Читать книгу Pulverdampf aus der Revolvermündung: Super Western Bibliothek 15 Romane und eine Kurzgeschichte - Pete Hackett - Страница 33

Der Spieler

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Kurzgeschichte von Alfred Bekker

Er sah aus wie ein Spieler.

Und er war ein Spieler.

Er trug einen tiefgeschnallten Colt, aber er hatte noch einen weiteren, der unter seiner Jacke verborgen war. Und in der Tasche seiner Glitzerweste steckte auch noch ein Derringer - dort wo andere vielleicht ihre Taschenuhr trugen.

Seine Hände waren dünn und feingliedrig.

Und ausgesprochen geschickt.

So geschickt, dass er immer gewann.

Es schien einfach keine Möglichkeit zu geben, gegen ihn auch nur nur einen Stich zu bekommen.

Und sein Gesicht war kalt wie Stein. Sein Lächeln wirkte asig. Wenn er sich über den Schnauzbart strich, dann hatte das etwas Katzenhaftes. Eine Katze, die gerade einen Vogel vertilgt hatte und sich die Barthaare glattstrich. Daran erinnerte dieser Anblick.

“Hey, das war Betrug!”, meinte der Rancher, der mit am Pokertisch saß. “So viel Glück kann niemand haben.

“Sei vorsichtig, was du sagst”, sagte der Spieler.

Zornesröte erfasste das Gesicht des Ranchers.

“Sei du vorsichtig, was du tust!”

Der Spieler strich das Geld ein. Er zählte die Scheine nicht mal. Er steckte sie einfach in die Seitentaschen seines Rocks. So, als würden sie ihm nichts bedeuten. Wie Gras, das man vom Boden aufgehoben hat, um das Pferd zu füttern.

“So ist das Leben, Hombre”, sagte der Spieler. “Mal verlierst du und mal gewinnst du.”

“Ja, nur, dass du immer gewinnst!”

“Das Spiel ist eine Kunst.”

“Ach, ja?”

“Und ich beherrsche diese Kunst etwas besser, als die meisten anderen.”

“Ich würde einfach sagen: Du betrügst!”

Der Spieler blieb gelassen. Sein Lächeln wirkte kalt und zynisch.

“Immer mit der Ruhe”, sagte er.

Ein rothaariges Saloon-Girl mit vollen Brüsten, die aus ihrem Dekolleté herausquollen, rauschte herbei. Die Rothaarige hatte wohl mitgekriegt, dass der Spieler (mal wieder) gewonnen hatte.

Und das diesmal so total, dass den anderen Mitspielern kein Cent geblieben war. Damit war das Spiel zu Ende.

Die Rothaarige drückte sich an den Spieler, strich mit der Hand über das Revers seiner Jacke.

“Vielleicht hast du nachher noch Zeit für mich. Wie wär’s?”

“Nichts dagegen”, sagte der Spieler.

“Du wirst die Nacht nicht vergessen.”

Der Spieler sah ihr in den Ausschnitt und grinste.

“Das glaube ich auch”, sagte er.

“Na, dann…”

Der Spieler steckte ihr einen der Scheine in den prallen Ausschnitt.

“Zieh dich aus.”

“Was?”

“Hier und jetzt!”

“Aber…”

“Die anderen hier am Tisch sollen auch was von meinem Gewinn haben.”

“Okay…”

“Ich bin ein großzügiger Mann.”

“Das glaube ich gern.”

“Ist ein ein Charakterzug von mir.”

“Ich weiß…”

“Und nun zieh dich aus. Die anderen hier sollen sehen, was sie nicht kriegen!”

Das Lachen des Spielers klang gehässig.

Die Rothaarige begann damit, sich auszuziehen. Sie ließ das Kleid zu Boden gleiten. Und dann das Unterkleid. Wenig später stand sie ohne einen Faden am Leib da. Das Licht der Petroleumlampen im Saloon schimmerte auf ihren großen, vollen Brüsten. Die Brustwarzen hatten sich aufgerichtet. Es zog etwas kühl von der Tür her.

Der Blick des Spielers glitt nur kurz an dem verführerischen Körper der Rothaarigen entlang. Ihm war etwas anderes wichtiger. Er beobachtete die Gesichter der anderen Männer am Tisch. Jener Männer, denen er bis auf den letzten Cent das ganze Geld abgenommen hatte.

Er schien es zu genießen, dass ihre Münder offen standen.

