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9.

Silvia Taussig

Ihr erstes konspiratives Treffen hatte sich Silvia Taussig anders vorgestellt. Sie wusste nicht genau, was sie erwartet hatte: eine Treppe in einen geheimen Kellerraum, ein Klopfzeichen an einer Tür? Aber die Lobby des Stella Nova sah aus wie die jedes anderen Fünfsternehotels: ein bisschen zu protzig, ein bisschen zu aufgeräumt, ein bisschen zu bemüht darum, moderner zu wirken, als man eigentlich war.

Dennoch leuchtete die Wahl des Treffpunkts ein: Das Stella Nova lag in dem Gürtel von Hotels, Bars und Gewerbevierteln, das den Terrania Interstellar Spaceport umgab. In dieser Gegend waren Außerirdische und andere exzentrischer Gäste ein gewohnter Anblick, die Polizeipräsenz indes war nicht ganz so hoch wie am Militärraumhafen Port Hope.

Eine große Skulptur aus schwebenden Sphären, die wie Wasser schimmerten, zog sich über mehrere Stockwerke durch den kühlen Lichthof in der Mitte der Lobby. Silvia rätselte noch, ob es sich dabei um ein Hologramm handelte oder ob man tatsächlich das Geld für ein Antigravfeld ausgegeben hatte, als ein blonder Mann in Jeans und einem weißen Hemd sie ansprach. Er wirkte wie Mitte fünfzig, gepflegt und sportlich für sein Alter, und so vertrauenerweckend wie ein geübter Vertreter. Sein legeres Äußeres war eher Konzept als Nachlässigkeit – das Hemd zumindest wirkte maßgeschneidert.

»Silvia Taussig?«

»Hi!«, antwortete sie sofort und hätte damit in jedem konspirativen Szenario, das sie zuvor erwogen hatte, ihre Tarnung ruiniert.

Den adretten Fremden schien das nicht zu stören. Lächelnd streckte er ihr die Hand hin. »John Marshall«, stellte er sich vor. »Bitte hier entlang.«

Sie schimpfte sich eine Närrin, denn selbstverständlich war ihr Marshall ein Begriff, sie hatte sein Gesicht auch schon gesehen. Einer der bekanntesten Mutanten und immer mal wieder Leiter des Lakeside Institute. Hatte er ihre Gedanken gelesen?

Neugierig folgte sie ihm an der Skulptur und einem Restaurant vorbei zu den Tagungssälen am hinteren Ende der Lobby. »Arbeitskreis Jahrestreffen«, stand auf der kleinen Holotafel neben dem Eingang. Eine viel nichtssagendere Bezeichnung hatte sich wohl nicht finden lassen.

Direkt hinter der Tür wartete Nadine Baya an einem Tisch, auf dem ein Stapel Papiere lag.

»Hallo, Silvia«, sagte sie, ihr Ton auffällig ernst, und reichte Silvia Taussig eins der Dokumente. »Würdest du das hier bitte unterschreiben?«

Einen Moment lang war Silvia zu abgelenkt von der Tatsache, dass im Raum hinter Nadine so ziemlich die gesamte Mannschaft der FANTASY versammelt schien, über hundert Leute in Grüppchen an einem Buffet oder auf den Stühlen vor der Bühne am Kopfende des Saals. Sie erkannte die Chefärztin Pari Sato und den Beibootkommandanten Peace Kibaki, die beide so groß waren, dass sie ihre Gesprächspartner mühelos überragten. Auch Froser Metscho mit seiner stämmigen Figur und dem dichten Vollbart fiel ihr auf.

Was ging da vor? Metscho hatte sie zwar kontaktiert, aber offensichtlich hatte er nicht alles erzählt.

Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Ob Ricci ebenfalls anwesend war? Dort – sie entdeckte ihn bei den Getränken, wo er sich angeregt mit Ortungs- und Funkoffizier Alberto Pérez unterhielt ...

»Ähem.« Nadine räusperte sich und deutete mit dem Finger auf das Dokument, das Silvia noch immer in der Hand hielt.

»Was ist das?«, fragte sie und überflog das Papier.

