Читать книгу UHRA - Göttlicher Auftrag - Peter Schwerthelm - Страница 16

KAPITEL 14

Оглавление

Die Straße war breit, mindestens vier Fuhrwerke konnten nebeneinander fahren, ohne dass Fußgänger in den Graben ausweichen mussten, der den Weg säumte.

Die Karawane folgte ihnen, wobei der Abstand schnell größer wurde. Welche kostbaren Waren auch immer auf den Pferden oder in den Wagen transportiert wurden, sie würden ihren Bestimmungsort sicher und ohne übertriebene Hast erreichen.

Nicht so bei Uhra und seiner heiligen Fracht. Er musste sowohl schnell sein, als auch den Bogen unversehrt abgeben. Der Kasten mit dem Artefakt war sicher an der Seite von Astara verstaut. Einige Stunden würden sie noch reiten, die aufkommende Nacht war mild, später, wenn genug Weg zwischen ihnen und der Stadt lag, würden sie rasten, ein wenig schlafen, dann den nächsten Tag so weit reiten, wie es ihnen möglich war.

Im Norden von Calaman gab es einige Tagesreisen entfernt immer noch Städte und Dörfer. Sie würden keine Schwierigkeiten haben, sich zu verpflegen oder ein Bett zu finden. Die Frage war, ob sie das überhaupt wollten oder ob sie lieber einen Weg durch unbewohntere Gebiete wählten, um es dem Feind, den sie noch nicht kannten, schwieriger zu machen, sie zu finden.

Als die Sonne bereits seit einiger Zeit untergegangen war, die Luft kühler wurde, Reiter und Pferde eine Pause brauchten, standen sie beisammen und besprachen sich. Sollten Sie jetzt schon in der Nacht Wache halten? Oder erst wenn sie den `Speckring´ um Calaman verlassen würden?

Sie entschieden sich für eine Wache, die von ihnen schon so oft erprobte und bewährte Rotation sollte dabei ihre Anwendung finden.

Etwa fünfzig Meter von der großen Straße entfernt gab es eine Gruppe von Bäumen, Pinien die eine Art Kreis bildeten. Dort wurden die Pferde angebunden. Es wurde wenig gesprochen, Hagen, der die erste Wache übernahm, hatte zuerst das Zaumzeug geprüft, Gurte und Schnallen gerichtet, sich einige Minuten eingehender um seinen Hengst gekümmert. Die Stunden auf seinem Rücken hatten keine Probleme bereitet, auch wenn er sich erst wieder an das lange Reiten gewöhnen musste. Es würde werden, wie immer, aber noch waren sie keine Einheit. Der Nordländer spürte eine Zurückhaltung des Pferdes, welches er im Geiste Rodesus taufte, wollte sehen ob er auf seine ruhige Stimme anders reagierte, als auf seinen Schenkeldruck und sein Zügeleinsatz am Abend. Sanft sprach er mit ihm, mit leiser Stimme, um die anderen nicht zu wecken, sprach über den Norden, aus dem er stammte, erzählte von der Weite des Landes, von den heißen Sommern und den bitterkalten Wintern.

Die Worte, die er sprach, sie kamen von Herzen, und der Hengst stand bald mit aufgerichteten Ohren vor ihm. Mit beiden Händen, gut sichtbar für Rodesus, streichelte er über Nüstern und Stirn, erlaubte dem Pferd seinen Geruch zu prüfen, mit der Zunge die Finger zu lecken. Beide Ohren blieben weiter aufgerichtet, doch Hagen bekam das Gefühl, das jetzt Neugierde die treibende Kraft war, nicht Skepsis. Ja, sie würden sich näher kommen, kein Zweifel, die Zeit würde aus ihnen ein gutes Team zusammenschmieden. In Gedanken sah er sich über eine weite Ebene reiten, der Wind blies ihnen entgegen, und Rodesus, kraftvoll, mit weit ausgreifenden Bewegungen, unter ihm, fast so schnell wie der Wind.

Ein leises Geräusch ließ ihn aus seinen Träumereien hochfahren. Schnell hatte er sich umgedreht, das Pferd stand nun in seinem Rücken. Das breite Schwert war in seiner Hand, ohne das er darüber nachdenken musste. Leicht geduckt lauschte er, um die Quelle des Geräusches zu finden.

