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12.

Thomas Rhodan da Zoltral

»Und darin reisen Sie? Durch interstellaren Raum?« Skeptisch streckte Farouq Rhodan da Zoltral die Hand nach dem Vitron aus und hielt inne, als unvermittelt eine Reihe komplexer Symbole auf der Außenhülle des Gefährts erschien. Sie ähnelten den Zeichen, die der Oproner ständig auf seine Haut auftrug, und die Haut des Oproners konnte brennen wie Säure.

Merkosh lächelte gutmütig und tätschelte den Rumpf seines Nests wie den Hals eines Pferds, woraufhin die Schriftzeichen wieder verschwanden. Thomas Rhodan da Zoltral konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ihm gerade etwas entging, ganz als machten sich Oproner und Vitron über sie lustig.

»Der Fairness halber müsst ihr zugeben, dass es nicht grundlegend anders ist als das, was ihr tut«, merkte Laura Bull-Legacy an.

»Findest du?« Tom trat einen Schritt zurück, um das Vitron besser in Augenschein zu nehmen. Die mehrere Meter durchmessende Kugel saß wie ein transparenter Wasserball im Nordpolhangar der NATHALIE, in dem normalerweise ein Sixpack und ein Gleiter Platz fanden, und ähnelte in keiner Hinsicht seiner oder Farouqs Tätigkeit. Zwei schemenhaft erkennbare, röhrenförmige Strukturen durchzogen das fremdartige Gefährt wie Organe einen Körper im Röntgenbild.

»Eure SERT-Kokons«, sprach Sophie Bull-Legacy den Gedanken ihrer Schwester aus, als wäre es ihr eigener gewesen. Manchmal waren die Zwillinge Tom unheimlich – wie so oft trugen sie sogar ähnliche Kleidung, eine enge Kombination aus täuschend echtem Synthleder. »Die Kokons sind schließlich auch so eine Art Nest, in dem ihr wie im Schlaf durchs All reist. Oder nicht?«

Farouq runzelte die Stirn. »Ich finde wirklich nicht ...«

»Oh, diese Kokons würde ich gern einmal sehen«, mischte sich Merkosh ein. »Darf ich?«

»Tja, also, wissen Sie ...« Die Wahrheit war, sein Kokon war tatsächlich ein intimer Bereich für Thomas, und er hatte keine Lust, ihn später von Gelrückständen und Ähnlichem befreien zu müssen.

»Wir sind gleich da«, sprang sein Bruder ihm bei. »Nicht wahr, Dazzle?«

»Mich allein fliegen lassen und dann quengeln wie die kleinen Kinder«, maulte die jugendlich-rotzige KI ihres Raumboots, welche die kurze Strecke von der CREST II zur Lunar Research Area problemlos ohne Unterstützung der Emotionauten bewältigt hatte. »Sind wir bald da-ha?«

»Ja, sind wir«, bestätigte Laura und senkte lächelnd den Kopf wie ein schüchternes Schulmädchen, sodass ihr die rote Lockenmähne ins blasse Gesicht fiel. Obgleich die NATHAN-Interpreterin über keine offensichtlichen Implantate verfügte, stand sie gerade auf irgendeine unsichtbare Art und Weise mit der Lunar Research Area in Verbindung. »Gib uns deinen Anflugvektor, Dazz. In Echtwerten.«

In Echtwerten? Damit meint sie die unübersetzten positronischen Daten ...

»Bitte sehr«, antwortete Dazzle.

Ein wohliger Schauer überlief Lauras und Sophies Gesichter, als die KI ihrem Wunsch entsprach. Nicht zum ersten Mal staunte Tom über die Fähigkeiten seiner Patenschwestern – und er fragte sich, ob er und Farouq als Emotionauten genauso eigentümlich auf sie wirkten. Beides war fast eine Mutantengabe – mit technischen Mitteln.

Lauras und Sophies besondere Einsicht in NATHANS Prozesse, gepaart mit Dazzles Fähigkeiten und den Tarnvorrichtungen der NATHALIE, waren der einzige Weg, das Vitron in die unmittelbare Nähe zur FANTASY zu bringen, ohne dass die Weltraumüberwachungssysteme der Lunar Research Area, der LRA, das bemerkten. Natürlich war es vermessen, der Mondintelligenz komplett ins Gesicht lügen zu wollen. Sie konnten aber getarnt in einem Hangar nicht weit von dem Standort der FANTASY landen und – so hatten die NATHAN-Interpreterinnen es erklärt – NATHANS Unterbewusstsein weismachen, dass schon alles seine Richtigkeit hatte.

