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7.

Ronald Tekener

»Hallo?«, hörte er die Stimme seiner Schwester. »Ron? Bist du da?«

Ronald Tekener versuchte sich zu erinnern, wo er sich befand. Der Geruch, das Licht, die weiche, leicht muffige Matratze kamen ihm vage vertraut vor. Mit etwas Glück war er daheim in seiner Wohnung. Das war schon mal gut.

»Ron?«

Der harte Klang von Absätzen auf künstlichem Holz. Auch Jessicas Anwesenheit sprach dafür, dass er es noch bis in vertraute Gefilde geschafft hatte ...

Wie zur Bestätigung erklang die flötende Fehlermeldung seiner defekten Schlafzimmertür. Home, sweet home.

»Einfach aufziehen«, antwortete er krächzend und verstand sich selbst kaum.

»Ron?«

»Hier.«

Ein zaghaftes Knarren, dann ein Rumpeln, als die Rollen über die verzogene Schiene holperten. Die Tür wurde aufgeschoben, und entschieden zu viel Licht flutete das Schlafzimmer.

»Meine Güte, Ron.« Die Silhouette von Jessica Tekener stand im Eingang, scharf wie ein Scherenschnitt, und fächerte sich mit der Hand Luft zu. »Geht es dir gut?«

Es ging ihm nicht gut.

Zum einen hatte er wieder Albträume gehabt. Dieselbe Sorte Albtraum wie immer – eigentlich sogar derselbe Traum: er auf einem Operationstisch oder schwebend in einem Geltank, umschwärmt von schemenhaften Rüsselgesichtern, bei denen es sich, wie er nun wusste, um Oproner handeln musste. Lashat. Sie stellten Experimente mit ihm an, infizierten ihn mit Viren, tagein, tagaus. Jessica war der Meinung gewesen, dass die alten Träume nachlassen würden, nun, da er wusste, woher sie rührten. Doch das Wissen hatte nicht viel geändert. Das Thema Lashat war für ihn längst noch nicht abgehakt, und die Aussicht, ausgerechnet auf Merkoshs Einladung dorthin zurückzukehren, bot ihm wenig Anlass zur Freude.

Zum anderen hatte er am Vorabend deutlich zu viel getrunken. Die Gründe dafür dürften die üblichen gewesen sein. Ein dumpfer Schmerz in seinem Kinn und seiner Brust legten nahe, dass er sich obendrein geprügelt hatte. Sicher gab es auch dafür eine zufriedenstellende Begründung.

»Ron?«, fragte Jessica abermals. Seine Schwester musste zwischendurch in der Küche gewesen sein, denn sie saß plötzlich neben ihm auf dem Bett und drückte ihm einen feuchten Lappen auf die Stirn. »Was hast du bloß angestellt?« Da war er wieder, dieser fürsorgliche Tonfall, bei dem er nie sicher war, ob er sie in die Arme schließen und nie mehr loslassen oder schreiend davonlaufen wollte.

»Meine Ehre verteidigt«, nuschelte er.

Sie reichte ihm ein Glas Wasser und er nahm es dankbar an.

»Warst du betrunken?«

»Was glaubst du?«, erwiderte er.

»Hast du wieder gespielt?«

»Ich nehme es an. Ist noch Geld auf meinem Stick?«

Sie griff nach der virtuellen Börse auf seinem Nachttisch und hob die Braue. »Du bist steinreich.«

»Wirklich?«

Sie schüttelte den Kopf. »Der Stick ist leer.«

Er schlug ihr mit dem Kissen ins Gesicht. »Ich bin mir fast sicher, dass ich gewonnen habe.«

»Wenn, dann warst du schon zu betrunken, um dir den Gewinn gutschreiben zu lassen. Was ist tatsächlich passiert?«

Missmutig kramte sein Gehirn ein paar Erinnerungsfetzen hervor. »Da war dieser hässliche Typ – du hättest ihn sehen sollen. Er und seine Freunde. Haben ein paar dumme Bemerkungen über Baton Rouge gemacht.«

»Baton Rouge?«

»Als ob wir's nicht schon schwer genug gehabt hätten!« Ihre Jugendjahre in Louisiana hatten ein jähes Ende gefunden, als die Sitarakh sie heimgesucht und ihren Eltern den Tod gebracht hatten.

Seine Schwester sah ihn zweifelnd an. »Wieso sollte jemand schlecht darüber reden?«

»Was weiß denn ich?«

»Und was ist mit deinem Hemd passiert?«

Er richtete sich stöhnend auf und blickte an sich hinab. Sah den dunklen Fleck, wo man ihm den Cocktail übergekippt hatte. Verdammt, Jess. Könntest du nicht ein bisschen leichter zu belügen sein?

»Schätze, ich brauche ein neues.«

»Du hast dieses Hemd geliebt!«

»Ist nicht weiter wichtig.« Die Wahrheit war, er hatte so lange mit den Pockennarben in seinem Gesicht gelebt, dass ihn niemand mehr mit seinem Aussehen beleidigen konnte. Seine Stiefel, seine Hosen, sein Hemd jedoch – die hatte er sich ausgesucht. Jessica verstand das nicht, hübsch, wie sie war, aber das war schon in Ordnung. Er würde sich nie in ihrer Gegenwart schlagen.

Sie wollte noch etwas sagen, doch er unterbrach sie. »Wie kann ich dir helfen? Du bist hoffentlich nicht bloß hier, weil ich meinen morgendlichen Anruf verpasst habe.«

»Ich bin nicht deine Bewährungshelferin, Ron.« Sie gab ihm einen Stups. »Thomas hat mich angerufen.«

»Rhodan?« Seine bisherige Bekanntschaft mit dem Sohn des Protektors hatte ihre Höhen und Tiefen gehabt. »Was wollte er?«

»Fragen, ob wir bei einem Flug nach Lashat dabei wären.«

»Nach Lash...« Ronald Tekener würgte und nahm rasch einen Schluck Wasser, um den Geschmack nach Magensäure zu vertreiben.