Waren sie ihnen so schnell auf die Fährte gekommen? Er musste die anderen wecken! Das Geräusch wiederholte sich, ein leichtes Stöhnen. Jetzt, da Hagen aufmerksam war, konnte er hören, dass die Geräusche von Nyander kamen. Der Halbelf bewegte sich im Schlaf, gab so etwas wie ein knurrendes Geräusch von sich.

Hagen steckte sein Schwert weg und ging vorsichtig zu dem Schlafenden. Der rührte sich kurz, lag jetzt auf der Seite, schlief friedlich und machte keinen Mucks. Der Nordländer versuchte, sich zu beruhigen, ärgerte sich über die ausgeprägten Träume von Nyander. Er ging, da er jetzt schon mal angefangen hatte, eine ganze Runde um das Lager herum und endete wieder bei seinem Pferd, das ihn immer noch mit gespitzten Ohren und erhobenem Kopf beobachtete.

»Ja, da wirst du dich noch dran gewöhnen müssen.«

Nach einer weiteren Stunde, die ohne Zwischenfälle verlief, weckte er Adderlin. Wie so oft schien der Elf nicht wirklich geschlafen zu haben, sondern war in der Sekunde wach, in der Hagen seine Hand ausstreckte, um ihn sanft zu rütteln.

»War etwas?«

»Nein, alles ruhig.«

»Schlaf gut!« Adderlin erhob sich vollständig und nach einem Blick in die Runde war auch sein erster Anlaufpunkt die Pferde. Elfische Klänge erfüllten sacht die Nachtluft. Alle Pferde stellten ihre Ohren auf, lauschten interessiert. Jedes bekam eine kleine Streicheleinheit, jedes ein paar spezielle Worte. Es waren gute Pferde, dessen war er sich sicher. Noch nie hatten sie so viel Geld für Pferde in dieser Qualität ausgegeben. Die Ausdauer und die Kraft der Jugend würde ihnen helfen, schnell über Wege und Straßen zu reisen, wie würde die Reise wohl verlaufen?

Der Elf verspürte eine innere Unruhe, die er so schon lange nicht mehr empfunden hatte. Er musste mit Uhra sprechen, musste ihm dringend sagen, welche Unruhe ihn umtrieb. Morgen, gleich morgen, wenn sie wieder auf dem Rücken der Pferde unterwegs sein würden, würde er mit dem Priester reden.

Zwei Stunden Wache verliefen ohne Auffälligkeit, doch die Unruhe des Elfen wollte sich nicht legen. Noch etwas mehr als eine Stunde, dann würde die Sonne aufgehen, Gwen, die eigentlich an der Reihe war, sollte ruhig schlafen.

Da sie kein Holz für ein Feuer besaßen, aßen sie kurz nach Sonnenaufgang nur etwas Obst und Brot, welches vom Abend noch übrig war. Die Magierin beschwerte sich halbherzig beim Elfen. Er solle gefälligst auch seinen Schlaf bekommen. Sie wollte nicht bevorzugt werden, sagte sie, knuffte den Elfen aber freundschaftlich in die Seite, um ihm zu verstehen zu geben, dass sie seine Geste zu schätzen wusste.

»Welchen Weg hast du dir überlegt, Uhra?«

Die Sonne war vor einer halben Stunde über den Horizont gekrochen, es wurde wärmer. Einzelne Fuhrwerke und Personen zu Fuß, meist bepackt mit Waren für den Verkauf, waren die stetigen Begleiter auf der Straße nach Norden. Meist kamen sie ihnen entgegen.

»Ich bin mir noch nicht darüber im Klaren. Wenn wir so weiter nach Norden reisen, werden wir durch den großen Wald und später über die Berge müssen. Ich weiß nicht, welchen Pass wir nehmen werden. Es sei denn, wir machen einen Bogen um die Berge nach Mordudrin und dann nach Osten in Richtung Baskyton. Auch dann müssen wir durch Berge, die sind aber nicht so hoch, und es führt eine Handelsstraße in Richtung Wynd.«

»Der Bogen ist aber ganz schön groß, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Es wird uns mindestens zwei Wochen kosten.« Hagen war offensichtlich nicht von der Idee begeistert. »Gut, dann ist die andere Möglichkeit die, dass wir dem Calamer folgen, eine andere Brücke oder Furt nehmen. Weiter dann in Richtung Osten, an den Bergen entlang. Später werden wir dann erneut einen Fluss überqueren müssen, den Anthequar, aber das sollte kein Problem sein. Dann Richtung Nordosten und über die Berge.«

»Ist wohl der kürzeste Weg. Spricht irgendetwas dagegen?« »Wenn wir verfolgt werden, könnten wir sie im Wald besser abhängen oder umgehen!« Der Elf natürlich!

