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Nicht der Letzte seiner Art

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Ein Aufschrei ging durch die Lande. Ein Skan-dal erschüttere den Verband, schrieben die Zeitungen, wussten die Medien. Ein "Sonnen-könig" erstrebe immer noch die höchste Leiter-Sprosse einer sich selbst für wichtig haltenden Vereinigung. Wann beginnt oder endet Vorsitz-Ewigkeit? Ab wann ist man unsterblich? Die meisten wissen es nicht.

Er denkt in anderen Dimensionen. Sein Auf-treten überzeugte. Recht und Moral waren auf seiner Seite, ohne dass er andere diskreditieren musste. Seinem Sendungs-Bewusstsein konnte niemand widerstehen – auch die nicht, die widerstehen wollten. Daher Palastrevolution in der Klein-gartenanlage. Das Huhn, das goldene Eier legte, wollte man nicht schlachten.

Er sei nicht perfekt, gibt er zu. Er hält sich nicht für den Unfehlbaren, der auf der Tastatur nie danebengreift. Kein Eingeständnis des Schei-terns. Er wolle nicht vor sich davonlaufen, verteidigt er sich. Dass er mit Tränen kämpfte, mit unscheinbaren Tränen, merkte nur er. Einen Augenblick lang fürchtete er um den Verlust seiner Bedeutung. Vergangene Taten wirken umso großartiger, je länger und weiter man sich von ihnen entfernt. Siegerposen hält er unter Verschluss, um der Anderen willen.

Der Einzige seiner Art? Alarmierende Nach-richten wird es immer geben. Jede Meldung findet ihr Publikum. Leser und Zuhörer haben es nicht leicht, sich zurechtzufinden in der Nachrichtenschwemme auf der Suche nach besorgniserregenden Neuigkeiten.

Wenn sich der Betroffene eine Weile Ruhe gegönnt hat, entscheidet er sich, das erwarten viele, für das Aufhören. Er wird vom Baum herabsteigen, auf den er geklettert war, und das Dickicht aus unausgesprochenen Wünschen, Zweifeln und Vorwürfen verlassen, wenn sich kein Ausweg findet oder moralische Zäune errichtet werden. Er muss nicht wollen, was nicht sein soll oder nicht in sein Selbstver-ständnis passt.

Mit ein paar warmen Worten geht er nicht fort. In Selbstmitleid versinkt er nicht. Keine Rückkehr in die Tristesse. Kein Sprung ins Ungewisse. Auf Verachtung, die ihm widerfuhr, kann er in Ruhe reagieren. Er ist nicht Laden-hüter, will nicht Recht haben um jeden Preis, sondern Frieden mit sich. Er wird sich nach Harmonie und Seelenruhe sehnen, wenn sein Schiff zu sinken droht. Aufhören ist schön, wenn er woanders beginnen kann. Auch an kleinen Siegen kann er sich erfreuen.

Dann wissen die Anderen nicht, was sie mit ihm und sich anfangen sollen. Unbehagen wird sich breit machen. Spielverderber wäre er, würde er aufhören. Beunruhigend wäre sein Bedürfnis nach Ruhe. „Jene, die Ruhe pflegen, kommen manchen ungelegen.“ Wilhelm Busch wusste das. Alles soll anders werden. Auch mit ihnen. Das hätten sie anders haben können, die Teilzeit-Moralisten, die sonst nichts zu sagen haben. Doch sie wollten es nicht anders.

Am Ende, wenn der Donnerhall verklungen ist, überlegt er es sich aber und erliegt neuen Umarmungen, eingedenk seines Sendungs-bewusstseins. Ein Abschied dann, der keiner war. Die Zeit mit Abwarten vertändeln, in Langeweile taumeln, nach buddhistischer Art unter einem Baum sitzen und auf das Nichts warten, liegt ihm nicht. Lieber macht er eine Rolle rückwärts und findet Geschmack an dem, was er gekostet hat.

Demütigende Orte meidet er. Selbstgeißelung kein Thema. Geschehenes kann er vergessen. Er wird wieder Wurzeln schlagen, Gemeinsam-keiten finden, Machtoptionen ausloten, das Bad in der Menge suchen. Er passt sich Zeitläuften an. Sein Feuer ist nicht erloschen. Er hat noch Pfeile im Köcher. In der Vitrine ist Platz für Pokale eines Wiederholungstäters. Sich war er stets einen Schritt voraus. Der Himmel wird nicht grollen.

Er muss sich der Welt nicht anpassen, sondern wird sich neue Welten schaffen. Er braucht keine Notruf-Nummern, wenn er einen Weckruf verspürt. Wie König Lear, der sein Reich an die Töchter verschenkt und dann von ihnen verjagt wird, wird es ihm nicht ergehen.

Ist der Gescholtene der Letzte seiner Art? Es gibt Andere, Andere seiner Art.

Du lieber Himmel

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