Jess sah so unbeteiligt drein wie eine arkonidische Adlige.

»Ich sehe, du meinst es ernst mit der Konfrontationstheorie.« Früher hätte sie dieses Wort nie so unbedacht ausgesprochen, schon gar nicht, wenn es ihm so ging. »Wieso ...« Er strich sich verwirrt das Haar zurück. »Der Rat hat uns den Flug doch gestrichen? So besoffen war ich jetzt auch nicht, dass ich mir das nur einbilde.«

Sie schüttelte den Kopf

»Tom lässt fragen, ob wir trotzdem bei einem Flug nach Lashat mit dabei wären.«

Da also spielte die Musik. Interessant ...

»Er will sich über den Beschluss der Vollversammlung und des Rats hinwegsetzen? Wegen seines Vaters?«

»Wäre das denn so verwerflich?«

Jessica und Tom hatten einen Narren aneinander gefressen. Ronald wusste beim besten Willen nicht, weshalb, aber er hatte seine Schwester selten so glücklich erlebt wie mit dem Agenten – zumindest wenn der gerade das Richtige sagte, was ihm immerhin zur Hälfte der Gelegenheiten, zu denen er den Mund aufmachte, auch gelang.

Bei den anderen Gelegenheiten machte Thomas sie wütender, als selbst Ronald das hinbekam.

»Nein, nicht verwerflich. Aber ist es auch ...« Vernünftig? Dieses Wort sollte er besser nicht in den Mund nehmen. Angemessen? Nein, auch nicht. Schlau ...?

»Was?«, wollte sie wissen.

»Ich frage mich bloß, ob es eine gute Idee ist. Ich weiß, ich bin kaum der Experte für gute Ideen, aber gerade deswegen ...«

»Ich kann dir nicht folgen, Ron.«

»Ihr wollt auf eine Mission mitten in unbekanntes Gebiet«, stellte er klar. »Ausgerechnet zurück auf die Welt, auf der mir ... zurück nach Lashat. Wir nehmen dieses wunderbare, leider noch nicht ganz erprobte Raumschiff, das voriges Mal schon fast zu Bruch gegangen wäre, und über hundert Leute mit an Bord ... Wir handeln gegen die Regierung der Terranischen Union ... Mit ein bisschen Phantasie könnte man das sogar als Hochverrat bezeichnen. Und das alles für einen einzigen Mann?«

»Perry Rhodan ist nicht irgendwer«, rutschte es ihr heraus. »Und selbst wenn ... Denk daran, was er für dich getan hat.«

Perry Rhodan. Unwillkürlich kehrten Ronald Tekeners Gedanken zurück zu Iratio Hondro. Seinem alten Boss, seinem Peiniger. Dem einstigen Obmann, dann Superverbrecher, der haufenweise Leute auf dem Gewissen hatte, allem Anschein nach besonders jene, die ihm nahestanden, und der seit seiner Infektion mit Dunkelleben anderen mit Vorliebe seinen Willen aufzwang. Hondro war von Perry Rhodan besessen gewesen. In einem anderen Leben hätte er alles für ihn getan, hätte seine Karriere, seine hehren Ziele für ihn geopfert, für ein einziges freundliches Wort, ein bisschen Anerkennung.

Ronald verstand nicht, was es war, das diese Empfindung in anderen Menschen auslöste. Auch Rhodan war inzwischen mit Dunkelleben infiziert – genau wie Hondro selbst anscheinend –, aber das war etwas anderes. Rhodan zwang niemandem seinen Willen auf, aber irgendwie inspirierte er die Leute. War das auch so eine Art Dunkelleben, nur umgekehrt? Was wäre das dann? Hellleben?

Ronald Tekener rieb sich die Augen. Es war ja richtig: Rhodan hatte ihn vom Haken gelassen und so ihm was wie eine zweite oder dritte Chance gegeben. War er ihm dafür etwas schuldig? Wahrscheinlich schon. Brauchte er Jessica, um ihn daran zu erinnern? Vermutlich wollte sie einfach nur eine gute Figur bei ihrem künftigen Schwiegervater machen ...

»Ron?«

»Mir ist nicht ganz klar, welche Rolle ich bei dieser Sache spielen soll.«

»Ich dachte, du willst zurück nach Lashat. Um die Wahrheit über das herauszufinden, was Merkoshs Leute mit dir angestellt haben. Und um die Vergangenheit zu beerdigen.«

Er wiegte den Kopf. »Aber weshalb wollt ihr mich dabeihaben? Meiner wertvollen Fähigkeiten wegen?«

»Dein ... spielerischer Umgang mit anderer Leute Eigentum könnte tatsächlich einmal von Nutzen sein.« Jessica Tekener grinste. »Außerdem gibt es wenig Leute, die man an einen beliebigen Ort schicken und sicher sein kann, dass sie Ärger geradezu magisch anziehen. Das ist deine Superheldenfähigkeit.«

Er erwiderte das Grinsen.

»Was sagst du?«

»Wir sollen also ein Raumschiff stehlen.«

»Na ja, wenn du's so ausdrückst ...« Das Grinsen verschwand, und sie sah ihn ernst an. »Meinst du denn, das ließe sich arrangieren?«

Er brauchte nicht lange zu überlegen. »Klar«, sagte Ronald Tekener. »Klar können wir ein Raumschiff stehlen.«

Perry Rhodan Neo Paket 22

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