unter seinem fein gewebten Hemd. Dort trug er das Gemenatorengebinde, das ihm ewiges Leben gewährte, wenn die Berichte der Wahrheit entsprachen. »Die Unsterblichkeit ist eine Bürde. Wir tragen sie voll Stolz, aber auch mit Demut. Seit Ewigkeiten tun wir alles in eurem Sinne.«

»Wirst du mich bestrafen?«, fragte sie leise.

O'Donnell stand auf und stellte sich hinter sie.

»Das muss ich. Wie sollte ich meine Autorität behalten, wenn ich eine erwiesene Verräterin ungestraft davonkommen ließe?«

»Aber ...«

»Bist du denn überhaupt eine Verräterin?« Er kam um sie herum und beugte sich zu ihr herab. Die sanften weißen Züge flößten ihr Vertrauen ein. Ihr Herz schlug schneller. Gab es Hoffnung?

Climba senkte den Kopf. Sie war wie betäubt. »Ich ...«

»Es gibt schuldhaften Verrat, aber womöglich bist du selbst unschuldig. Dann hättest du niemanden verraten. Dann gibt es Rettung für dich. Für deine Männer. Für deine Kinder. – Du wurdest von jemandem verleitet, den die ganze Galaxis als den Verführer kennt. Einer der Furchtbaren Triumvirn, ein Entzünder des Ek-Feuers. Wie hättest du dich gegen ihn zur Wehr setzen können?«

»Was meinst du?« Sie fragte es, obwohl sie die Antwort ahnte. Auf den Verrat folgte nun die Schuld.

Aber durfte sie diese Chance ausschlagen? Oder war sie es Melstein und den Kindern schuldig?

Blaise O'Donnell wartete ab, er schien in ihrem Gesicht lesen zu können wie in einem Buch. »Was bedeutet dir der Mann? Perry Rhodan ist schuldig wie kein anderes Lebewesen. Aber er könnte leugnen. Er könnte Aufruhr stiften, indem er seine dunkle Macht einsetzt. – Wenn allerdings eine kompetente Wissenschaftlerin und Forscherin das Wort ergriffe und Zeugnis gegen ihn ablegte ... Das würde den Bewohnern der Zuflucht ihre Ruhe zurückgeben. Du verstehst?«

»Ich soll Perry Rhodan ausliefern.«

»Ach, Liebste – wir haben ihn doch längst! Er hatte nie eine Chance. An seinem Ende kannst du nichts ändern. Hier geht es ausschließlich um dein Leben und das deiner Familie. Alles, was du tun musst, ist ein paar Sätze vorzulesen, in denen wir Rhodans Straftaten zusammenfassen.«

»Melstein und die Kinder?«

»Werden leben. Ebenso wie du. Ihr werdet zwar nicht in eure alte Existenz zurückkehren können, aber ihr werdet leben.«

O'Donnell beugte sich zu ihr herab. Er roch gut. Sauber und angenehm. Er war zweifellos eine bemerkenswerte Erscheinung.

»Sind wir uns einig? Arbeiten wir zusammen – für eine bessere Zukunft?«

Sie hob den Kopf und sah ihn an. Beinahe berührten ihre Lippen seine.

»Eine bessere Zukunft«, hauchte sie.

*

Einblicke (4)

»Prachtvoll«, sagte Zanosh und ließ seine Finger über den unbekleideten Körper des Bewusstlosen gleiten. »Er wird gut in unser Auffrischungszuchtprogramm passen. Er ist in den besten Jahren für viele, viele Kinder. Sportlich agil, gut gebaut, fit. Wie steht es um seine Intelligenz?«

»Du missverstehst die Situation«, sagte O'Donnell.

»Vollkommen«, pflichtete ihm Cappleshort bei. »Ich konnte ihm gerade rechtzeitig einen Elektroschock verpassen, sonst hätte er uns getötet. Er ist ein Agent, der sich heimlich in unser kleines Reich eingeschlichen hat.«

»Kommt schon, nur ein paar Paarungsrunden«, schlug Zanosh vor.

Cappleshort sagte rasch. »Das ist die Mühe nicht wert. Er passt nicht in die Gewitterstadt.«

Zanosh sah verwirrt vom Dritten zum Zweiten Triumvir. »Dann zapfe ich ihm wenigstens Samen ab und verwende ihn zur In-vitro-Fertilisation, einverstanden?«

»Nein«, lehnten die beiden Männer einhellig ab.

»Ich höre und gehorche. Wenn er nicht zur Zucht dienen soll, soll ich ihn dann als Ek-Agenten präparieren?«

»Er ist zu gefährlich«, sagte Cappleshort.

»Halt ihn bewusstlos!«, befahl O'Donnell. »Wir müssen ihn angemessen präsentieren. Das Volk wird begeistert sein, wenn wir es richtig anstellen. Er und diese seltsame Frau auf der aussichtslosen Flucht durch die Kaverne.«

Zanosh fügte sich, ohne zu murren. Er hatte es versucht und war gescheitert. »Wie du es wünschst, Ewiger«, sagte er und verbeugte sich.

»Geduld, Zanosh. Ich muss erst noch seine Generalanklägerin vorbereiten. Es kann sein, dass ich sie dir ebenfalls vorführen muss, damit du ein paar kleine ... Sicherheiten einbaust.«

Cappleshort lachte. »Es wird ein Spektakel werden, wie wir keines mehr erleben werden.«

Blaise O'Donnell blieb ernst. »Und wenn er tot ist, haftest du mir mit deinem erbärmlichen Leben für die Unversehrtheit des Körpers.«

Zanosh stutzte kurz. Worauf war der Zweite scharf?

Er hoffte, dass er bald verschwände. Dann wäre die Zeit gekommen, den Gefangenen einer genaueren Untersuchung zu unterziehen ...

Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1)

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