»Eine Verschwiegenheitsvereinbarung«, antwortete Marshall geduldig. »Nichts von dem, was hier besprochen wird, darf nach draußen gelangen.«

»Sonst was?«, rutschte es Silvia heraus, während sie nach den entsprechenden Absätzen im Dokument suchte. »Nicht, dass ich plaudern möchte, das ist ja alles viel zu spannend ...« Sie kniff die Augen zusammen. »Aber Ausschluss aus der Flotte und Arbeitsverbot auf sämtlichen ihrer Raumschiffe? Können Sie das denn einfach so? Ich meine ... rein rechtlich?«

»Der Systemadmiral kann das«, bestätigte Nadine mit einem Schmunzeln, als sich ein geschäftiger Reginald Bull an ihnen vorbeizwängte und John Marshall ein Zeichen gab, woraufhin dieser zurück in die Lobby eilte. Bull lächelte Silvia flüchtig zu, dann ließ er sie verdattert stehen und rauschte weiter Richtung Bühne.

Hastig unterschrieb sie das Dokument. Falls sie zuvor noch Zweifel gehabt hatte – nun wollte sie ganz sicher wissen, was gespielt wurde.

Als sie sich das nächste Mal umdrehte, stand Giordano Ricci direkt vor ihr und drückte ihr ein Glas in die Hand. »Hallo, Silvia«, sagte er. »Schön, dass du gekommen bist.«

»Finde ich auch«, plapperte sie. »Dass du hier bist. Ihr alle, meine ich ...« Innerlich schlug sie sich die Hand an die Stirn. Erst denken, dann reden. »Weißt du denn schon, was eigentlich los ist?«

Ricci lächelte still. Oh, diese Lippen! »Selbst wenn es so wäre, würde ich Reginald Bull nicht die Überraschung verderben wollen.« Er deutete zur Bühne, wo der Systemadmiral gerade auf die Uhr sah. »Wollen wir uns setzen? Da vorn sind noch Plätze frei.« Er deutete auf eine Gruppe Kollegen in den ersten Reihen.

Silvia sah sich verdattert zu Nadine um, die aufmunternd grinste, dann nippte sie an ihrem Glas, dessen Inhalt nach Sekt Orange schmeckte.

»Zweites Date?«, scherzte sie.

»Ist alkoholfrei«, entschuldigte sich Ricci.

»Besser als nichts.« Sie folgte ihm zu den anderen und versuchte, sich einen Reim auf sein Verhalten zu machen. Wahrscheinlich wollte er bloß nicht, dass sie sich ausgeschlossen fühlte oder ihr missglückter Annäherungsversuch ein Problem wurde, bei was auch immer die Führungskräfte des Schiffs gerade im Schilde führten.

Sie grüßte ihre Kollegen und nahm Platz. Marshall führte die letzten Nachzügler herein, die Türen wurden geschlossen und eine erwartungsvolle Stille senkte sich über den Saal.

»Freut mich, dass Sie alle gekommen sind«, sagte Bull. Ein Akustikfeld gewährleistete, dass er im ganzen Saal gehört wurde. Er ließ den Blick über die Versammlung schweifen.

In der ersten Reihe saßen Kommandant Conrad Deringhouse und Gabrielle Montoya, seine ehemalige Erste Offizierin und nunmehrige Ehefrau, er ergraut, sie mit langer, weißer Mähne. Silvia sah Bulls rothaarige Töchter, Laura und Sophie, außerdem einen Mann mit auffälligen Narben im Gesicht und eine blonde Frau, bei denen es sich um die Tekener-Geschwister handeln musste. Thora Rhodan da Zoltral war da, in Begleitung ihrer Söhne Thomas und Farouq. Und auch die übrigen Männer und Frauen fühlten sich in diesem Moment nicht wie Kollegen an, sondern wie eine Familie – die große Familie der FANTASY.

