Читать книгу Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1) - Perry Rhodan - Страница 98
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Honams Verborgenheit: Gewitterstadt
Perry Rhodan kam zu sich, als er eine Hand auf seiner nackten Brust spürte, die zu seinem Schlüsselbein wanderte. Er blinzelte, wollte die Hand wegschieben. Es funktionierte nicht.
Er saß mit gefesselten Armen auf einem Stuhl vor einem erhöhten Pult, hinter dem sich drei Sessel erhoben.
Die Hand gehörte dem Mann, der mit einem Strahler auf ihn gezielt hatte, und der nun mit begehrlichem Blick vor ihm hockte. Er trug noch immer seinen schwarzen, altmodischen Anzug.
»Du hast da etwas, das mir gehören sollte«, flüsterte der Triumvir ihm zu. »Mein Bukett verliert allmählich an Duft. Es wird Zeit, es aufzufrischen oder zu ersetzen.«
Er zog die Hand zurück, stand auf und legte sie sich selbst an die Brust, vor der drei zusammengebundene eiförmige Zellaktivatoren hingen.
Perry Rhodan begriff: Der Triumvir wollte seinen Zellaktivator. Jenen kleinen Chip, der ihm einst implantiert worden war als Geschenk des ewigen Lebens. Oder zumindest wollte er dessen Energien auf seine eigenen übertragen.
»Lass ihn in Ruhe!«, krächzte eine Stimme von dem rechten Sessel hinter dem Pult. »Ich habe ihn gefangen, und ich habe ihn vor Zanoshs Neugierde bewahrt. Frag mich gefälligst, ob ich einverstanden bin.«
Der alte Mann, der Zemina Paath entführt hatte, erhob sich von dem Sessel und starrte giftig auf den anderen Mann hinunter! »O'Donnell, komm sofort zu mir an deinen Platz am Richtertisch!«
Also ...
»Wann hätte Cappleshort sich zum letzten Mal eine eigene Meinung gegönnt?«, fragte der bleiche Mann – O'Donnell – und lachte heiser.
»Sei nur nicht davon überzeugt, dass du selbst dir deine Meinung gebildet hast«, zischte der Alte – Cappleshort – zurück. »Vielleicht hast du bloß nicht gemerkt, von wem sie stammt.«
Das waren nur zwei. Wo steckte der dritte Triumvir, von dem ihm Ossy-Benk erzählt hatte?
Perry Rhodan drehte den Kopf nach links und nach rechts. Rechts saß eine Frau, links von ihm stand ein freier Stuhl.
Rechts saß Climba Ossy-Benk. Sie war – im Unterschied zu ihm – vollständig bekleidet, ungefesselt und machte keine Anstalten zu fliehen.
Womöglich wegen des Kampfroboters, der zwar einen reichlich betagten, aber dennoch schlagkräftigen Eindruck machte, und neben ihr schwebte. Seine Waffenarme waren aktiviert.
»Climba ...«, flüsterte Rhodan.
Sie drehte den Kopf weg.
Schämte sie sich? Aber weswegen?
Hinter ihm ertönten Schritte. Ein Ara erschien neben ihm. Wie viele seines Volkes schien er ein Mediker zu sein. Er betrachtete Rhodan mit einem bedauernden Blick und zugleich voller Gier. Was hatte das zu bedeuten? In Ossy-Benks Bericht war nie von einem Ara als Triumvir die Rede gewesen.
»Komm hier herüber, meine Liebe«, sagte der Ara in diesem Moment. »Setz dich hierhin.«
Und dann war sie da: die Frau, deretwegen er an diesen Ort gekommen war.
»Zemina«, sagte Rhodan so ruhig wie möglich zu der ätherisch wirkenden Frau mit den irritierenden Augen. »Geht es dir gut?«
Sie nahm neben ihm auf dem Stuhl Platz und schlug die langen und schlanken Beine übereinander. Sie wirkte so gelassen, wie er gerne gewesen wäre.
»Ja«, sagte sie, ohne die Miene zu verziehen, und richtete ihren Blick auf das Richterpodest, hinter dem nun O'Donnell und Cappleshort saßen.
»Ihr kennt euch, wie schön.« O'Donnell rieb sich die Hände. »Das erspart uns langwierige Beweisketten. Ich eröffne die Live-Übertragung unserer Verhandlung: das Ewige Triumvirat gegen das Furchtbare Triumvirat und seine Ek-Agenten!«
Rhodan schwieg. Er würde abwarten, was nun geschah. Keinesfalls wollte er den beiden Unsterblichen in die Hände spielen, indem er sich falsch verhielt. Er würde es ihnen aber nicht leicht machen.