»Ja, wenn ich Uhra richtig verstanden habe und wir nicht auf einer Vergnügungsreise sind, ist unser größtes Problem nicht der noch unsichtbare Feind, sondern die Zeit, stimmt’s?«

»Ja, die Zeit ist die kritische Komponente. Ich weiß nicht, wie viel wir haben, ob wir überhaupt genug haben. Aber wir können es uns nicht leisten, Zeit durch Umwege zu verlieren.« »Dann ist es ja klar«, rief Gwen über ihre Schulter. »Wir gehen nach Osten und dann nach Norden. Wenigstens werden wir genug Städte und Dörfer finden, um vorerst nicht mit zu viel Gepäck reisen zu müssen – auf geht’s.« Mit diesen Worten gab sie Ihrer Stute die Fersen, beschleunigte in einen leichten Galopp.

Die anfängliche Anspannung wich einer unterschwelligen Ruhe. Eine Stimmung zwischen Hoffen und Verdrängen, bemächtigte sich der Freunde.

Zur Mittagspause erreichten sie ein kleines Dorf mit zwei Dutzend Häusern und einem Wirtshaus. Die Leute hier waren nicht arm, denn die nahe Hauptstadt sorgte für einen stetigen Strom an Reisenden, Händlern und Einheimischen. Auch jetzt zur Mittagszeit war im Schankraum kein Platz mehr zum Sitzen, doch der Wirt hatte sich darauf eingerichtet und einige, wenn auch eher klapprige Bänke draußen unter einen nahen Baum gestellt. Ein junger Mann versorgte die Gäste mit Getränken, durch ein Fenster in der Küche wurden die Speisen verteilt.

Ein Eintopf und frisches Brot waren schmackhaft und sättigend, auch wenn das warme Essen in der spätsommerlichen Wärme zu einigen Schweißperlen führte. Frisches Wasser und gekühltes Bier entschädigten dafür, der Wirt besorgte außerdem Heu, Möhren und Gerste für die Tiere.

Nach nur einer halben Stunde waren sie erneut unterwegs, gingen diesmal einige Zeit zu Fuß, für die Verdauung und um die Pferde nicht schon am ersten Tag zu überanstrengen.

Nach einer Stunde des Fußmarsches aber wurde Uhra wieder von der Unruhe gepackt, und sie bestiegen die Pferde. In einem schnellen Trab ging es weiter Richtung Nordosten, dem Fluss entlang, stromaufwärts. Fuhrwerke, die größere Flösse den Strom entgegen treidelten und Lastkähne, die flussabwärts unterwegs waren, boten eine willkommene Abwechslung.

Die Mittagshitze verbunden mit der schwülen Luft des Flusses machte ihnen zu schaffen, doch sie gönnten sich nur eine kurze Pause, verbrachten wenige Minuten im Schatten einer Baumgruppe, ließen die Pferde im Fluss saufen. Der Bedarf an Wasser war groß, die paar Schläuche, die sie mit sich trugen, hätten ohne den nahen Fluss als Reserve nicht ausgereicht. Man würde in der nächsten Stadt oder auf dem nächsten Markt noch einige Trinkschläuche dazu kaufen müssen.

Am Abend fanden sie einen flachen Platz unweit des Flussbettes, nur zwanzig Schritte vom Wasser entfernt. Die Pferde wurden mit Seilen angebunden, so dass sie noch bis ins Wasser gehen konnten. Hagen machte ein kleines Feuer aus trockenen Zweigen und etwas Gras.

Als die Sonne den Horizont berührte, kam ein Wind auf, der erfrischend über das Land zog. Eine Plane diente als Schutz vor Staub, den die stärker werdende Brise aufwirbelte.

Nyander versuchte, ein paar Fische, die im Wasser zu sehen waren, zu fangen, mit wenig Erfolg. Eine einzelne mittelgroße Forelle war die Ausbeute. Der Halbelf warf sie wieder in den Fluss, sie würde für niemanden reichen und nur um ihn ins Feuer zu halten war der Fisch zu schade. Durch das Fischen nass und erfrischt, half er seinen Freunden beim Verteilen des Essens.