»Sie alle sind über die Entscheidung der Vollversammlung und des Unionsrats sowie die Konsequenzen informiert, die diese nach sich zog«, sagte Bull. »Konsequenzen für das Projekt, für uns, für die Öffentlichkeit. Konsequenzen politischer und persönlicher Natur – nicht zuletzt für den Protektor.« Er blickte verschiedene Personen im Publikum direkt an. »Und ich glaube, dass ich für uns alle spreche, wenn ich sage, dass diese Entscheidung eine Enttäuschung war.« Zustimmendes Gemurmel. »Nun, um es kurz zu machen: Der Grund, aus dem wir heute hier sind, und aus dem wir Sie die Verschwiegenheitsvereinbarung haben unterschreiben lassen – auf die ich an dieser Stelle noch einmal hinweisen möchte –, ist folgender: Wir haben vielleicht eine Möglichkeit, doch noch zu fliegen. Mit Perry Rhodan. Nach Lashat.«

Erstauntes Luftholen, sogar vereinzelter Jubel war aus den Reihen der Besatzung zu hören. Für Silvia klang es danach, als ob der eine oder andere gerade eine Wette gewonnen hatte. Sie tauschte einen Blick mit Nadine, die glücklich grinste, und deutete einen High five an. Das Hochgefühl war ansteckend wie bei einem Sportereignis.

Bull räusperte sich. »Damit das klar ist: Wir werden uns damit keine Freunde machen – im Gegenteil. Natürlich werden wir versuchen, den Ärger so weit wie möglich von Ihnen fernzuhalten, aber Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass Ihre weitere Laufbahn sehr vom Ausgang dieser Mission abhängen wird. Um es vorsichtig auszudrücken.«

Deringhouse hob die Hand. »Vielleicht sollte man es noch einmal weniger vorsichtig formulieren?«

Bull nickte. »Entweder Sie kommen als Helden heim – oder Sie sind im Arsch. Wenn's dumm läuft, brummt man Ihnen eine lange Haftstrafe auf und lässt Sie nie wieder in die Nähe eines Raumschiffs. War das klar genug, Conrad?«

Der grauhaarige Kommandant nickte. »Danke, Reg.«

»Immer gern.« Das Publikum lachte.

Deringhouse hob abermals die Hand. »Darf ich?«

Bull nickte auffordernd. Mit unerwarteter Agilität sprang der ältere Mann auf die Bühne und wandte sich an das Publikum. Er hätte keine Akustikfelder gebraucht, seine Stimme trug auch ohne technische Unterstützung weit genug.

»Sie denken sich vielleicht, das ist ein großer Spaß. Ist es nicht. Ich habe leicht reden – meine Karriere begann mit einem Akt des Hochverrats. Als ich damals von den US-Streitkräften desertierte und auf Perry Rhodans Seite überwechselte, wusste ich genauso wenig, was dabei herauskommen würde, wie heute. Der Unterschied ist, heute ist mir alles herzlich egal. Im schlimmsten Fall verliere ich meine Altersbezüge und muss ein Buch oder zwei schreiben, um die Miete zu bezahlen.« Wieder Lachen. »Sie haben diesen Luxus nicht. Ich erwarte von Ihnen als meiner Crew, dass Sie sich hierüber im Klaren sind. Genau wie über die Gefahr für Leib und Leben.«

Er nickte Bull zu und sprang wieder von der Bühne.

»Deshalb erhalten alle, die irgendwelche Bedenken haben, Gelegenheit, diesen Raum nun zu verlassen«, fuhr Bull fort. »Ich gebe Ihnen mein Wort als Systemadmiral, dass dies keine nachteiligen Auswirkungen auf Ihre Karrieren haben wird. Im Gegenteil. Ich stelle Ihnen sogar eine Empfehlung aus. Soll heißen: solange irgendwen noch Papiere mit meiner Unterschrift interessieren.«

Die Stimmung ringsum war nun deutlich nervöser. Meine Güte, was für eine Vorrede! Silvia sah zu Ricci, der nicht sehr überrascht wirkte. Was haben sie vor?

Bull räusperte sich abermals. »Ich sollte an dieser Stelle auch darauf hinweisen, dass Sie auf Seite zwei der Verschwiegenheitsvereinbarung Ihre Einwilligung zu telepathischen Oberflächenscans gegeben haben. Von daher: Wenn Sie nur aus Pflichtgefühl oder Gruppenzwang sitzen bleiben: Lassen Sie's. John wird es merken.«

John Marshall kam an den Bühnenrand geschlendert, warf einen fast schüchternen Blick in die Runde und lächelte freundlich.