»Du hast Climba Ossy-Benk deinen Namen genannt. Ist es zutreffend, dass du ihn mit Perry Rhodan angegeben hast?«
»Ich bin Perry Rhodan.«
O'Donnell atmete auf. »Das ist ein Name, den wir alle kennen.«
»Ach ja?«
Cappleshort erhob sich. »Ich zitiere: Hoch erhoben sich drei Triumvirn. Die Furchtbaren wurden sie genannt. Es brachten den Untergang drei Triumvirn. Die Namen, merke sie wohl: Perry Rhodan, der Verführer. Adam von Aures, der Verderber. Gaumarol da Bostich, der Todbringer. Du behauptest also, jener Perry Rhodan zu sein.«
»Ich bin Perry Rhodan. Aber ich habe nichts mit dem Schreckgespenst gemein, das du da gerade genannt hast.«
»Was solltest du auch sonst sagen?«, fragte Cappleshort und setzte sich wieder.
Perry Rhodan verkniff sich eine Entgegnung. Er hatte etwas Interessantes beobachtet: die Reaktion des Aras. Er hatte offenbar bis zu diesem Moment nicht gewusst, wen sie da gefangen genommen hatten.
O'Donnell erhob sich. »Climba Ossy-Benk, ist es zutreffend, dass dieser Mann hier sich dir gegenüber als Perry Rhodan bezeichnet hat?«
Die Angesprochene erhob sich, den Blick starr geradeaus gerichtet. »So ist es. Er bezeichnete sich als Perry Rhodan, der das Ek-Feuer ausgelöst und die Milchstraße in Schutt und Asche gelegt hat.«
»Das stimmt nicht – und das wisst ihr genau«, sagte Rhodan. »Der Weltenbrand wurde gelöscht, die Milchstraße lebt.«
»Wenn das so ist: Wo sind dann all die Terraner geblieben, Perry Rhodan?«, fragte Cappleshort. »Verrate uns, wo sie stecken. Wieso bist du allein gekommen?«
Rhodan schwieg. Was hätte er sagen sollen? Dass Terra verschwunden und zum Mythos geworden war? Er befand sich derzeit auf der Suche nach Terra und seinen Bewohnern. In der Zeit seiner Abwesenheit hatten sich die Dinge in der Milchstraße geändert. Was lange Zeit gegolten hatte, was stabil gewesen war, erschien nun als Bild aus der Vergangenheit, das immer weiter verblasste.
Die Triumvirn deuteten sein Schweigen falsch. »Du kannst uns nicht antworten. Weil du zur Vernichtung der Menschen beigetragen hast. Weil Terra nicht mehr existiert. Weil keine Menschenwelt mehr existiert. Wir sind die Erben Terras, und wir ehren die Toten!«
Rhodan schwieg.
»Willst du dich nicht verteidigen?«, fragte O'Donnell.
Rhodan überlegte kurz. Er musste es wenigstens versuchen. »Wir haben hier zwei Zeugen, die bestätigen können, dass ich nicht allein gekommen bin. Zemina Paath ist an Bord meines Raumschiffs hierhergereist, und du, Triumvir Cappleshort, bist dort eingedrungen und hast sie entführt. Du hast die anderen Menschen gesehen.«
Cappleshort lachte meckernd. »Raumschiff? Menschen? Du redest wirr. Ihr seid bei uns eingedrungen, du und dieser falsche Mensch, dieses Pseudoleben, dieser Ek-Agent neben dir, den du Zemina Paath nennst. Aber wir fangen uns nicht in eurem Lügennetz! Wir kennen die Wahrheit, sie ist unser Schutz und Schirm!«
»Die Wahrheit?« Rhodan lachte auf. »Ihr wisst nichts von Wahrheit! Ihr habt ein Terrorregime aufgebaut auf Lügen. Wie wollt ausgerechnet ihr die Wahrheit erkennen?«
O'Donnell erhob sich und beugte sich vor. »Hörst du, Climba Ossy-Benk? Perry Rhodan trägt seinen Beinamen zu Recht. Er träufelt Gift in deine Wunden. Er weiß, wofür Menschen empfänglich sind, und das nutzt er aus.«
Climba zwinkerte verwirrt. »Ja ...«
»Dann sieh dir diese beiden Männer an!«, forderte Rhodan. »Sie gieren nach Leben. Sie würden alles tun, um ihre Existenz weiter verlängern zu können. Ihr seid ihnen völlig egal.«
»Zanosh, tu deine Pflicht!«, befahl O'Donnell mit ruhiger Stimme.