Nach dem Mahl waren die anderen an der Reihe, sich zu waschen. Das gefühlt kühle Wasser wurde zu einem Badespaß, bei dem sogar Uhra für einige Minuten seine Sorgen vergaß, erst der Blick zum Ufer, zum Sattel mit dem Artefakt machte ihm schlagartig bewusst, dass dies keine Vergnügungsreise war.

Adderlin stand im seichten Wasser und hielt beide Schwerter kampfbereit. Langsam vollführte er Bewegungen, die wie Figuren aus einem dem Priester unbekannten Theaterstück waren. Elegant und tödlich.

Uhra nickte in Gedanken. Sie würden erst wieder in Ruhe, ohne Angst und ohne ständig über die Schulter schauen zu müssen, leben, wenn er diesen Bogen, der in dem unscheinbaren Kästchen an der Seite des Pferdes festgebunden war, dem Tempel überbracht worden wäre. Wenn doch die Puzzleteile nur besser zusammen passen würden. In der Nachricht aus dem Kloster Dey Lumonos Abieskas, dort wo ein weiteres Artefakt aufbewahrt wurde, gab es einen Hinweis auf eine `dunkle Bruderschaft´, aber was hatte es damit auf sich und wer gehörte zu dieser dunklen Vereinigung?

Uhra fand sich ob dieser Gedanken an diese ominöse Bruderschaft nicht in der Lage, die sich ständig steigernde Unruhe zu besiegen, versuchte es später, etwas abseits der anderen, mit seinem Ritual. Natürlich hatte er die Freude gefragt, ob sie ihm beiwohnen wollte, aber, wie erwartet, hielten die anderen lieber Abstand, ließen sich immer noch nicht darauf ein, Artemesea zu huldigen. Alle? Nein, überraschenderweise war es Hagen, der plötzlich vor ihm stand, ihm freundlich zunickte. Uhra nickte zurück.

Mit einem bestickten Tuch reinigte er die ihm seit seiner Weihe zum Priester gehörenden Gegenstände. Ein aus Stein gefertigter Mond und eine Silberkette mit einem Bogen als Anhänger.

Hagen wartete, er kannte den Ablauf und wusste, dass es noch einige Minuten dauern würde, bis das eigentliche Gebet gesprochen wurde. Mit dem Versuch beschäftigt, sich zu entspannen und auf die Worte zu konzentrieren, deren richtige Betonung und Melodie für die korrekte Ansprache an seine Göttin so wichtig waren, hatte Uhra heute Abend seine Schwierigkeiten. Zu viele Gedanken, Fetzen von Gesprächen und wirre Bilder spukten in seinem Kopf. Dunkle Gestalten wollten ihn greifen, ihn mit sich ins Dunkel ziehen, kein Mond war weit und breit zu sehen, keine Macht in seinem Herzen und seinen Fingern. Sie würden ihn fangen, ihm den Bogen entreißen. Artemesea würde ihn als unwürdig ansehen und verstoßen. Er würde in der ewigen Verdammnis mit ihrer Ungnade leben. Was für ein Leben sollte dies wohl sein, er konnte es sich nicht vorstellen. Konzentriere Dich!

»Artemesea, die du der Mond und das Licht bist, die du das Leben und die Kraft bist. Artemesea schenke uns die Gnade deiner Gegenwart, schütze die, die dir dienen und deinen Namen preisen, helfe denen, die auch dir helfen. Stärke unseren Glauben und unseren Mut, gib uns Zuversicht und Gnade. Lasse deine Feinde erzittern und ihren Mut schwinden. Wir, deine Anhänger, werden deinen Ruhm mehren und Worte der Welt verkünden.«

»So sei es«, lautete die rituelle Antwort auf die Anrufung. Das Zeichen der Göttin wurde mit dem Zeigefinger und dem Mittelfinger auf die Brust von Hagen gezeichnet. Kleine blaue Linien waren zu erkennen, die langsam verblassten. Hagen spürte die Kraft, die ihn berührte, kannte das Gefühl, mit der die Anstrengung des Tages von ihm genommen wurde.

»Danke Artemesea!« Uhra sprach noch einige eigene Worte, leise murmelnd, selbst der Nordländer hatte Schwierigkeiten, dem Inhalt zu folgen, es ging wohl um Vertrauen und die Bitte um Führung.

Nach einem weiteren Segen erhob sich Uhra, verstaute die Utensilien in einer kleinen Tasche, die in einer der Satteltaschen verschwand. Normalerweise um Mitternacht abgehalten, musste diese frühere Stunde heute genügen.