Eine Hand hob sich im Publikum. Es war die Hand von Froser Metscho.

»Ja, bitte?«, fragte Bull und erteilte ihm das Wort.

»Nicht, dass ich ein Problem damit hätte ...«, schickte Metscho voraus.

... aber du hast eins, vollendete Silvia den Satz in Gedanken. Sie wusste nicht, wieso, aber irgendwie ging ihr der Plophoser gegen den Strich. Sie misstraute ihm – und nicht nur, weil er der Neue war. Vielleicht war es der Bart?

»Aber?«

»Es gibt Pflichtgefühl, und es gibt Pflichtgefühl«, sagte Metscho. »Und es wäre gelogen, würde ich behaupten, dass ich nicht besorgt war, als Sie an mich herantraten und baten, dieses Treffen einzuberufen ...«

Sie dachte an Metschos Anruf in der Bar. So lief das also. Sie haben erst die Abteilungsleiter informiert, und die dann uns.

»Aber ich habe mich einverstanden erklärt, weil ich denke, dass es meine Pflicht ist. Nicht gegenüber meinem Kommandanten – aber gegenüber dem Protektor, angesichts dessen, was er alles für uns getan hat. Ich sehe es als meine Pflicht als Terraner, als Plophoser, als Mensch. Ich frage mich nur, ob ein Telepath diese unterschiedlichen Formen von Loyalität differenzieren kann ...«

Lieber Gott, dachte Silvia. Was für ein Schleimer. War das abgesprochen?

Doch Bull zog nur verwirrt die Stirn kraus.

Marshall schüttelte beschwichtigend den Kopf. »Keine Sorge, so tief dringe ich in Ihre Überlegungen nicht ein«, versicherte er. »Ich stelle nur sicher, dass niemand unseren ... Vorschlag mit einem Befehl verwechselt. Reicht Ihnen das?«

»Selbstverständlich«, sagte der Chefingenieur dankend und nahm wieder Platz. »Bitte fahren Sie fort.«

»Ich halte jetzt eine Minute lang den Mund«, verkündete Bull. »Wenn Sie danach noch hier sind, betrachte ich Sie als Freiwillige. Noch Fragen?«

Keine Fragen. Bull grunzte. »Gut.« Und dann schwieg er.

Die Minute zog sich endlos. Schlimmer als bei einer Schweigeminute oder als bei einer Hochzeit, wenn der Priester die Versammelten aufgefordert hatte, ihre Einwände vorzubringen, und alle darauf warten, ob jemand etwas sagt. Silvia schaute zu Nadine, zu Giordano, doch beide sahen nur konzentriert geradeaus.

Erst gegen Ende der Minute kam ihr der Gedanke, dass sie vielleicht eine Entscheidung treffen sollte. Und sie merkte, dass sie das längst getan hatte, spätestens in dem Moment, in dem sie eingetreten war und unterschrieben hatte. Nicht um irgendwelche Heldentaten zu vollbringen – sondern weil sie nicht so viel Zeit und Energie auf dieses Raumschiff verwendet hatte, nur um nun den Job zu wechseln. Die Arbeit an der FANTASY war genau das, wovon sie auf der Universität geträumt, womit sie ihre Familie jahrein, jahraus gelangweilt hatte. Sie wollte, dass die FANTASY flog – und sie wollte dabei sein. Wenn das hieß, dass sie und Giordano Ricci darüber zu Mitverschwörern wurden und sich eines Tages vielleicht gemeinsam vor Gericht verantworten mussten, war das mindestens ein unterhaltsamer Bonus, auch falls sonst nichts dabei rauskam.