Der Ara drehte irritiert den Kopf. »Ihr selbst habt euch gegen ein Implantat ausgesprochen.«
Perry Rhodan horchte auf. Da ging etwas zwischen den Triumvirn und dem Ara-Mediker vor, das er noch nicht verstand. Aber was immer es war, es schien sich vorteilhaft für ihn verwenden zu lassen. Er nutzte die Gelegenheit und sprach weiter: »Cappleshort und O'Donnell wissen, dass sich die Zeit ihrer Herrschaft dem Ende zuneigt. Bei Spartakus Schmitt dürfte es ähnlich oder bereits vorbei sein. Die Vitalenergie aus ihren Gemenatoren versiegt allmählich. Ich sehe es ihnen an. Die Unsterblichkeit ist bloß ein gelebter Traum. Eine Illusion. Geborgte Zeit. Das Ewige Triumvirat stirbt bereits, und bald wird es tot sein.«
»Schweig!«, befahl O'Donnell. »Du redest dich um jede Gnade!«
»Ich? Weiß jemand außer euch, dass Copperworld nur noch einige Jahrzehnte lang existieren wird? Asteroidenschwärme werden die Welt durchlöchern, sie aus der Umlaufbahn werfen, sie bis ins Innerste zerstören. Ich glaube nicht, dass ihr Ewigen dann noch leben werdet. Aber falls doch, werdet ihr dank eurer Gemenatoren vor dem Untergang dieser Welt flüchten. Und ihr werdet alle zurücklassen, die euch nicht gehorsam sind. Die anderen werden euch weiter als Sklaven dienen ...«
»Ende der Übertragung!«, kreischte Cappleshort.
»Was ist denn nun wahr?«, fragte Climba Ossy-Benk verwirrt. Sie sah Rat suchend von den Triumvirn zu Rhodan, dann zu der nach wie vor wie unbeteiligt dasitzenden Zemina Paath und zu dem Ara, der sich im Hintergrund gehalten hatte.
O'Donnell kam um den Richtertisch herum und baute sich vor Rhodan auf. »Du wirst lange leiden«, sagte er böse. »Du hast das letzte Mal die unschuldigen Seelen der letzten Menschen befleckt!«
»Stolze Worte! Und so durchschaubar! Hört auf mit dem Mummenschanz! Erinnert euch, weshalb ihr die Zellaktivatoren erhalten habt! – Die Gemeni hielten euch für würdig! Und das, was ihr hier angerichtet habt ... glaubt ihr wirklich, dass es das ist, wofür ihr leben durftet? Not, Elend, Unterdrückung? Wollt ihr eines Tages tatsächlich in dem Bewusstsein abtreten, dass ihr mehr nicht erreichen konntet?«
O'Donnell wirkte für einen Moment nachdenklich. Dann verhärteten sich seine Züge, der Mund bildete einen schmalen, geraden Strich. »Du weißt nichts über uns, also urteile nicht.«
Cappleshort lag halb über dem Richtertisch, die Hände aufgestützt. Sein Blick irrlichterte. »Die Ewigkeit hat ein Ablaufdatum, aber daran denken wir normalerweise nicht, du so wenig wie wir.« Der Greis verstummte und starrte ins Leere. Er wurde durchscheinend, sickerte durch die Tischplatte und ging durch Rhodan hindurch und zurück, ohne dass der Terraner etwas davon spürte. Als Cappleshort neben O'Donnell angekommen war, wurde er wieder leibhaftig.
»Ich habe schon viele Stunden zwischen den Räumen verbracht, weil mich dort das Alter nicht erreicht, wenn mein Aktivator aussetzt. Sieh mich an! Was hat es gebracht?« Nun weinte er beinahe, die Stimme brach bei jedem zweiten Wort. »Und sieh dir ihn da an! Quicklebendig! Ist das Gerechtigkeit?«
O'Donnell warf ihm einen verstörend kühlen Blick zu. »Jammere nicht! Wir ergeben uns nicht in unser Schicksal, wir nehmen es in die eigenen Hände. Zum Wohle der Zuflucht!«
Rhodan konnte mit jedem Wort deutlicher heraushören, wie verzweifelt O'Donnell sich die Wahrheit schönzureden versuchte. Aber es war auch deutlich, dass der Triumvir selbst nicht ernsthaft daran glaubte.