Das Abendessen war karg. Doch niemand beschwerte sich. Wachen wurden eingeteilt, das Feuer gelöscht, die Pferde versorgt und kurz über das Etappenziel für den morgigen Tag gesprochen. Es herrschte Einigkeit über ein schnelleres Reisen, das nächste Frühstück gab es daher auf dem Rücken der Pferde. Es sollte möglich sein, die Stadt Raschangys am nächsten Abend zu erreichen, aber nur wenn sie es schafften, zügig voranzukommen.

Die Stadt galt als das Zentrum für Stoffe in einem Umkreis von mehreren Wochen Reise. Alle bedeutenden Tuchhändler aus Calaman hatten hier eine Niederlassung, meist sogar ihren Stammsitz, und es waren gute Stoffe, die hier produziert wurden. Schon der Rohstoff wuchs auf weiten Ebenen, die sich sanft über das flache Land ausbreiteten. Viel Sonne und ein stetiger Wind aus Norden von den Bergen boten ein ideales Klima. Der Anblick der Felder begleitete sie den ganzen Tag, endete auch nicht, als die Freunde das Lager für die Nacht aufschlugen.

Nyander war der Erste, der wachen sollte. Als alle sich zur Ruhe begeben hatten, fand auch er die Gelegenheit, mit seiner Zweililie zu üben. An der Seite von Tarkess, seinem Pferd, war sie die meiste Zeit in ein Tuch mit Rankenmuster und Blüten, gewebt von seiner Mutter, verhüllt, doch er wusste, er musste regelmäßig die Bewegungen üben, wollte er nicht langsam werden. Viele der Abläufe waren ihm ins Blut übergegangen, er wurde eins mit der Waffe, aber wenn er längere Zeit nicht trainierte, spürte er, wie die Geschmeidigkeit und die Präzision verloren gingen.

Langsam löste er die Verschnürung um das Tuch, legte Tuch und Lederbänder sorgsam zur Seite, entfernte sich einige Schritte vom Lager.

Der Rest der Gruppe sollte nicht gestört werden, sie brauchten alle ihren Schlaf, ihre Erholung.

Langsam, so als hätte er die Waffe noch nie in der Hand gehabt, drehte Nyander sie in seinen Händen. Ruhig und bedächtig zuerst, dann schneller drehte sich die Zweililie, bildete ein Rad aus Klingen, der Halbelf verlor das Gefühl dafür, wie lange er hier schon stand. Seine Hände vollführten die Drehung, erst vor dem Körper, dann an den Seiten, über dem Kopf, letztendlich überall.

Ein Geräusch war zu hören. Nyander verharrte in seiner Position und lauschte. Als ob Metall auf Leder reibt, hatte es geklungen.

Der Halbelf veränderte seine Position. Mit lautlosem Schritt näherte er sich dem niedrigen Kamm, der von der Baumgruppe aus parallel zum Flussufer in Richtung Norden verlief. Kein weiteres Geräusch war zu hören. Den Blick einmal in die Runde schweifend, ließ Nyander weitere Sekunden verstreichen, wartete auf die Wiederholung des Geraschels in der Hoffnung, es würde die Position verraten. Einige Sekunden verstrichen, aber es blieb still. Links standen die Pferde, ruhig, nicht mal ein Ohr war als Zeichen von Unruhe aufgestellt. Vorsichtig schaute er über die Kante. Nichts. Fünfzig Meter weiter lag die Straße verlassen und still.

Zur Sicherheit umrundete er das Lager zwei Mal, in verschiedenen Abständen und entgegengesetzten Richtungen, und nachdem er nichts und niemanden fand, entspannte er sich wieder, verbrachte den Rest seiner Wache in Ruhe, versuchte zu meditieren.

Nur halb zufrieden mit seiner Leistung sich zu entspannen, weckte er Gwen. Sie schaute ihn an, erkundigte sich, ob etwas gewesen sei.

»Nein, alles in Ordnung.«

»Dann schlaf gut, bis morgen.«

Der verdiente und auch benötigte Schlaf wollte sich nicht gleich einstellen. In seinem Kopf malträtierte ihn die Frage, was wohl in den nächsten Tagen auf sie wartete, wer auf sie wartete. Irgendwann, kurz bevor Gwen den Elfen zu seiner Wache weckte, schlief der Halbelf endlich ein.

UHRA - Göttlicher Auftrag

Подняться наверх