»Fein«, riss Bulls Stimme sie aus ihren Gedanken. Sie schaute zu Marshall, zur geschlossenen Tür. Niemand hatte den Raum verlassen. »Sie sind alle so verrückt, wie ich befürchtet habe.« Kichern. »Dann wird es wohl Zeit, dass wir Ihnen die Details erzählen. Thora?«

Die arkonidische Kommandantin der CREST II sprang auf die Bühne und wandte sich dem Publikum zu. Ihre roten Augen blickten streng, die Brauen wirkten wie mit dem Messer geschnitten. »Ihre Entschlossenheit ehrt Sie«, sagte sie knapp. »Das Große Imperium würde sich glücklich schätzen, hätte es Männer und Frauen wie Sie.«

Na, wenn das mal kein Kompliment ist!, dachte Silvia.

»Da wir jetzt nicht länger um den heißen Brei reden: Wir planen, gegen die ausdrückliche Anweisung des Unionsrats mit der FANTASY zu starten. Einfacher gesagt: Wir werden sie stehlen.«

Sie machte eine kurze Pause. Erregte Spannung herrschte im Saal.

»Das wirft eine Reihe logistischer und technischer Probleme auf. Die FANTASY steht, wie Sie wissen, in ihrem Hangar in der Lunar Research Area, bis die Ergebnisse des Testflugs von unabhängigen Experten ausgewertet sind.« Die Männer und Frauen schnaubten sarkastisch. Dass der Rat sie beurlaubte, aber »Experten« über ihr Raumschiff entscheiden ließ, war ein krasser Vertrauensbruch. »Die FANTASY ist gut geschützt, durch Energieschirme, Kameras und eine Vielzahl von Detektoren. Zudem ist permanent ein Minimum von einem halben Dutzend Sicherheitsleuten vor Ort, mit weiteren auf Abruf. Es ist sehr schwer, zum Schiff vorzudringen, geschweige denn, es zu betreten. Ganz davon abgesehen, dass Sie, selbst wenn Sie an Bord kämen, den Hangar ohne entsprechende Autorisierung nicht öffnen könnten. Es wäre deutlich einfacher, ein beliebiges Raumfahrzeug von Port Hope zu stehlen, als die FANTASY aus der LRA zu entführen.«

Zustimmendes Nicken, besorgtes Gemurmel.

»Erfreulicherweise«, fuhr die Arkonidin fort, »sind Sie nicht irgendwer. Sie sind die Besten – in jeder Hinsicht. Und wir haben ein paar ebenso begabte Freunde.« Sie blickte zu Bull, der ein paar Schritte zur Seite getreten war. »Reg?«

Der Systemadmiral nickte und übernahm. »Wir haben eine Reihe von Zugangscodes, die Sie zurück in die Lunar Research Area bringen. Teilweise auf Ihre richtigen Namen ausgestellt, damit Sie wieder an Ihren Arbeitsplatz können. Einige auch auf Tarnidentitäten, damit nicht gleich auffällt, dass wir die gesamte Mannschaft in Stellung bringen. Die Codes überstehen jede Kontrolle – fragen Sie nicht, woher ich sie habe. Falls irgendwer nachhaken sollte, sagen Sie, Sie seien auf meine persönliche Einladung auf dem Mond, ich feiere nämlich meinen neunzigsten Jahrestag. Und falls irgendein Schlauberger nachrechnet und ein Problem damit hat, sagen Sie, den neunzigsten Tag meiner Empfängnis, weil ich nämlich keine Lust auf diesen ganzen Staatsakt habe, der mir nächsten Mai droht.« Er rümpfte die Nase. Deringhouse und seine engeren Freunde verzogen keine Miene. »Das sollte in jedem Fall die Diskussion beenden. Wir haben eine schöne Halle in der Nähe des Hangars gemietet. Achten Sie darauf, passende Kleidung zu tragen, also zivil, und werfen Sie sich ruhig etwas in Schale. Meine Partys haben einen guten Ruf.«

Da prustete Deringhouse, aber Montoya gab ihm einen Klaps, und er beherrschte sich.