Rhodan setzte nach: »Das Wohl der Zuflucht? – Was ist das? Doch gewiss nicht das dieser armen Frau hier, die ihr als Kronzeugin gegen mich benutzen wolltet! Oder irgendeines anderen Menschen, abgesehen von euch dreien. Wo steckt denn euer dritter Triumvir? Habt ihr euch schon überlegt, was ihr mit meinem Zellaktivator anstellen wollt, wenn ihr mich getötet habt? Wer ihn bekommen soll? Wer ist wichtiger? Du?«
O'Donnells Blick zuckte kurz zu Cappleshort. Dieser hatte es bemerkt, und sein Gesicht verzerrte sich wütend. Aber seine Wut galt nicht O'Donnell.
»Sei still! Du versuchst, Zwietracht zu säen! Wir wissen genau, dass wir dich nicht töten dürfen, wenn es uns um den Aktivator ginge! Wir könnten seine Vitalenergie umleiten, Zanosh kann das bewerkstelligen. Aber ... geht es uns lediglich darum?« Er lachte. »Bilde dir nichts ein auf deine garantierte Unsterblichkeit. Auch sie wird enden. Durch uns? Wer weiß? Dies ist eine Gerichtsverhandlung, kein Possenspiel! Das Urteil muss erst noch gefällt werden.«
Cappleshort beruhigte sich wieder, sein Atem rasselte. »Deine Worte sind giftig, Perry Rhodan. Ich will sie nicht mehr hören.«
Perry Rhodan begriff, wie ihm die Situation wieder entglitt. Er hatte auf den Egoismus der Triumvirn gesetzt, aber das hatte nicht genügt. Nun blieb ihm nur noch eine Möglichkeit. Er kannte die Zusammenhänge nicht genau, konnte sich nur das eine oder andere zusammenreimen. Er musste sich einmal mehr auf sein Bauchgefühl verlassen und bluffen.
»Eure Aktivatoren versagen – nach und nach wie die von O'Donnell oder intervallartig wie deiner, Cappleshort.« Er sah nun ganz gezielt in Richtung des Aras. »Um zu überleben, seid ihr auf Zanosh angewiesen, euren Heiler. Es gab nie bessere Ärzte in der Milchstraße als die Aras, er wird es ganz gewiss schaffen. Aber will er das?« Er blickte nun wieder auf die beiden Triumvirn. »Habt ihr euch nie gefragt, was Zanosh dazu bewegt, euch zu dienen? Habt ihr nie darüber nachgedacht, dass er womöglich mit einem Zellaktivator mehr anfangen könnte als einer von euch dreien?«
O'Donnell drehte den Kopf zu Zanosh. Er lächelte. »Der alte Trick, nicht wahr? Säe Zwietracht, treibe einen Keil zwischen deine Gegner. Das hat bisher immer gut funktioniert. Nur diesmal nicht.«
Zanosh nickte langsam.
»Ein Zellaktivator für den Ara?« Cappleshort gluckste boshaft. »Warum dann nicht auch einen für ... sagen wir ... eine Wachkatze? Zanosh kennt seinen Platz. Dort ist er gut, dort wird er geehrt. Aber ein Zellaktivator? Den verdient er wohl kaum.«
Der Ara erhob sich langsam und kam auf Rhodan zu. Hinter O'Donnell und Cappleshort blieb er stehen.
»Du hast recht, Blaise. Er ist klug. Und er hat sogar in gewisser Weise recht.«
»Wie bitte?!« O'Donnells Kopf zuckte herum.
»Ihr Ewigen zieht es nicht einmal in Erwägung, mich mit mehr Kompetenz auszustatten. Obwohl ihr mir unendlich viel verdankt. Ich halte Spartakus am Leben, ich versorge euch beide immer wieder mit Medikamenten und Ratschlägen. Ohne mich wärt ihr längst tot. Vielleicht sollte ich euch sterben lassen.«
»Das würdest du nicht wagen ...«
Perry Rhodan spürte einen leichten Ruck und dann, wie seine Fesseln zu Boden fielen.
»Ich glaube dir!«, flüsterte Climba Ossy-Benk neben ihm, die die Gelegenheit genutzt hatte, in der alle Gegner beschäftigt waren. Sie reichte ihm das kleine Messer, das sie offenbar verborgen am Körper getragen hatte. »Und jetzt mach sie fertig!«
Rhodan reagierte sofort und sprang auf. Damit überraschte er die anderen. Er trat nach links und traf Cappleshort am Oberschenkel, der augenblicklich einknickte. Mit einem geübten Dagorgriff wirbelte er O'Donnell herum, packte ihn an der Gurgel und drückte ihn gegen seinen eigenen Körper. So, dass der Ewige zwischen ihm und dem Kampfroboter stand. Der konnte nicht schießen, ohne O'Donnell zu treffen.
