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Vorwort zur Neuauflage 2014

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"Hoffnung auf Regen, Beobachtungen und Erlebnisse aus Namibia", erschien 1988. Seitdem sind 25 Jahre vergangen. Was soll jetzt noch eine Neuauflage?

Nun, zunächst möge der Leser darüber entscheiden, was er davon hält. Für den Autor ist das Risiko einer Neuauflage nicht mehr so groß wie 1988, heute gibt es einfachere Möglichkeiten, ein Buch veröffentlichen zu lassen.

Allerdings, die Leser von damals erfreuten mich mit dem Lob, mir sei eine eindrucksvolle Beschreibung von Land, Natur und Menschen gelungen. Wenn das so ist, dann hat dieser Text auch heute noch seine Bedeutung für diejenigen, die das Land bereisen.

Was aber ist mit der historischen Bestandsaufnahme? Die Rechtlosigkeit und Armut der schwarzen Bevölkerung damals? Die mühsamen, fast hoffnungslosen Bemühungen um eine künftige Nation? Hat die Unabhängigkeit nicht alle Beobachtungen von damals zu zeithistorischen Fußnoten gemacht, die nur noch für geschichtlich interessierte Leser bedeutsam sind?

Schön wär’s.

Als ich das Land 1990 von meiner neuen Wirkungsstätte Kapstadt aus bereiste, war von den Jubelfeiern der Unabhängigkeit nicht mehr viel zu spüren. Alles war wie immer, und in Karibib machten sich weiße Jugendliche an unserem Bus zu schaffen, den wir auf dem Innenhof eines Hotels abgestellt hatten. Die dunklen Gestalten kamen uns sehr bekannt vor, die Kunde von den Erichsens, den Nestbeschmutzern, die das Buch über ihr „schönes Südwest“ geschrieben hatten, hatte sich schnell herumgesprochen. Der Umstand, dass sich meine Frau in dem Auto aufhielt und aufschrak, hat wohl Schlimmeres verhindert.

Dieser Vorfall von damals erscheint uns heute symptomatisch. Die Entwicklung bis zum Jahre 2013 zeigt: Viele weiße Namibier fühlen sich immer noch als Südwester und beteiligen sich kaum am Aufbau einer neuen Nation, die nicht die ihre ist. Dabei können sie froh sein, dass sie unter dem Dach einer fortschrittlichen Verfassung von der Regierung weitestgehend in Ruhe gelassen werden. Unregierbarkeit und blutige Auseinandersetzungen wie in anderen afrikanischen Regionen blieben Namibia erspart.

Aber vielleicht sind die neuen Herren in Windhoek nur deshalb so friedlich, weil es ihnen so gut geht: Von der Rhetorik der Freiheitskampfes ist dann und wann noch etwas zu spüren, und es ist auch nicht zu unterschätzen, was die Unabhängigkeit vom weißen Südafrika in den Köpfen vieler schwarzer Menschen positiv verändert hat. Aber die satte absolute Dauermehrheit im Parlament macht träge, Korruption und Machtmissbrauch haben sich ausgebreitet. Der Kampf für ein besseres Leben im einfachen Volk ist zu mühsam, zu riskant und könnte das eigene Wohlleben gefährden – so scheint es. Kritik könnte den Politikern Beine machen, aber Kritik ist das, was sie am wenigsten mögen. Weitere Ausführungen zu dieser Thematik gibt es im Nachwort zu lesen.

Es ist also eigentlich alles wie immer. Wer das vorliegende Buch aus dem Jahre 1988 liest, wird über weite Strecken auch das heutige Namibia wiederfinden.

Peter Erichsen

Hoffnung auf Regen

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