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Vorwort

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Drei Jahre durften wir in Namibia/Südwestafrika leben, von 1983 bis Ende 1985.

Wir – das sind: Imme, meine Frau, und die drei Kinder Finn, Lena und Ole, zum Zeitpunkt der Einreise im Alter von 5, 3 und 1. Und ich, der Lehrer, mit einem 3-Jahres-Vertrag in der Tasche. Im Auftrag und durch Vermittlung des Bundesverwaltungsamtes in Köln sollte ich einer kleinen Sprachgruppenschule dienen, ihr helfen, Deutsch als Muttersprache (und damit letztlich auch als „Weltsprache“) zu erhalten und zu pflegen, und den Menschen in Namibia ein lebendiges und aktualisiertes Bild von der heutigen Bundesrepublik vermitteln – und damit ein wesentliches Ziel der auswärtigen Kulturpolitik erfüllen.

So packte eine Familie ihre Sachen, lagerte Möbel ein, löste den Haushalt auf und verabschiedete sich von Freunden und Verwandten, bewundert, beneidet und bedauert wegen der drohenden, lauernden, lockenden Ungewissheit, die angeblich, vermutlich oder tatsächlich vor ihr lag.

„Habt ihr euch wieder eingelebt?“, war die Standardfrage noch lange nach unserer Rückkehr aus Afrika. Natürlich hatten wir uns eingelebt, die drei Jahre hatten uns nicht entwurzelt. Vieles war erschreckend normal gewesen. Wir waren zwar um den halben Erdball geflogen, aber als wir dann schließlich eintrafen, standen wir auf der Erde, atmeten ihre Luft und hörten die Spatzen, die Weltbürger, in den Ästen der Bäume. Auch die Menschen waren so, wie wir sie kannten: In jeder Beziehung unvollkommen.

Und dennoch: Es gab so viel Fremdes und Faszinierendes und Nachdenklich-Machendes zu entdecken: Eine oft urweltliche Landschaft mit einer an das Wüsten- und Steppenklima hochangepassten Natur und der oft mühsame Existenzkampf der Menschen, die hier leben. Und nach und nach erschloss sich uns auch eine Ahnung vom Denken und Leben der Schwarzen, von den Auswirkungen der Apartheidspolitik, von der Entwicklung der Weißen, die so verschieden ist von unserer bundesrepublikanischen Wirklichkeit. Und wie ein roter Faden durchziehen den Bericht die oft bizarren Probleme einer privaten deutschen Auslandsschule.

Herausgekommen ist – wie ich hoffe – eine interessante und erlebnisbetonte Landeskunde aus erster Hand, die meinen Lesern Zugang und Verständnis für das „Problem Namibia“ erleichtert – und zwar nicht im distanzierten Stil der Wissenschaft, sondern mit der Wärme eines Betroffenen, der den Alltag erlebt und sich dennoch um Wahrheit und Ehrlichkeit bemüht.

Vielleicht kann ich so auch Leser ansprechen, die nicht an eine gemeinsame Zukunft von Schwarz und Weiß glauben. Vielleicht kann ich sie mit einigen Beobachtungen und Schlussfolgerungen überraschen, so dass sie mich nicht (sofort) in eine viel zu enge Schublade stecken...

Eins ist klar: Wer über Namibia oder auch Südafrika schreibt, kann Politik nicht ausklammern und wird je nach geistigem Hintergrund auch Stellung beziehen, denn hier geht es nicht um eine heile Welt aus „Braaivleis“ und Safari, sondern um einen schmerzenden Menschheitskonflikt, der empfindlich ist wie eine offene Wunde.

Peter Erichsen

Hoffnung auf Regen

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