Im gleichen Moment spürte er eine Klinge an der Kehle: Zanosh. »Lass ihn los!«, befahl der Ara mit leiser Stimme.
Dann war die Klinge fort, und ein Schmerzenslaut erklang. Der Ara fiel wie ein gefällter Baum zu Boden. Zemina Paath war aufgesprungen und hatte sich in das Geschehen eingemischt. Sie nickte ihm knapp zu. Plötzlich standen ihre Chancen nicht mehr ganz so schlecht.
»Sag deinem TARA, dass er uns gehen lassen soll«, forderte Rhodan von O'Donnell. »Dich, mich und Zemina Paath. Und ...« Er sah sich nach Ossy-Benk um, aber die kupferhaarige Frau war verschwunden. Sie hatte offenbar die Gelegenheit ergriffen und war geflohen.
»Das wird dich nicht retten«, krächzte der Ewige. »Sobald Schmitt handlungsfähig ist, wird er dich jagen und töten. Er wird auch auf mich keine Rücksicht nehmen. Du hast keine Chance.«
»Wir tun es trotzdem. Vorwärts!«
Neben ihm erklang ein ersticktes Geräusch: Zemina hatte Cappleshort einen heftigen Tritt verpasst. »Er wollte sich mithilfe seiner seltsamen Geister-Halb-Teleportationsgabe davonstehlen«, sagte sie. »Soll er mal versuchen, sich auf seine Fähigkeiten zu konzentrieren, wenn er vor Schmerz nicht stehen kann.« Sie packte den jammernden Greis am Hals und stellte ihn als Schutzschild vor sich. »Versuch keine Tricks. Ich werde keine Rücksicht nehmen.«
»Los!« Rhodan schob O'Donnell vorwärts. schlug dem alten Mann gegen die Schläfe, der stieß ein ersticktes Geräusch aus. »Wir werden jetzt gemeinsam den Palast verlassen.«
Die Tür in den Raum flog auf. »Das glaube ich nicht.«
Soldaten strömten herein, gefolgt von einer unglaublich dicken, aufgedunsenen, kaum mehr menschlich zu nennenden Gestalt auf einer Antigravscheibe.
Perry Rhodan wusste, wann er verloren hatte. »Spartakus Schmitt, nehme ich an?«
Das Wesen bewegte sich unruhig. »Du kannst mich Erster Triumvir nennen. Und jetzt lasst die beiden los. – Und gebt ihm etwas zum Anziehen.«
*
»Ewiges Leben ... Wie oft habe ich mich mit ihnen darüber unterhalten? Wie bedauerlich, dass ewiges Leben gar nicht ewig währt. Und wie erfreulich, dass es nicht gerade die größten Geistesgaben sind, durch die sich Unsterbliche auszeichnen.
Leben ist nichts als das Ineinandergreifen biochemischer Prozesse. Komplex zwar, aber zu beherrschen.
Das begreifen sie alle nicht. Jeder verstrickt sich in seinem persönlichen Auf und Ab. Faselt vom Ausbalancieren, vielleicht von dem Taumel zwischen null und eins, vom Gefangensein zwischen Werden und Vergehen. Sieht sich als konserviert an.
Mit solchen Einschätzungen geht es einfachen Gemütern gut, also mögen sie das denken. Es lenkt sie davon ab, den wahren Kern der Existenz zu erfassen. Sie stützen sich auf Gefühle.
Dabei geht es nur um das Funktionieren.
Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass es kaum jemanden gibt, der das begreift, und musste selbst erst lernen, es als Option zu begreifen. Ich musste es verstehen, um erfolgreich sein zu können. Emotionen sind die Hebel, die bei simplen Gemütern angesetzt werden können. Nicht zu viel, die Dosis entscheidet darüber, ob ein Erfolg möglich ist.
Es bleibt mühsam, sich der Macht anzunähern, zu der die Unsterblichkeit nur ein Weg ist. Wahre Macht erzwingt Unsterblichkeit, wie ich weiß. Man muss nur in die Geschichte blicken: Weder Bostich noch Vetris-Molaud wären ohne Machtausübung in ihren Genuss gekommen. Perry Rhodan war nichts als eine Ausnahme, aber er ist längst verweht. Auch für ihn war die Unsterblichkeit nur eine hohle Versprechung.
Meine hingegen wird Substanz haben, weil ich sie verstehe. Ich werde sie nicht erhalten, ich werde sie erschaffen und gestalten.
Ich werde nie so törichte Instrumente eines fremden Willens werden wie die Triumvirn.«
aus: Zanoshs Protokolle der Unsterblichen:
Buch der Triumvirn: Zanosh