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Hautverjüngung

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„Eine luxuriöse Schönheitsbehandlung mit außergewöhnlichem Resultat. Die Zeichen der Hautalterung werden sichtbar reduziert. Sie erstrahlen in lang anhaltender, neuer Jugend-lichkeit.“ Als „Body und Soul“-Behandlung versteht sich die Offerte der SPA-Abteilung. Körper und Geist würden es mir danken, wenn ich mich darauf einließe, wird versichert. Ich müsse nur verjüngungswillig sein.

Die Aussicht, schöner und glücklicher zu wer-den, und dazu noch jünger auszusehen, hat ihren Reiz. Am SPA führt kein Weg vorbei. SPA ist Gesundheit. SPA ist Wellness und Glück, unverzichtbar wie Essen und Trinken. Dennoch kann ich meine Unsicherheit nicht verbergen. Was ist, wenn Bedürfnisse unerschöpflich sind? Kann man mir nach einer Behandlung das verheißene Resultat ansehen? Zeichen der Hautalterung sollen reduziert werden, aber nicht verschwinden. Warum soll ich mich dann auf eine Behandlung einlassen? Warum ver-meintlichen Gewissheiten vertrauen? Kann ich mich entspannt zurücklehnen, wenn die versprochene Jugendlichkeit zwar lange anhält, aber niemand sagt, wie lange? Was nützen Verjüngungskuren mit vorübergehender Schadensbegrenzung?

„Gehaltvolle Pflanzenöle versorgen Ihre Haut mit dringend benötigten Lipiden.“ Lipide kenne ich nicht. Sie scheinen aber wichtig zu sein. Der Broschüre sei Dank. Im Kleingedruckten, unten links Seite zwölf, entdecke ich den unauffälligen Hinweis, einer Entschuldigung nicht unähnlich: Lipiden sind Fette. Fette haben keinen guten Ruf; dennoch benötigt man sie. SPA-Fette seien ungefährlich und wichtig, wird betont. Der Körper brauche Energie durch Lipide. Schon die alten Griechen hätten es gewusst.

Ich bin erleichtert. Selbstsicherheit kommt mir zugute. Mit Fetten kenne ich mich aus. Fett-freie Wurst sei keine Wurst, sagt mein Metzger. Von Lipid-loser Wurst hält er nichts. Mit fettigen Ölen kann ich mir im SPA relativ lang andauernde Jugendlichkeit herstellen lassen. 149 Euro kostet die Verschönerungs-Aktion, eine massive Attacke auf mein Sparschwein. Eine Scheibe Lipid-haltige Wurst ist preis-werter. Mein Metzger behauptet, die Wirkung sei die gleiche.

Der Reichtum des Menschen bemesse sich an dem, worauf er verzichten könne, schreibt ein amerikanischer Schriftsteller. Wenn das Behar-rungsvermögen der Haut so ausgeprägt ist wie mein Charakter, wird es der luxuriösesten Schönheitskur schwerfallen, mich nachher anders aussehen zu lassen als vorher. Warum mich Hautverjüngungs-Strategien unterwerfen, wenn der Personalausweis immer noch die Anzahl meiner Lebensjahre verrät?

Wenn ich nach ultimativer Gesichtspflege einem blond gelockten Jüngling ähnele, bin ich dann noch ich selbst? Freunde und Nachbarn stecken die Köpfe zusammen und tuscheln über mich. Sie werden sich womöglich nicht an mich erinnern. Veränderte Proportionen und der Verschwinde-Zauber einer alternden Haut könnten Verwirrung auslösen. Mein Selbstver- trauen wankt.

Unverhältnismäßigem Darstellungs- und Repräsentationsbedürfnis werde ich wider-stehen, die Zeichen der Zeit und eine nicht mehr ganz junge Haut akzeptieren. Enttäu-schend für meine Haut. Es werden Tage kom-men, an denen ich nicht von hochwertigen Ölen verwöhnt, aber vom Glück gestreichelt werde. Wenn ich, statt ein Jugend-Stimulanz verordnen zu lassen, eine Scheibe Wurst verzehre, wird es mir die in die Jahre gekommene Haut danken.

Mein Körper weiß sich zu wappnen. Ich kann ihn nicht überlisten. Ich muss nach keinem Jugend-Elixier suchen, das mich in permanente Gegenwart befördert. Alternde Haut ist keine behandlungsbedürftige Krankheit; sie ist un-abänderlich wie der Wechsel der Jahres-zeiten und lässt sich nicht wie ein Ärgernis aus der Welt schaffen. Zeit und Alter nagen an mir; dagegen ist kein lipidfreies oder lipidhaltiges Kraut gewachsen.

149 Euro für eine fetthaltige Behandlung. Wie viele Scheiben Wurst gibt es dafür beim Metzger?

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