Dass sie sahen, was ihnen entging. Denn keiner von ihnen würde in nächster Zeit auch nur annähernd genug Dollars in der Tasche haben, um sich die Dienste der Rothaarigen leisten zu können.

“So gefällt mir das”, sagte er.

Und lachte.

Lachte immer wieder.

Die Rothaarige Lachte auch.

Ihre Brüste wippten dabei.

Die Stimmung war jetzt unheilschwanger. Denn abgesehen von dem Spieler und der Rothaarigen hatte offenbar niemand im Raum einen Grund, um mitzulachen.

Abgesehen von dem Gelächter der beiden war es nämlich jetzt absolut still im Raum.

Selbst der Saloonkeeper wirkte wie mitten in der Bewegung erstarrt. Die Männer an der Bar auch. Sie drehten sich halb um. Selbst die Huren, die um sie herumstrichen wie hungrige Katzen, schienen sie im Moment nicht zu interessieren. Alle Blicke waren auf den Spieltisch gerichtet. Und jeder schien das Gefühl zu haben, dass gleich etwas geschehen musste. Und geschehen würde.

Es war, als hätte sich die Luft in den letzten Augenblicken förmlich mit Dynamit aufgeladen.

Irgendwann musste es zum großen Knall kommen.

Und der hatte sich ja auch schon angekündigt.

“Ich will mein Geld zurück”, sagte der Rancher.

“Morgen bekommst du eine neue Chance und ein neues Spiel”, sagte der Spieler gönnerhaft. Sein Lächeln wirkte noch aasiger als sonst. “Ich verspreche es dir.”

“Pah!”

“Morgen spielen wir um deine verfluchte Ranch. Oder meinetwegen auch um den Sattel unter deinem Arsch, wenn du auf deinem Pferd sitzt. Ich gebe dir nochmal eine Chance. Aber ich muss dich warnen: Du wirst auch dann nicht gewinnen!”

“Natürlich nicht! Denn du betrügst ja!”

“Ach, komm schon. Du bist nur ein schlechter Verlierer!”

“Ich will sehen, was du unter deiner Weste hast!”

“Ach, ja?”

Der Rancher griff zu seinem Colt.

Es war langläufiger Navy-Colt. Und die lange Mündung zeigte jetzt geradewegs auf den Spieler.

Der Rancher stand auf.

“Na los, du Ratte! Knöpf deine Weste auf!”

“Ich dachte eigentlich, dass eine Nackte reicht, um dich zu beeindrucken, Rancher”, sagte der Spieler.

“Ich jag dir eine Kugel in den Kopf, wenn du nicht sofort tust, was ich sage!”

“Ist ja schon gut!”

“Ich wette mit dir, das die Karten nur so aus deinen Klamotten herausrieseln, wenn wir dich etwas entblättern, Spieler!”

“Aber, aber - das wäre doch Betrug!”

“Ja, eben!”

“So eine Verdächtigung nehme ich persönlich”, sagte der Spieler. Er begann seine Glitzerweste aufzuknöpfen. Und dann griff er schnell zu. Mit der anderen Hand, die in die Rocktasche gewandert war, wo er noch einen weiteren Derringer hatte.

Der Schuss ging durch den Stoff, riss ein Loch in den edlen Zwirn.

Einen Sekundenbruchteil später hatte aber auch der Rancher ein Loch, und zwar mitten in der Stirn.

Er stand einen Augenblick lang wie erstarrt da.

Dann brach er zusammen. Er fiel schwer zu Boden. Das Geräusch erinnerte an einen hingeworfen Mehlsack.

“Verdammt die gute Jacke!”, schimpfte der Spieler. “Dürfte schwer sein, einen Schneider im Umkreis von tausend Meilen zu finden, der gut genug genug ist, um ihn an so ein Teil heranzulassen.”

Der Spieler ließ den Blick schweifen.

Niemand hatte ein Wort gesagt.

Niemand außer dem Spieler.

Dann meldete sich die Rothaarige zu Wort. “Er hat zuerst gezogen”, sagte sie und deutete auf den Rancher. Das kann ich bezeugen.”

Der Spieler grinste. “Na, wenn du das so genau gesehen hast”, meinte er und sah auf ihre Brüste, die jetzt, da er noch immer so auf seinem Stuhl saß, für ihn genau in Augenhöhe waren. “Ich wurde nämlich etwas abgelenkt, würde ich sagen.”

*

Die Tür ging auf und schwall kalter Luft kam herein. So kalt, dass die nackte Rothaarige jetzt sichtlich fror.

