Читать книгу Du lieber Himmel - Peter Josef Dickers - Страница 15

Wunderbarer Teppich

Оглавление

Wolfi war gut zu mir. Einen wunderbaren kleinen Teppich bot er mir an, mit eingeprägter Zertifikatsnummer. An der Echtheit war nicht zu zweifeln. Ich meinte zwar, ein ähnliches Stück schon einmal gesehen zu haben, aber es fiel mir nicht ein.

Das gute Stück lag vor mir in der Diele. Der Preis war umwerfend günstig. Den könne ich für so wenig Geld von ihm haben, weil ich oft so gut zu ihm gewesen sei. Wolfi strahlte vor Dankbarkeit, obwohl er Geld von mir haben wollte. Er möchte mir etwas Gutes tun, sagte er. Ich konnte mir nicht erklären, wie er in den Besitz dieses kostbaren Stückes gekommen war. „Geerbt“, sagte er. Die Tante sei gestorben.

Wolfi klingelte regelmäßig bei mir, wenn er etwas benötigte, Geld in der Regel. Nach und nach war ich großzügig geworden. Diese treue Seele wollte ich nicht abspeisen mit „Geh zum Sozialamt“ oder „Das Geld vertrinkst du ja wieder“. Wolfi wusste, was er an mir hatte. Deswegen bot er mir jetzt den Teppich an. Der lag jetzt in meiner Diele. Morgen wollte ich ihn reinigen lassen, da ich nicht wusste, welche lebenden und nicht lebenden Spuren sich in den unendlich vielen kleinen Knoten verbargen.

Es schellte. Wolfi schon wieder? Nein, die Nachbarin. Sie habe eine unangenehme Frage, und sie wisse nicht, was sie machen solle. Mir konnte sie keine unangenehmen Fragen stellen. Meine gute Teppich-Laune verlieh mir Sicher-heit. Sie vermisse, kam es zögernd über ihre Lippen, einen kleinen Teppich, den sie unten im Hof in die Sonne gelegt habe.

Gute Teppich-Laune. Wunderbares Stück. Umwerfend günstig. Dankbarkeit. Ähnliches schon einmal gesehen. Die Gedanken sind frei. Wolfi war weit weg. Sein Teppich, mein Teppich war auch weg. Ich übte mich in Schadensbegrenzung. Der Nachbarin fiel ein Stein vom Herzen. Mir ein Teppich.

Die Menschen sind nicht schlecht. Sie wissen sich nur auf ihre Art zu helfen. Wolfi wird wieder bei mir schellen. Mit sich selbst ist er gnädig. Er genießt sein Daseinsglück und fühlt sich wohl in rechtsfreien Räumen. Soziale Hängematten sind ihm suspekt. Niemand kann ihn zum Glück zwingen. Er liebt die Ziellosig-keit; sie ist verlockend. Nach mir wird er sich sehnen, ohne sich an einen Teppich zu erinnern.

Ich erhebe nicht vorwurfsvoll den Zeigefinger; denn ich kann ihm nicht den Weg weisen zu einer scheinbar richtigen Welt mit ihren Nor-men und Regeln. Er liebt offene Horizonte.

Du lieber Himmel

Подняться наверх