Читать книгу Digitale Ethik. Leben in vernetzten Welten - Petra Grimm - Страница 13

2.4 Kann ich meine Privatsphäre (noch) schützen?

Оглавление

Wer die Auffassung vertritt, dass er nichts zu verbergen habe, wird spätestens dann eines Besseren belehrt, wenn er gefragt wird: »Geben Sie mir bitte ihr Handy?«. Fragt man dies als Dozent seine Studierenden, sind die Reaktionen durchgängig dieselben: Niemand will sein Handy aus der Hand geben, auch dann nicht, wenn er offensichtlich nichts zu verbergen hat. Diese Alltagsepisode veranschaulicht, dass Privatheit durchaus als Wert empfunden wird, auch wenn wir uns nicht immer entsprechend verhalten (können).

Solange Privatheit noch ein Thema in unserer Gesellschaft ist und deren massive Verletzung als Skandal empfunden wird, solange wird die Antwort auf die Frage, ob wir unsere Privatsphäre (noch) schützen können, verhandelbar sein. Datenskandale wie zuletzt der »Cambridge Analytica-Fall«23 befeuern zwar die Versuche in der Politik, die Marktmacht von Facebook und anderen Datenkonzernen wie Alphabet (Google), Amazon, Apple und Microsoft zu regulieren. Aber es bedarf eines tiefergehenden Prozesses des kommunikativen und gesellschaftlichen Aushandelns, um ein datenökologisches Bewusstsein zu entwickeln. Ein solches Bewusstsein meint, sich ähnlich wie im Umweltschutz darüber Gedanken zu machen, wie wir den technologischen Fortschritt für ein gelingendes Leben nutzen können. Wie in anderen Bereichen auch ist Wissen, aber auch Werthaltung, hier der Schlüssel.

Zentrales Mittel, um Wissen und Werthaltung zu sichern, dürfte eine digitale Privatheitskompetenz (Privacy Literacy) sein. Dieser Begriff meint, dass Nutzer gewisse Fähigkeiten in ihrem Umgang mit digitalen Medien erlernen sollten. Diese digitale Privatheitskompetenz geht aber über eine technische Digitalkompetenz hinaus und stellt die Bewusstheit über die ethische Dimension des digitalen Lebens in den Mittelpunkt. In summa können folgende Fähigkeiten für eine solche Privatheitskompetenz stehen:

 Nachdenken, warum private Daten als schützenswert einzustufen sind (ethische Reflexionskompetenz)

 Wissen, wer private Daten zu welchem Zweck erhebt, verarbeitet und weitergibt (strukturelle Kompetenz)

 Auseinandersetzen mit eigener Wertekonkurrenz, z. B. private Daten schützen, aber zugleich nicht aus WhatsApp ausgeschlossen sein wollen (Werthaltung)

 Abschätzen der Folgen, die sich aus der Preisgabe privater Daten ergeben, (Risikokompetenz)

 Nutzen von Angeboten, die Privatheit respektieren (Handlungskompetenz) sowie

 Wissen aneignen über Datenkapitalismus (ökonomische und politische Kompetenz)

Petra Grimm

Reflexionsfragen: Privatheit

1 Was ist mit einer Datafizierung der Privatsphäre gemeint?

2 Was bedeutet Privatheit?

3 Wie würde eine Welt aussehen, in der es nichts Privates mehr gäbe?

4 Was sind die Folgen, wenn immer mehr private Daten gesammelt werden?

5 Wie kann Privatheitskompetenz gebildet werden?

Digitale Ethik. Leben in vernetzten Welten

Подняться наверх