Der Town Marshal war eingetreten.

Der Stern blitzte an seiner Brust.

Er war frisch poliert.

Die Hand war am Colt.

Sein Blick richtete sich auf den toten Rancher.

“Was war hier los?”, wollte der Town Marshal wissen.

“Er hat zuerst gezogen”, sagte der Spieler. “mir blieb keine andere Wahl.”

“Kann das jemand bestätigen?”, fragte der Town Marshal.

Einige Augenblicke herrschte Schweigen.

Der Spieler gab der rothaarigen Klaps auf den Po, dass es klatschte.

“Na los, red schon!”, sagte er.

“Es stimmt”, sagte die Rothaarige.

“Hat das noch jemand gesehen?”, wollte der Marshal wissen.

“Es stimmt, was sie sagt”, meldete sich jetzt der Saloonkeeper zu Wort. Der hatte natürlich ein Interesse daran, den Ärger so klein wie möglich zu halten.

Der Town Marshal atmete tief durch.

Seine Augen wurden schmal. Er kam ein paar Schritte näher.

Die obere Hälfte seines Gesichts lag nun im Schatten seiner Hutkrempe. Der dünnlippige Mund bildete einen geraden Strich.

Er sagte zwischen den Zähnen hindurch: “Dann will ich das mal glauben.”

“Na, dann können wir uns ja alle wieder amüsieren”, sagte der Spieler.

“Wie lange bleibst du hier in der Stadt?”, fragte der Town Marshal.

“Mal sehen”, sagte dieser. Er sah kurz zu der Rothaarigen. “Die Stadt hat ein paar schöne SEiten, würde ich sagen.”

“Leute wie du, bedeuten Ärger”, sagte der Marshal. “Und ich hasse Ärger.”

“Kann ich was dafür, dass dieser Idiot gezogen hat?”

“Morgen früh reitest du aus der Stadt. Hast du mich verstanden?”

Der Spieler saß wie versteinert da. Er fixierte den Town Marshal mit seinem Blick.

“Und was ist, wenn ich das nicht tue, Marshal?”

“Dann geht das übel für dich aus.” Er deutete auf den toten Rancher. “So wie dem da, könnte es dann auch dir ergehen.”

“Jetzt habe ich aber Angst.”

“Ja, das solltest du in der Tat. Denn ich bin schnell. Und zielsicher.”

Der Spieler machte eine ruckartige Bewegung.

Eine Bewegung, die seine Hand in Richtung des tioefgeschnellten Colts führte.

Aber dann erstarrte er und ließ die Bewegung unvollendet, denn der Marshal hatte plötzlich seinen Colt in der Faust. Von einer Sekunde zur anderen.

Das war fast so etwas wie Magie.

Jedenfalls musste der Spieler schlucken, als er sah, wie schnell sein Gegenüber das Schießeisen aus dem Holster bekommen hatte.

Der Spieler hatte schon viele die Waffe ziehen sehen. Aber kam jemanden, der das so schnell konnte, wie dieser Marshal.

“Okay, okay… Ich genieße hier die Nacht und das weiche Bett und verlasse dann die Stadt.”

“Bei Sonnenaufgang. Sonst hole ich dich aus dem Bett.”

“Wird nicht nötig sein. Ich bin nicht auf Streit aus.”

“Na, da habe ich aber schon anderes gehört!”

Der Spieler verzog das Gesicht. “Müssen üble Gerüchte sein!”

Der Town Marshal drehte sich um, um zu gehen.

Für einen Augenblick überlegte der Spieler, ob er jetzt doch noch zur Waffe greifen sollte.

Aber dann verstand er.

Das will er nur!, ging es ihm durch den Kopf. Damit er mich abknallen kann und dabei nicht einmal gegen das Gesetz verstoßen muss!

Er wollte offenbar den Spieler provozieren und dau verleiten, etwas unüberlegtes zu tun.

“Eines Tages schießt dir wirklich noch jemand eine Kugel in den Rücken, Marshal!”, sagte der Spieler. “Eines Tages… Aber ich werde das nicht sein. Nicht heute.”

An der Tür blieb der Marshal stehen und drehte sich noch einmal halb herum.

“Morgen früh bei Sonnenaufgang!”

“Ich werde es nicht vergessen”, versprach der Spieler.

ENDE

Pulverdampf aus der Revolvermündung: Super Western Bibliothek 15 Romane und eine Kurzgeschichte

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