Beide Frauen hatten die Augen geschlossen und einander an den Händen gefasst. Merkosh studierte sie von allen Seiten, als suche er nach der perfekten Einstellung für ein Erinnerungsfoto.

»Landung in zwei Minuten«, meldete Dazzle.

Tom und Farouq tauschten ungemütliche Blicke. Sie waren es nicht gewohnt, nur Passagiere auf ihrem eigenen Raumschiff zu sein, aber ihnen blieb wohl nichts anderes übrig.

»Haben wir eigentlich schon einen Plan, wie wir dieses Ding transportieren wollen?«, fragte Farouq und näherte sich abermals dem Vitron. »Ich meine, innerhalb der LRA.« Abermals flammte ein unverständliches Symbol auf dem Rumpf des Nests auf, diesmal direkt vor Farouqs Gesicht, und der Marsianer schreckte zurück.

»Die Transportkorridore zwischen den Hangars sind groß genug«, sagte Tom. »Aber wie Merkosh das Ding manövrieren will, musst du ihn selbst fragen.«

»Hoffen wir, dass die Sicherheitssysteme bis dahin wirklich desaktiviert sind. Ich meine, ich vertraue uns vieren und ich vertraue Gucky und Moncadas. Aber Tekener?« Farouq schüttelte zweifelnd den Kopf. »Immer wenn es darauf ankommt ...«

»... läuft er zur Höchstform auf«, schloss Tom. »Das würde zumindest Jessica sagen.«

»Die Frage ist: Zur Höchstform von was?«

»Glauben wir ihm, dass er das Herz am rechten Fleck hat. Unser Plan funktioniert nur, wenn jeder vollen Einsatz bringt.«

»Ehrlich gesagt, wundert es mich, dass Dad seinen Segen zu all dem gibt«, murmelte Farouq, als verstünde er ihren Vater nicht mehr. »Aber wenn Mom es sagt, müssen wir's wohl glauben.«

»Ich bin froh«, gestand Tom. »Einfach nur froh, dass er sich nicht länger gegen unsere Hilfe wehrt und wir das gemeinsam durchstehen.«

Alles andere wäre undenkbar für ihn gewesen. Und insgeheim war er ein wenig enttäuscht, dass Dad sie nicht gleich zum Mond begleitet hatte. Er hatte gesagt, dass seine Anwesenheit dort nur Verdacht erregen würde und er lieber nachkam. Thomas fand, dass es weit verdächtiger wirkte, wenn Dad Bulls Party fernblieb, hatte aber nicht darüber streiten wollen.

Ein leichter Ruck brachte den Boden des Hangars zum Schwingen. Das Vitron schimmerte wie eine Seifenblase in einem Lufthauch.

»Wir sind da«, verkündete Dazzle.

Die Zwillinge öffneten die Augen und ließen einander los.

»Alles nach Plan«, sagte Sophie. »Wir haben unsere Parkposition erreicht, neunhundert Meter vom Hangar der FANTASY entfernt. Die LRA-Systeme halten uns für einen unbemannten Aufklärer, der keiner Wartung bedarf. Kein Personal, keine autarken Roboter im Hangar.«

»Hervorragende Arbeit«, lobte Tom. »Gebt eurem Vater Bescheid, dass wir mit der nächsten Phase des Plans beginnen.«

Sophie nickte und schloss abermals die Augen. Auch von dieser Kommunikation bekam Tom nichts mit.

»Dazz, öffne die Schleuse, und setz unseren Gast für uns ab.« Zuvor unsichtbare Fugen taten sich in der Wand vor ihnen auf, und die kühle Luft des Außenhangars strömte herein. »Wir sehen uns draußen.«

Die Rumpfzelle der NATHALIE war der einer Korvette nachempfunden, jedoch hatte sie keine Landestützen, sondern setzte direkt auf dem Trichter des Impulstriebwerks auf. Deshalb hatte das Raumboot nur eine kleine Bodenschleuse, erreichbar durch einen engen Antigravlift. Keine Minute später standen Thomas und Farouq Rhodan da Zoltral sowie Laura und Sophie Bull-Legacy vor dem Schiff und beobachteten, wie Dazzle Merkosh und sein Vitron mit Traktorstrahlen zu ihnen herabließ. Der Oproner sah aus wie ein vom Wind verwehtes Kind, das an seinem absurd großen Luftballon hing.

»Dad hat gesagt, alles klar«, meldete Sophie. »Wir sollen vorsichtig ...«

Im selben Moment, in dem Merkosh aufsetzte, flammte am Ende des Hangars eine flackernde Energiebarriere auf und Sophie und ihre Schwester würgten, als hätte ihnen eine unsichtbare Faust in den Magen geschlagen.

Perry Rhodan Neo Paket 22

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