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Sankt Brückentag

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Er ist bisher nicht zur Ehre der Altäre erhoben worden. Das kann nicht mehr lange dauern. Katholisch-kirchlicher Heiligsprechung geht voraus, dass jemand, der im Geruch der Heilig-keit steht, in besonderer Weise verehrt wird. In diesem Fall geschieht das unablässig.

Sankt Brückentag ist ein außergewöhnlicher Heiliger. Nicht zu verwechseln mit Nepomuk oder Christophorus – Brückenheilige, die Brücken in ihre Obhut nehmen und diejenigen beschützen, welche sie überqueren.

Sankt Brückentag ist ein Heiliger mit unver-wechselbarem Gesicht, mehr irdischer als himmlischer Beistand, ein Helfer in den Nöten des Lebens. Ihm zu Ehren werden Brückentag-Feste veranstaltet. Brückentag-Verehrer strö-men zusammen, um ihm ihre Referenz zu erweisen. Sankt Brückentag genießt hohes Ansehen, weil dank seiner Fürsprache mehrere Tage am Stück nicht gearbeitet werden muss. Unter Berücksichtigung von Feier- und Brückentagen lässt sich das Wochenende verlängern. Zusätzlich spart man Urlaubstage. Man nimmt die Welt neu wahr und entdeckt bisher nicht bekannte Freizeit-Strategien.

Auf Heilige wie Sankt Brückentag, die wissen, was Menschen guttut, haben viele gewartet. Er ist kein Relikt aus der Vergangenheit, kein Einsiedler in seiner eigenen Welt. Eine Magie geht von ihm aus. Wer auf ihn setzt, fühlt sich nicht verloren und verlassen. Bummeln am Brückentag, ausschlafen am Brückentag: Warum wird diesem Heiligen nicht die Ehre zuteil, die er verdient? Sankt Brückentag, Freund des Lebens und der Leichtigkeit, erfreut sich nachhaltiger Wertschätzung und Beliebt-heit.

Spricht jemand vom verfluchten Brückentag? Am Brückentag soll er allein am Schreibtisch im Büro gesessen haben, weil die Kollegen Sankt Brückentag feierten. Ein Schreibtisch-täter, der einen Volksheiligen nicht zu schätzen weiß. Statt Weichen für die Zukunft zu stellen, stellt er sich in die Schmoll-Ecke. Bilanz-Fälschungen wegen des Brückentags soll es gegeben haben. Blutspende-Aktionen seien hinter Erwartungen zurückgeblieben, weil Brückentag statt Blutspenden gefeiert wurde.

Ist Sankt Brückentag für solche und andere Versäumnisse verantwortlich? Hat er den Stau auf der Autobahn verursacht, als Tausende unterwegs waren, um Brückentag zu feiern? Sankt Brückentag hat nicht den blinden Wahrnehmungs-Fleck verschuldet bei denen, die ihm missgünstig gestimmt sind.

Im kommenden Jahr, wird gemunkelt, soll sich die Verehrung auf ein Minimum beschränken. Es gebe nur wenige Brückentage. Kaum hat sich der Heilige einen Namen gemacht, tritt die Abteilung „Bedenken“ auf den Plan. Miss-günstige Stimmen werden laut. Der Heilige ist in Gefahr, nicht entsprechend seiner Ansehens gewürdigt zu werden.

Viele Heilige verlieren an Bedeutung und Zauber, weil sie nicht dazugehören und sich neben die Gesellschaft stellen. Verstaubten Oldies aus Großmutters Zeiten gleichen sie und Leuten von gestern, die sich gegen den Gang der Zeit stemmen. Ihre Statuen werden verhüllt.

Sankt Brückentag dagegen ist der Heilige von heute für heute. Ein zeitgemäßer Heiliger. Wann setzt man ihn auf die Überholspur zur Heiligsprechung und erhebt ihn zur Ehre der Altäre, in Gottes oder Teufels Namen?

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