Thora ergriff wieder das Wort. »Zeitgleich wird ein weiteres Team, bestehend aus Laura, Sophie, Thomas und Farouq mit der NATHALIE zur CREST II fliegen und Merkoshs Vitron an Bord nehmen. Die meisten von Ihnen haben Merkosh bereits kennengelernt. Für diejenigen, die noch nicht mit ihm zu tun hatten: Wundern Sie sich einfach nicht, egal was er tut. Er ist ein Oproner, und wenn alle im Compariat so sind wie er, haben Sie einen Vorgeschmack darauf, was uns am Ende unserer Reise erwartet.«

Silvia dachte an die Bilder des semitransparenten, gummiartigen Außerirdischen mit dem Rüsselmund, die man für die Medien freigegeben hatte. Sie musste gestehen, dass sie ihre Zweifel hatte, ob seine Teilnahme an der Mission deren Erfolgsaussichten erhöhte.

»Wir brauchen Merkoshs Vitron und sein Gel, um Perry Rhodan während des Flugs versorgen zu können, falls er einen weiteren Schwächeanfall erleidet. Die CREST II untersteht, wie Sie wissen, meinem Befehl. Das Vitron umzuladen, wird also kein Problem. Die KI der NATHALIE sowie Laura und Sophie in ihrer Eigenschaft als NATHAN-Interpreterinnen können Merkoshs Nest unbemerkt in die Nähe des Hangars bringen.«

»Dann tritt unser Mutantenteam auf den Plan«, fuhr Bull fort. Im selben Moment erschienen wie aus dem Nichts Gucky, der Mausbiber, und ein äußerst blasser Mann in einem weißen Mantel auf der Bühne. »Er wollte diesen dramatischen Auftritt«, entschuldigte sich Bull, während Gucky sich freudig verbeugte. »Gucky und Josue Moncadas teleportieren direkt in den Hangar der FANTASY und sabotieren die Sicherheitsvorkehrungen. Dann dringen Laura und Sophie ein und übernehmen die positronischen Systeme, auf die von außerhalb kein Zugriff besteht, inklusive der Hangartore. Sobald wir die Lage unter Kontrolle haben, geben wir über Funk ein Zeichen. Diejenigen von Ihnen, die bereits vor Ort sind, lassen alles stehen und liegen und begeben sich an Bord, um das Raumschiff abflugbereit zu machen. Dann laden wir die Partyreste ein und fliegen los. Danke, Kleiner.«

Reginald Bull drückte Gucky etwas in die Hand, bei dem es sich vielleicht, vielleicht auch nicht um ein Bündel Karotten handelte. Gucky pfiff und verschwand, zusammen mit dem Mann in Weiß.

»Gibt es Fragen?«, rief Thora streng.

Zaghaft hob sich eine Hand im Publikum. Es war die Hand von Ian Munroe, einem weiteren Multitechniker.

»Ja?«

»Was ist mit dem Sicherheitspersonal? Wird uns das denn nicht aufhalten wollen?«

»Gut, dass Sie es ansprechen!«, antwortete Thora. Silvia wusste nicht recht, ob dieses Lob ironisch gemeint war. »Um das Personal kümmert sich Ronald Tekener. Er wird es ablenken.«

»Wie denn?«, fragte Munroe neugierig.

Silvia stöhnte innerlich auf.

Ronald Tekener in der ersten Reihe drehte sich um. Er trug eine große, dunkle Sonnenbrille, und sein Grinsen spaltete beinahe den Rest seines entstellten Gesichts.

»Lassen Sie sich überraschen. Mir fällt sicher was ein.«

Wenn er einen Plan hatte, schien er nicht gewillt, ihn zu enthüllen. Aber wenn sein Geschick so groß war wie sein Selbstbewusstsein, sollte es Silvia Taussig recht sein.

Alles in allem war es ein guter Plan. Sie hatten ein Team mit beeindruckenden Fähigkeiten und das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Auch Nadine Baya, Giordano Ricci und ihre Kollegen sahen zuversichtlich drein.

»Gibt es weitere Fragen?«, fragte Thora.

Diesmal war es Gabrielle Montoya, die sich meldete. »Bitte entschuldige, wenn es eine dumme Frage sein sollte – aber ist Perry schon in all das eingeweiht?«

Thoras Gesicht war so unbewegt wie das einer römischen Götterstatue.

»Das fällt in meine Zuständigkeit. Keine Sorge – ich rede mit ihm. Das wird aber kein Problem sein. Schließlich sind wir auf seiner Seite!«

Perry Rhodan Neo Paket 22

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